Deutsche Unternehmen brauchen Blockchain-Kenntnisse

In den USA wächst das Berufsfeld „Blockchain-Entwickler rasant. In Deutschland fehlt es oft am Grundverständnis für diese Technologie. Laut Skillsoft sollten Unternehmen in drei Bereichen Expertise aufbauen.

Eine Blockchain ist eine auf vielen Rechnern verteilte Datenbank, die digitale Transaktionen sicher dokumentiert. Der Hauptgrund für die Popularität der Technologie: Es ist unmöglich, Daten zu manipulieren, wenn sie einmal in eine Blockchain geschrieben wurden. Unternehmen können mit einer Blockchain Transaktionen aller Art sicher und transparent durchführen – ohne Vermittler oder Stellen, die einen Vorgang beglaubigen. Blockchain eignet sich dazu, um Transaktionen in Lieferketten sicher zu protokollieren, Finanztransaktionen abzuwickeln oder Stimmabgaben bei Wahlen aufzuzeichnen. Neben Fintech-, Logistik- und Lagerprozessen zeigen sich weitere Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise die fälschungssichere Produktion von sensiblen Produkten wie Medikamenten, e-Commerce Sharing-Plattformen oder Buchhaltungsprozesse. Darüber hinaus bieten Blockchains keinerlei zentralen Angriffspunkt für Cyberkriminelle und keinen Schwachpunkt, der durch technische Manipulationen lahmgelegt werden kann. Die Technologie hilft vielmehr dabei, Transaktionskosten und Vermittlungsgebühren zu senken.

Um die zahlreichen Vorteile und Einsatzmöglichkeiten zu nutzen, oder in einem ersten Schritt zumindest die Eignung der Technologie für die eigene Organisation zu prüfen, suchen Unternehmen nach Mitarbeitern mit den erforderlichen Blockchain-Kenntnissen. Diese sind allerdings am Markt kaum zu finden. In den USA bleiben daher laut Analystenaussagen zahlreiche Stellen unbesetzt. Deutsche Unternehmen sehen laut Branchenverbänden zwar die potenziellen Vorteile von Blockchains, zögern aber aus Mangel an Expertise mit dem Einsatz. Laut einer Bitkom-Studie fehlt es in der Industrie an Wissen und Ressourcen. Knapp jedes zweite deutsche Unternehmen (46 Prozent) ordnet Deutschland in Sachen Blockchain als „Nachzügler“ ein. Gleichzeitig will sich die Hälfte der befragten Unternehmen (49 Prozent) in den kommenden Jahren über Implementierung und Einsatz dieser Technologie beraten zu lassen. Lediglich für 7 Prozent der Unternehmen ist Blockchain bislang gar kein Thema.

Um sich mit der Technologie vertraut zu machen, um in Zukunft entsprechende Projekte durchführen oder intern zumindest Grundkenntnisse für den Dialog mit Experten aufzubauen zu können, empfiehlt Skillsoft Schulungen in drei Schlüsselbereichen:

  1. Algorithmen und Plattformen wie Ethereum kennenlernen

Die Möglichkeiten Blockchain-Technologie zu nutzen, wachsen rapide und es gibt ständig neue Anwendungsbeispiele. Um die beste Blockchain-Lösung für das eigene Unternehmen auszuwählen, müssen die Verantwortlichen die Grundlagen dieser Technologie verstehen. Dazu gehören beispielsweise die verwendeten Konsens-Algorithmen, mit denen sich die an einem Netzwerk beteiligten Knoten auf den Status der Blockchain einigen. Ein solcher Algorithmus beinhaltet stets einen Kompromiss zwischen Skalierung und Sicherheit.

In den Ethereum- und Bitcoin-Netzwerken dominiert der Konsensus-Algorithmus ‚Proof of Work‘ als das entscheidende Element im Mining-Prozess. Wenn in Berichten zu lesen ist, dass der Stromverbrauch des Bitcoin-Netzwerks mit dem eines kleinen Landes vergleichbar ist, dann erschließt sich aus der Funktionsweise dieses Algorithmus, warum dies der Fall ist. Die für ein zukünftiges Blockchain-Projekt oder die Bewertung einer Blockchain-Beratung verantwortlichen Mitarbeiter, sollten daher die Funktionsweise von Ethereum oder anderen gängigen Blockchain-Plattformen kennenlernen.

  1. Die Informatik-Konzepte in Blockchains verstehen

In einem Blockchain-Netzwerk kommen verschiedene Informatik-Konzepte zusammen – vom kryptografischen „Hashing“ über digitale Signaturen bis hin zu speziellen baumähnlichen Datenstrukturen zum Aufzeichnen der Daten. Wie diese Konzepte funktionieren und wo sie in Blockchain-Netzwerken angewendet werden, sollte Teil einer Grundlagen-Schulung sein.

In einer Blockchain sind die Strukturen nicht statisch, da ständig neue Daten hinzugefügt werden. In einem Netzwerk werden stets mehrere Kopien gespeichert. Um eine solche Struktur möglichst effizient abzusichern, reicht es nicht aus, die gesamte Blockchain direkt zu verschlüsseln. Im Rahmen einer Grundlagenschulung sollten die Mitarbeiter lernen, wie die Daten in einer Blockchain strukturiert sind und auf welcher Ebene Hashing angewendet wird. Ein weiterer entscheidender Faktor für den Aufbau eines vertrauenswürdigen Systems ist die Ermittlung der Identität aller an Transaktionen Beteiligten ist. Die Verwendung digitaler Signaturen in Blockchains sollte daher ebenfalls Bestandteil einer Schulung sein.

  1. Smart Contracts begreifen

Auf der grundlegendsten Ebene wird die Blockchain-Technologie verwendet, um Transaktionen sicher und dezentral aufzuzeichnen. Diese Transaktionen können von Überweisungen, Immobilienverkäufen oder politischen Abstimmungen bis hin zur Ausstellung von Hochschulabschlüssen reichen. Um solche Transaktionen aufzusetzen, muss der Initiator zunächst einen intelligenten Vertrag erstellen. Sogenannte Smart Contracts sind digitale Verträge, die eine Programmiersprache verwenden, um Vorgänge festzulegen. Was sie von nicht digitalen Verträgen unterscheidet, ist, dass sie als sich selbst durchsetzende Normen eingerichtet werden können. Infolgedessen ist es für die meisten Interaktionen daher nicht erforderlich, einen vertrauenswürdigen Dritten, wie eine Aufsichtsbehörde oder eine Strafverfolgungsbehörde, einzubeziehen. Die Grundlagen solcher intelligenten digitalen Verträge sowie die Programmiersprache, in der sie beispielsweise im Ethereum-Netzwerk definiert sind, sollten daher ebenfalls Teil einer Schulung sein.

„Nur mit Fachkenntnissen über die Blockchain-Technologie können Unternehmen zukünftige Projekte mit internen Ressourcen umsetzen“, erklärt Andreas Rothkamp, Vice President Deutschland, Österreich und Schweiz bei Skillsoft. „Bereits Grundkenntnisse helfen dabei, das Potenzial dieser Technologie für das eigene Unternehmen zu bewerten und den Bedarf an externen Beratern einzuschätzen.“ Die dazu nötigen Schulungsmaßnahmen ließen sich ohne größere Schwierigkeiten im Berufsalltag umsetzen. Als Alternative zu Präsenzschulungen existierten Online-Kurse, die das nötige Wissen kurzen Einheiten vermitteln.    jf

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