SAP umgarnt Entwickler mit Low-Code-Prinzip

Software und Services, mit denen Entwickler und Anwender aus den Fachabteilungen die Digitale Transformation vorantreiben, stehen im Fokus der Konferenz SAP TechEd. Mit programmierfreien Lösungen will SAP das Anpassen und Erweitern ihrer Lösungen vereinfachen.

Knappes Know-How: Mit einem Verweis auf den Mangel an Entwicklern startet Jürgen Müller, Chief Technology Officer und SAP-Board-Mitglied, seine Keynote auf der Hausmesse SAP TechEd, die auch in diesem Jahr wegen Corona ausschließlich online stattfindet. „Viele Unternehmen tun sich schwer, Programmierer für ihre SAP-Systeme zu finden. Der Mangel an gut qualifizierten Entwicklern hat sich in den vergangenen zwei Jahren verschärft.“ Laut einer IDC-Studie fehlen in diesem Jahr weltweit 1,4 Millionen derartiger Fachkräfte, und bis zum Jahr 2025 sollen es bereits 4 Millionen sein.

Software ohne Programmierung anpassen

Mit mehreren Initiativen in Sachen Low Code / No Code will SAP die Softwareentwicklung vereinfachen. Sowohl Entwickler als auch Fachanwender sollen künftig SAP-Systeme über eine grafische Benutzeroberfläche verändern und erweitern können: „Wir wollen jeden in die Lage versetzen, Programmabläufe anzupassen“, betont Müller. „Auch Ingenieure und Kaufleute sollen diese Technologie nutzen.“

Ein Werkzeug, um Mitarbeiter ohne Programmiererfahrung an den Prozess der Softwareentwicklung heranzuführen, ist laut Müller die Plattform des Startups SAP AppGyver, das die Walldorfer im Februar dieses Jahres übernommen hat. Es handelt sich dabei um eine Low-Code-Plattform, mit der Anwender ohne Programmierkenntnisse mobile Anwendungen und Web-Apps entwickeln.

Das Logistikunternehmen DHL, nutzt beispielsweise SAP AppGyver, um die Abläufe der Mitarbeiter im Fuhrparkmanagement zu optimieren. „Auf Basis von SAP AppGyver haben wir eine mobile App für iOS- und Android entwickelt“, berichtet Ilari Aarikka, Director Trailer Pool & Fleet bei DHL. „Damit vereinfachen wir die Schadensmeldungen für unsere Anhängerflotte in ganz Europa.“

„Mit SAP AppGyver wollen wir jeden in die Lage versetzen, Programmabläufe anzupassen“, betont Jürgen Müller, Chief Technology Officer und -Board-Mitglied der SAP. „Auch Ingenieure und Kaufleute ohne Programmierkenntnisse sollen diese Technologie nutzen.“
Quelle: Screenshot Jürgen Frisch

Business Technology Plattform mit Freemium-Modell

Um die programmierfreie Art der Software-Erstellung weiter zu fördern, weitet SAP dieses Prinzip auf die SAP Business Technology Plattform aus. Die Entwicklungsplattformen SAP Business Application Studio und SAP Process Automation werden dazu um Low-Code-Funktionen erweitert. Die SAP Business Technology Plattform ist ein Bündel aus rund 90 Produkten und Services, darunter eine Datenbank sowie Funktionen für Datenmanagement, Analytics, Integration und Applikationsentwicklung. Darüber hinaus bietet sie Funktionen für Künstliche Intelligenz, Blockchain und das Internet der Dinge. Die Plattform dient als Hub für die Integration von Daten und Applikationen von SAP und von Drittanbietern.

Bereits im Juni dieses Jahres hatte SAP angekündigt, dass Entwickler ein Jahr lang kostenlos auf alle Dienste der SAP Business Technology Plattform zugreifen können. Im August wurde dieser Zugriff auf SAP Partner erweitert. Auf der SAP TechEd hat Müller nun angekündigt, dass dieser kostenlose Zugriff ab sofort auch SAP HANA Cloud, die SAP Integration Suite sowie Horizon umfasst, ein neues Designsystem für die Benutzeroberfläche SAP Fiori.

Lobende Worte für diese kostenlosen Tests findet Steffen Pietsch, ehemals Fachvorstand für Technologie bei der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG und seit Juni dieses Jahres Head of BTP bei der SAP: „Entwickler können nun ohne jeglichen finanziellen Einsatz auf der SAP Business Technology Plattform Proof of Concepts erstellen. Für den Produktivbetrieb müssen sie dann nur noch das Lizenzmodell anpassen, und nicht mehr mehr die Applikation selbst.“

Künstliche Intelligenz und lebenslanges Lernen

Funktionen künstlicher Intelligenz integriert SAP nach und nach in sämtliche Lösungen. So sollen Entwickler beispielsweise mit SAP Conversational AI künftig Chatbots erstellen, die Aufgaben und Prozesse automatisieren. SAP Conversational AI ist ein Bündel mehrerer Services für Natural Language Processing. Die Funktion Personalized Recommendation – eine auf neuronalen Netzen basierende Empfehlungs-Engine – verspricht hochgradig personalisierte Vorschläge für ein breites Spektrum von Geschäftsszenarien.

Auch die Aus- und Weiterbildung schreibt sich SAP auf die Fahne: Die kostenfreie SAP Learning-Webseite verspricht ein einfaches und schnelles Lernen in Innovationsbereichen. Die Inhalte reichen von angeleiteten praktischen Schulungen bis hin zu Microlearning-Videos. Für weiterführende Schulen stellt SAP stellt Lehrangebote für Künstliche Intelligenz vor, Universitäten erhalten einen kostenfreien Zugang zu SAP-Cloud-Lösungen.        Jürgen Frisch

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