Im Exklusiv-Interview mit dem is report schildert die Chefin von Microsoft Deutschland, Sabine Bendiek, wie der Arbeitsplatz der Zukunft aussieht und wie und womit das IT-Unternehmen dazu beiträgt, diesen zu schaffen. Die Microsoft Cloud Deutschland sowie IT-Lösungen für Zusammenarbeit und Kommunikation spielen dabei eine tragende Rolle.
Der digitale Arbeitsplatz soll die Zukunft gestalten. Welche Strategie verfolgt Microsoft hier?
Damit Unternehmen in der Digitalen Transformation erfolgreich sind, sind aus unserer Sicht sieben Faktoren wichtig: eine lebendige Organisation, autonome Teams, mobile Mitarbeiter, transparentes Wissen, eine vernetzte Produktion, agile Infrastruktur und ein beweglicher Staat. Vier Faktoren davon, nämlich Organisation, Team, Wissen und Mitarbeiter, betreffen die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Arbeitsabläufe gestalten. Organisationen müssen künftig deutlich vernetzter arbeiten.
Die Problemlösungskompetenz und die Fähigkeit, Dinge neu und anders zu machen, sollten künftig ganz vorne an der Kundenschnittstelle ansetzen. Unternehmen befähigen idealerweise ihre Mitarbeiter dazu, das Richtige zu tun, das vorhandene Wissen zu nutzen, und neu hinzukommendes Wissen zu dokumentieren und einfach zugänglich zu machen. Eine zukunftsweisende Form der Zusammenarbeit sind virtuelle Teams, die über unterschiedliche Medien kommunizieren und beispielsweise Dokumente gemeinsam editieren. Wo Mitarbeiter früher noch Dokumente per E-Mail verschickt haben, stimmen sie sich heute adhoc online ab.
Microsoft hat selbst diverse Tools zur Online-Zusammenarbeit im Portfolio. Wie nutzen Sie diese selbst, um ihr Team zu organisieren?
Wir organisieren die interne Zusammenarbeit sehr stark über Werkzeuge wie MS Dynamics CRM online. MS Office 365 ist unser Standard-Produktivitäts-Tool. Für die Diskussionen in meinem Team schätze ich MS Skype for Business. Als Plattform für das Teilen und Bearbeiten von Dokumenten und den Austausch von Wissen nutzen wir MS Yammer. Während E-Mail eine asynchrone Kommunikationsform darstellt, erlebt man bei MS Yammer die Reaktionen des Kommunikationspartners direkt. Weiterhin bin ich ein großer Fan von MS OneNote und MS OneDrive. Dort lege ich sämtliche Notizen für meine Tagesarbeit ab. Papierausdrucke habe ich nur noch zur Sicherheit dabei, falls der Akku meines Mobiltelefons leer wird.
Ist MS OneNote in der Microsoft Cloud Deutschland verfügbar?
MS OneNote wird zukünftig als Bestandteil von MS Office 365 für Geschäftskunden über die Microsoft Cloud Deutschland verfügbar sein. Der Roll-out der Microsoft Cloud Deutschland Dienste soll in der zweiten Jahreshälfte 2016 mit MS Azure starten. Als zweiter Service folgt MS Office 365.
Fühlen Sie sich sicher in MS OneNote und MS OneDrive, auch wenn die Dokumente nicht in der Microsoft Cloud Deutschland liegen?
Ja, und zwar so sicher, dass unsere wichtigsten Business-Reviews inzwischen über OneNote laufen und wir unsere komplette Dokumentation in MS OneDrive ablegen. Trotz aller Online-Werkzeuge ist uns aber immer noch der persönliche Kontakt wichtig. Auch wenn sich vielleicht der eine oder andere Mitarbeiter wünschen mag, dass ihm sein Chef Fragen ausschließlich über MS OneNote stellen kann.
