Unternehmen sind von der Datenflut überfordert

Eine Forrester-Studie im Auftrag von Dell Technologies belegt, dass die Nutzung von Daten für Unternehmen schwierig wird. Die Informationsflut entwickelt sich zu einer großen Hürde bei der digitalen Transformation.

Das rapide Datenwachstum wird für Unternehmen zunehmend zu einer Last. Das zeigt eine gemeinsamen weltweiten Studie von Forrester Consulting und Dell Technologies. Unternehmen fühlen sich demnach mit dem Wachstum, der Geschwindigkeit und der Varianz der Daten technologisch, personell und organisatorisch überfordert. Auch wenn sie bereits Ziele für die Datennutzung definiert haben und sich dafür gut aufgestellt glauben, werden sie von einer ganzen Reihe von Problemen ausgebremst. Die wichtigsten darunter sind ungenügende Data Skills, Datensilos, Abteilungssilos, zu viele manuelle Prozesse und Schwächen bei Datenschutz und Datensicherheit.

Die Untersuchung basiert auf der Befragung von 4.036 Entscheidern in 45 Ländern. Sie baut auf dem zweimal im Jahr erscheinenden Digital Transformation Index (DT Index) von Dell Technologies auf, der den digitalen Reifegrad von Unternehmen weltweit prüft. Bereits 2020 zählte die Problemkategorie ‚data overload/unable to extract insights from data‘ zu den Top 3, in Deutschland lag sie sogar auf Platz 1, während sie vier Jahre zuvor noch nicht einmal in den Top 10 auftauchte.

In der Selbsteinschätzung zur ‚Data Readiness‘ unterscheiden sich deutsche Unternehmen laut einer Studie von Dell und Forrester kaum von ihrer weltweiten Konkurrenz.
Quelle: Dell Technologies /Forrester Consulting

Das Wahrnehmungs-Paradoxon

Auffällig sind zahlreiche paradoxe Phänomene in den Aussagen der Befragten. So antworteten knapp zwei Drittel (weltweit: 64 Prozent, Deutschland: 60 Prozent), ihr Unternehmen sei datengetrieben und Daten seien der Treibstoff ihres Unternehmens. Lediglich 23 Prozent (Deutschland 20 Prozent) schätzen allerdings diesen Datenschatz als ihr wichtigstes Kapital ein. Wie die Ergebnisse zeigen, betrachten sich global wie auch in Deutschland lediglich 13 Prozent der Unternehmen als Data Champions, deren Technologie, Organisation, Kultur und Fähigkeiten zur Nutzung von Daten voll ausgebildet sind. 87 Prozent sehen noch Nachholbedarf in einem oder mehreren dieser Kompetenzfelder.

Das Übersättigungs-Paradoxon

71 Prozent (Deutschland 63 Prozent) der Befragten stellten fest, dass sie Daten schneller sammeln als sie diese verarbeiten und analysieren können. Gleichzeitig gaben mit 66 Prozent (Deutschland 58 Prozent) fast ebenso viele an, dass sie mehr Daten für ihren Geschäftserfolg benötigen. Dieser Widerspruch könnte damit zusammenhängen, dass sie ihre Daten in einem eigenen Rechenzentrum hosten und nicht dort, wo sie generiert werden: an der Edge. Dazu kommt ein Mangel an Data Leadership (69 Prozent, Deutschland 68 Prozent) und das Fehlen einer Daten- und Analyse-Strategie sowie eine IT-Strategie, die nicht genügend skaliert und durch einzelne Data Lakes blockiert wird (52 Prozent, Deutschland 56 Prozent). Daraus resultieren unter anderem Probleme mit Security- und Compliance-Vorgaben (63 Prozent, Deutschland 68 Prozent) und der Überforderung der Teams (62 Prozent, Deutschland 60 Prozent).

Das Abwarten-Paradoxon

Trotz der Erfolge ‚on-demand‘-orientierter Unternehmen in der Pandemie ist die Zahl der Unternehmen, die ‚As a Service‘-Modelle nutzen nach wie vor gering (20 Prozent, Deutschland 13 Prozent). Dabei glauben 65 Prozent (Deutschland 63 Prozent), dass diese Modelle ihr Unternehmen agiler machen würden. 63 Prozent (Deutschland 63 Prozent) sehen darin die Chance, besser für sich verändernde Kundenanforderungen gerüstet zu sein, und 61 Prozent (Deutschland 64 Prozent) erwarten dadurch ein schnelleres Deployment neuer Anwendungen. 

Viele Unternehmen sind sich der daraus erwachsenden Probleme bewusst und steuern gegen: So wollen 69 Prozent Machine Learning zur automatischen Aufdeckung von Datenanomalien einsetzen (Deutschland 63 Prozent). 60 Prozent planen die Nutzung von ‚Data as a Service‘-Modellen (Deutschland 60 Prozent) und 55 Prozent wollen ihren IT-Stack für die Datennutzung überarbeiten (Deutschland 59 Prozent).

Aus den Ergebnissen der Studie können die Unternehmen laut Forrester drei Schlussfolgerungen ziehen, um die Nutzung von Daten für den Geschäftserfolg zu optimieren:

  1. Modernisierung der IT-Infrastruktur
    In einer dezentralen Umgebung mit Multi-Cloud-Unterstützung können Unternehmen mit Edge Computing die Daten dort bearbeiten, wo sie entstehen. 
  1. Optimierung der Daten-Pipelines
    Beseitigung von Engpässen, die den freien und sicheren Datenfluss behindern, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning.
  1. Software-Updates
    Entwicklung von Applikationen für die personalisierte, durchgängige Nutzererfahrung, die Kunden erwarten.

Deutschland: Veraltete IT und langsame Netze

Markante Unterschiede zwischen den weltweiten Ergebnissen und den Befunden für Deutschland zeigen sich unter anderem bei der Prozessautomatisierung. Während global 52 Prozent über zu viele händische Prozesse klagen, sind dies in Deutschland nur 25 Prozent. Auch in Sachen Sicherheit (Data Privacy and Security Weaknesses) schneidet Deutschland mit 27 Prozent (weltweit 49 Prozent) vergleichsweise gut ab. Dagegen sind sowohl die veraltete IT-Infrastruktur (weltweit 40 Prozent, Deutschland 54 Prozent) als auch die Netzqualität (Network Delays: weltweit 24 Prozent, Deutschland 66 Prozent) Schwachstellen, die dringend behoben werden müssen.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie dringend Unternehmen neue Ansätze zum Data Management brauchen“, erklärt Stéphane Paté, Senior Vice President & General Manager Dell Technologies Deutschland. „Sie müssen jetzt aktiv werden, um die technischen und strukturellen Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen.“      Jürgen Frisch

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