SAP erneuert Kernapplikationen auf Basis von SAP HANA

Version 9 von SAP HANA, Simple Applications und eine erweiterte Cloud-Plattform waren die Kernthemen der SAP-Technologiekonferenz TechEd. Die Kombination dieser Elemente soll es Anwendern erleichtern, Innovationen einzuführen.

„Die Simple Applications stellen den neuen SAP Core dar“, erläutert SAP-Technikvorstand Bernd Leukert. „Trotz der Vereinfachung der Applikationen lassen wir keinerlei Funktionalität entfallen.“

„Die Simple Applications stellen den neuen SAP Core dar“, erläutert SAP-Technikvorstand Bernd Leukert. „Trotz der Vereinfachung der Applikationen lassen wir keinerlei Funktionalität entfallen.“

Komplexität bekämpfen mit Hilfe von SAP HANA – unter dieses Motto stellte SAPs Technologievorstand Bernd Leukert die Technologiekonferenz SAP TechED. Mit einem „Feuerwerk an Innovationen“ will Leukert Kunden dabei unterstützen, nicht nur ihre SAP-Systeme, sondern auch ihre Geschäftsprozesse zu modernisieren. Größter Hebel dabei ist die In-Memory-Datenbank SAP HANA, die Ende November in Version 9 erscheinen soll.

 

Solid State Disks erweitern den Hauptspeicher von HANA

Mit Neuerungen in fünf Bereichen soll SAP HANA 9 die Basis für die Erneuerung von SAP-Systemen legen: eine Mehrschichtarchitektur, Dynamic Tiering genannt, die Mehrmandantenfähigkeit, Smart Data Streaming, sogenannte Graph-Storage und Graph-Engine-Funktionen sowie eine engere Integration von Hadoop.

Bei Dynamic Tiering geht es darum, nicht mehr sämtliche Daten im Hauptspeicher zu halten. „Die heißen Daten im RAM, die warmen auf Solid State Disk“, erklärt Leukert das neue Paradigma. Die Analogie zwischen der Daten und ihrer Temperatur ruft Assoziationen zum Multitemperature Data Warehouse von Teradata hervor: dort werden Daten je nach Temperatur automatisch zwischen Solid State Disks und klassischen Festplatten hin- und hergeschoben. Daten, auf welche die Anwender besonders häufig zugreifen, gelten als heiß und wandern in den Hauptspeicher, während der Rest auf Solid State Disks oder anderen Speichern lagert. Auch SAP selbst hatte in der Vergangenheit eine Mehrschichtlösung angeboten: die heißen Daten lagern in SAP HANA, die warmen in Sybase IQ, das als Nearline-Storage fungiert.

Dynamic Tiering geht hier einen Schritt weiter, wie der Technikvorstand erklärt: „SAP HANA und Sybase IQ sind unterschiedliche Datenbanken, und die Daten müssen hierbei repliziert werden. Bei Dynamic Tiering findet alles ohne Replikation in der gleichen Datenbank statt. Das steigert die Geschwindigkeit.“ Den Einsatzzweck von Dynamic Tiering sieht SAP in der Verwaltung extrem großer Datenmengen.

Cloud-Anwender können sich eine Datenbank teilen

Eine weitere Neuerung von SAP HANA 9 ist die Mehrmandantenfähigkeit. Dieses Feature soll es bei On-Premise-Installationen ermöglichen, mehrere Systeminstanzen in einer Datenbank zu verwalten. Möglich wäre beispielsweise die Kombination aus SAP BW, SAP ERP und SAP CRM. Bei Cloud-Implementierungen könnten sich künftig mehrere Anwender eine Datenbank teilen, und sie seien dabei voneinander abgeschottet.

Smart Data Streaming heißt eine weitere Neuerung von SAP HANA 9. Sehr große Mengen von Streaming Daten sollen sich damit in Echtzeit verarbeiten und analysieren lassen. Somit könnten Unternehmen Entscheidungen auf Basis ihrer aktuellsten Geschäftsinformationen treffen. Die sogenannten Graph-Storage- und Graph-Engine-Funktionen dienen laut Leukert dazu, hochgradig vernetzte Daten aus Lieferketten oder sozialen Netzwerken zusammen mit Daten aus dem Unternehmen zu verarbeiten. Durch die Graphenfunktion sei es beispielsweise möglich, in Applikationen von SuccessFactors einzelne Unternehmensmitarbeiter zu identifizieren und diesen individuelle Schulungsmaßnahmen zu empfehlen.

