Online-Shopping setzt sich in Deutschland durch

Geschlossene Geschäfte und viel Zeit zuhause ließen die Verbraucher im Internet stöbern. Laut einer Studie des E-Commerce-Spezialisten ChannelAdvisor befeuert Corona den E-Commerce. Das dürfte nach der Pandemie anhalten.

Vertrauensschub: Über ein Fünftel der Verbraucher (21 Prozent) akzeptiert Online-Einkauf jetzt stärker als vor der Pandemie. Konsumenten entdecken dabei neue Internet-Händler: 20 Prozent sagen, sie kauften während des Lockdowns zum ersten Mal im weltweiten Datennetz ein. Der Zuwachs zeigt sich quer durch alle Altersschichten. Er dürfte wohl auch nach der Pandemie anhalten: 25 Prozent der befragten Deutschen wollen künftig häufiger als bisher im Internet bestellen.

Das Marktforschungsinstitut Dynata hat im Auftrag des E-Commerce-Spezialisten ChannelAdvisor in einer Studie über den Einfluss der Corona- Pandemie auf das Einkaufsverhalten im Mai dieses Jahres insgesamt 1.044 Deutsche zu ihrem Online-Shopping befragt. Die Studie liefert einen Einblick in die jüngsten Shopping-Trends.

Zu Beginn der Corona-Krise standen Medizin- und Kosmetikprodukte im Fokus der Online-Shopper Später verlagerte sich das Interesse auf Mode und Elektronik. Quelle: ChannelAdvisor

Der Lockdown schickt die Käufer zu Internet-Shops

Während des Lockdowns haben laut Studie 40 Prozent der Verbraucher vermehrt im Internet eingekauft. 57 Prozent der 18- bis 25-Jährigen und immerhin noch fast jeder Fünfte (24 Prozent) bei den 56- bis 65-Jährigen deckten von März bis Mai ihren Bedarf stärker als bisher über den Online-Handel. Dabei waren es unter den Männern ebenso viele wie bei den Frauen. 20 Prozent kauften dabei von Händlern, mit denen sie vorher nie Kontakt hatten.

Den E-Commerce treibt Corona deutlich in die Höhe, wie die Studie zeigt: 25 Prozent der Studienteilnehmer wollen langfristig mehr im Internet einkaufen. Besonders ausgeprägt ist der Trend bei den 18- bis 25-Jährigen. Hier geben 41 Prozent an, weiterhin mehr im Web shoppen zu wollen. Bei den Konsumenten über 55 will noch jeder Zehnte in Zukunft mehr Geld als bisher im Internet ausgeben.

 Von Lebensmitteln und Kosmetik zu Mode und Elektronik

Zu Beginn der Corona-Krise standen Artikel des täglichen Bedarfs im Fokus: 33 Prozent der Befragten kauften Medizin- sowie Beauty- und Kosmetikprodukte online. Höher im Kurs standen bald Bücher und Hobbybedarf mit 39 Prozent. Nachdem sich die Verbraucher in die Situation eingefunden hatten, verlagerten sich die Prioritäten auf Mode und Elektronik: 22 Prozent wollten sich neu einkleiden und 21 Prozent neue Computer und andere Elektronik anschaffen. Immer noch 27 Prozent planten, sich kurzfristig mehr Bücher und Produkte für Freizeit und Hobby zuzulegen. Lässt man den Einkauf von Lebensmitteln außen vor, gaben zwischen März und Mai die Männer das meiste Geld aus: Fast jeder Vierte (22 Prozent) kaufte in dieser Zeit für über 200 Euro ein.

Der Online-Handel gewinnt Vertrauen

Der E-Commerce hat von der Krise profitiert: 21 Prozent der deutschen Verbraucher haben jetzt mehr Vertrauen ins Online-Shopping als zuvor. Dabei ist der Zuwachs bei den Männern mit 24 Prozent etwas ausgeprägter als bei den Frauen mit einem Plus von 18 Prozent. 21 Prozent der Studienteilnehmer hat nach eigener Aussage zwischen März und Mai Artikel online bestellt, die sie zuvor nicht über diesen Kanal gekauft hatten. Ein Grund dafür liegt sicherlich in den umfassenden Ladenschließungen.

„Durch die überall gültigen Hygienemaßnahmen hat sich das Einkaufserlebnis im stationären Handel spürbar verändert – und das auf nicht absehbare Zeit“, berichtet Vladi Shlesman, Managing Director Europa bei ChannelAdvisor. Der Online-Kanal ist für Markenhersteller genauso wie für den Handel daher mehr als nur ein Rettungsanker. Das gestiegene Vertrauen in das Einkaufen im Internet kann beiden Gruppen neue Kunden bescheren – quer durch alle Altersklassen. Marken haben jetzt die Chance, sich mit gutem Online-Service langfristig neue Kundenkreise zu erschließen.“

Stationäre Händler investieren in Digitalisierung

Angesichts des Online-Booms muss sich der stationäre Handel warm anziehen. Weil Information, Beratung künftig verstärkt im Internet stattfinden, gestalten Händler ihre Ladengeschäfte zu Erlebnisräumen um. Augmented Reality hilft den Ladeninhabern dabei, das Delta zwischen virtueller und tatsächlicher Einkaufswelt zu schließen. Technologien wie Shopify ermöglichen eine realitätsnahe Visualisierung von Produkten, ohne dass der Händler diese physisch vorhalten muss. Betriebswirtschaftliche Standardsoftware (ERP/Enterprise Resource Planning) muss sich auf diesen Wandel einstellen. Mehr dazu lesen Sie im is report 4/2020 in der Titelgeschichte „Der Wandel der Präferenzen der Käufer erzwingt einen ERP-Umbau“.       Jürgen Frisch

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