Mit der Microsoft Cloud Deutschland bieten wir datensensiblen Unternehmen zukünftig ein neues Public-Cloud-Angebot, bei dem der Zugang zu den Kundendaten, die in den neuen Rechenzentren gespeichert werden, beim Datentreuhänder liegt, einem unabhängigen Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, das der deutschen Rechtsordnung unterliegt: T-Systems, eine Tochtergesellschaft der Deutsche Telekom.
Für die neuen deutschen Rechenzentren gelten allerdings dieselben Sicherheits-, Service- und Qualitätsstandards wie für alle Rechenzentren von Microsoft. Die neuen Dienste folgen in punkto Sicherheit, Compliance, Transparenz, Datenschutz und Kontrolle denselben Prinzipien wie alle weltweiten Cloud-Services von Microsoft.
Messen Sie, wie stark sich der Einsatz von Kommunikations-Tools auf den wirtschaftlichen Erfolg von Microsoft auswirkt?
Bereits 2009 hatte Forrester bei Microsoft eine Studie über dieses Thema gemacht und unter anderem pro Mitarbeiter durch den Einsatz von Online-Werkzeugen 28 Minuten Zeitersparnis ermittelt. Richtig genutzt, entspricht diese Zeitersparnis einem direkten Produktivitätsvorteil. Solche Messungen sind allerdings generell schwierig, weil erstens der Roll-Out dieser Werkzeuge immer in Phasen stattfindet und zweitens der wirtschaftliche Erfolg von sehr vielen Einflussfaktoren abhängt, die sich auch noch ständig ändern. Was wir messen können, ist die Frage, ob wir mit einer relativ gleichbleibenden Anzahl an Mitarbeitern und einem breiteren Portfolio ein steigendes Geschäftsvolumen stemmen können. Die Antwort lautet ja, und das wiederum zeigt, dass uns die IT-gestützte Kommunikation in Summe Produktivitätsvorteile bringt.
Gilt das auch für die Cloud?
Ganz sicher können auch Cloud-Anwendungen die Produktivität in einem Unternehmen steigern. Angesichts der Cloud befinden sich die Geschäftsmodelle der IT-Industrie in einem tiefgreifenden Umbruch. Im bisherigen Geschäftsmodell haben die IT-Hersteller von den Kunden Vorab-Investitionen in Hardware und Software verlangt. Im Cloud-Business beteiligen sich die IT-Hersteller am Geschäftsrisiko der Kunden. Wir machen ein Angebot, zu welchem Preis pro Mitarbeiter ein Unternehmen welche Dinge tun kann, und zu welchem Preis diese Art der Nutzung hochskaliert. Das Preismodell schauen wir uns regelmäßig gemeinsam an.
Auch für IT-Hersteller bringt das Subscription-Pricing Vorteile, denn es garantiert wiederkehrende Einnahmen. Im bisherigen Kaufmodell hat der Kunde ein Produkt einmal bezahlt und konnte es dann ohne zusätzliche Gebühren sehr lange nutzen. Das ist bei Software as a Service so nicht möglich.
Ja, auch Microsoft hat einen Nutzen von Subscription-Pricing. Wir wären auch sehr schlecht beraten, wenn wir Dinge täten, die in Summe schlecht für uns sind. Dann wären wir nämlich relativ schnell wirtschaftlich tot, und davon wiederum hätte der Kunde wenig. Aktuell arbeiten wir daran, dass bei Software as a Service eine Win-Win-Situation entsteht, die sowohl dem Kunden als auch uns Vorteile bringt.
Die Telekom hat gerade die Open Cloud angekündigt, während Microsoft mit der Microsoft Cloud Deutschland startet. Wie fühlen Sie sich in dieser Gemengelage aufgehoben?
Sowohl für Microsoft als auch für die Telekom ist die Cloud überaus wichtig. Mit der Microsoft Cloud Deutschland bietet Microsoft etwas, das so kein anderer Hersteller im Angebot hat. Wir haben nicht nur Rechenzentren in Deutschland, sondern wir gehen einen Schritt weiter und bieten unseren Kunden mit dem Datentreuhand-Modell auch die Souveränität über ihre Daten. Der Zugang zu den Kundendaten, die in den neuen Rechenzentren gespeichert werden, liegt beim Datentreuhänder, einem unabhängigen Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, das der deutschen Rechtsordnung unterliegt: T-Systems, eine Tochtergesellschaft der Deutsche Telekom. Ohne Zustimmung des Datentreuhänders oder des Kunden hat Microsoft keinerlei Zugang zu Kundendaten.