SAP HANA greift direkt auf Hadoop-Jobs zu

Auch der Big-Data-Fokus wurde bei SAP HANA 9 erweitert: SAP HANA for Hadoop könne direkt auf MapReduce-Jobs innerhalb von Hadoop zugreifen. Hadoop etabliert sich in jüngster Zeit als vergleichsweise kostengünstige Möglichkeit, unstrukturierte Massendaten abzuspeichern.

Für die Analyse dieser Daten sind allerdings spezielle Frontends und Adapter notwendig. „In SAP HANA lassen sich sämtliche Daten kombinieren und in Echtzeit analysieren“, wirbt Leukert. „Wir integrieren strukturierte und unstrukturierte Daten, Geoinfomationen, Informationen aus sozialen Netzwerken sowie Maschinendaten, die in der Produktion und beim Betrieb von Geräten und Anlagen anfallen.“ Darüber hinaus sei SAP HANA die einzige In-Memory-Datenbank, die Transaktionen und Analysen kombiniere.

Simple-Applications werden SAPs neuer Core

Seit 2012 arbeitet SAP daran, SAP HANA nach und nach in sämtliche Module zu integrieren, Der erste Schritt war SAP 360 Customer, die Kombination von SAP CRM und SAP HANA. Im Mai dieses Jahres kam mit SAP Simple Finance die erste Applikation, die auf Basis von SAP HANA deutlich vereinfacht wurde. SAP Simple Finance nutze für Transaktionen und Analyse die gleiche Datenquelle, und das wiederum optimiere die Durchlaufzeiten.„Mit SAP HANA können wir auf sehr viele Aggregate verzichten, und das vereinfacht die Applikationen deutlich“, erläutert Leukert. „Im bisherigen Finanzmodul hat eine Buchung 15 Datenbankeinträge geändert, bei SAP Simple Finance sind es nur noch zwei.“

Nach und nach soll diese Vereinfachung in sämtlichen SAP-Modulen stattfinden. Das Potenzial hierfür erscheint sehr groß. So habe beispielsweise die SAP Business Suite aus Performancegründen mehrere tausend Tabellen, die künftig entfallen könnten. „Weniger Tabellen, ein höherer Datendurchsatz, schlankere Systeme und geringere Betriebskosten“, wirbt Leukert. „Die Simple Applications stellen unseren neuen Core dar. Trotz der Vereinfachung der Applikationen lassen wir keinerlei Funktionalität entfallen.“

SAP Business Suite in Komponenten aufbrechen

Mit dem Simple-Apps wollen die Walldorfer die monolithische SAP Business Suite in individuelle Komponenten aufbrechen, welche die Anwender nach Bedarf installieren können. „Die Unternehmen können ihre Migration in einem beliebigen Systemteil starten, und sie können die Geschwindigkeit nach eigenem Bedarf wählen“, verspricht der SAP-Technikvorstand.

Bei der Wahl der Betriebsmodells haben die Unternehmen große Auswahl, den die Simple Applications werden sowohl On Premise als auch in der Public Cloud sowie in einer Managed Cloud angeboten. ‚Cloud first‘ hat Leukert als Entwicklungsparadigma ausgerufen. Demnach sollen neue Applikationen zuerst als Cloud-Variante und erst dann in der On-Premise-Version erscheinen. „In der Cloud lassen sich Innovationen schneller einführen als in einem On-Premise-System“, erläutert Leukert. Dennoch wollen wir diese Betriebsform keinem Kunden aufzwingen.“

Datenschutz vor NSA-Schnüfflern

Deutsche SAP-Anwender sind gegenüber der Cloud noch reserviert. Laut der jüngsten Umfrage der SAP-Benutzervereinigung DSAG ist die Migration kompletter SAP-Systeme derzeit kein Thema. In die Cloud verlagerten Unternehmen allenfalls Randapplikationen wir CRM, Travel Management oder Talent Management.

Als Hinderungsgründe nennen die Cloud-Skeptiker unter anderem die schwierige Anpassung der Cloud-Module sowie Bedenken in Sachen Datensicherheit und Datenschutz. In Sachen Betriebssicherheit garantiert die SAP in ihren Rechenzentren seit langem höchste Standards. Nun kommt sie den Cloud-Skeptikern auch in Sachen Datenschutz entgegen: Die Walldorfer garantieren, dass in ihren inländischen Rechenzentren ausschließlich Mitarbeiter mit einem EU-Pass tätig sind. Mit diesem Kniff wollen sie Bestimmungen des US-Rechts umgehen, nach denen amerikanische Bürger angeblich stets verpflichtet sein sollen, angefragte Daten an US-Sicherheitsbehörden weiterzugeben. jf

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