Wie unterscheidet sich die Microsoft Cloud Deutschland technisch von Microsofts anderen Cloud-Angeboten?
Gar nicht, denn wir nutzen in sämtlichen Cloud-Angeboten die gleichen Technologien sowie Sicherheits-, Service- und Qualitätsstandards wie für alle Rechenzentren von Microsoft. Unser Angebot beginnt mit Infrastructure as a Service wie Storage über MS Azure. Darüber hinaus können Unternehmen ihre eigenen Applikationen über die MS-Azure-Plattform entwickeln und betreiben. Mit MS Dynamics CRM Online bieten wir beispielsweise eine tiefe Integration mit MS Office 365, so dass Anwender MS Dynamics CRM auch aus dem MS-Office-Client heraus bedienen können. Für Unternehmen, die beispielsweise keine Multikanal-Strategie fahren, kann bereits diese einfache Variante große Produktivitätsvorteile bringen.
Steht Microsoft in Sachen Cloud nicht auch mit der Telekom selbst im Wettbewerb?
Die Cloud ist für die Telekom wichtig, und sie hat dort auch ein breites Angebot. Wir als Microsoft haben einige zusätzliche Dinge im Portfolio, und ich gehe davon aus, dass wir erfolgreich sind, wenn wir die Vorteile unseres Angebots herausstellen. Generell gehe ich davon aus, dass die Cloud genügend Geschäftsmöglichkeiten für beide Partner bietet.
Mit der Microsoft Cloud Deutschland macht Microsoft die Produkte MS Azure, MS Office 365 und dann die Business Anwendungen der MS-Dynamics-Produktreihe verfügbar. In welcher Reihenfolge?
Die neuen Cloud-Dienste werden ab der zweiten Jahreshälfte 2016 sukzessive im Markt ausgerollt. Wir starten mit MS Azure. Danach folgen MS Office 365 und MS Dynamics CRM Online.
Wie viele Kunden nehmen aktuell an der Preview teil?
Konkrete Zahlen können wir hier leider nicht veröffentlichen. Es handelt sich dabei um echte Workloads, die sich heterogen über sämtliche Themen und Szenarien erstrecken. Wir sind stolz darauf, dass diese Anfragen bereits einen sehr breiten Bereich abdecken, also nicht nur von kleinen oder nur von großen Unternehmen oder ausschließlich von Finanzdienstleistern oder Healthcare-Kunden kommen. Zu Endkunden gesellen sich Software-Hersteller, die ihre Lösungen in der Microsoft Cloud Deutschland verfügbar machen. Auch für Microsoft-Partner bietet das Angebot künftig eine Basis, über das sie ihre Lösungen im Rahmen von Software as a Service verfügbar machen können.
MS Power BI ist ein MS-Excel-basierendes Werkzeug für Business Intelligence, dass in die MS-Office-Suite und in MS Dynamics CRM online integriert ist. Welche Rolle wird diese Lösung künftig im Microsoft-Portfolio spielen?
MS Power BI wird eine große Rolle spielen. Es handelt sich dabei eine Lösung, die eine schnelle Analyse und Visualisierung von Geschäftsdaten ermöglicht. Gerade Mitarbeiter, die mit MS Excel groß geworden sind, erhalten mit MS Power BI ein Werkzeug, mit dem sie große Datenmengen aus firmeninternen Datenbanken sowie öffentlichen Datenquellen in wenigen Klicks und ohne technische Vorkenntnisse in anschauliche und interaktive Grafiken verwandeln können. Die Dashboards von Power BI können in Echtzeit aktualisiert werden und sind auch auf mobilen Geräten verfügbar. jf/hei
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