Künstliche Intelligenz ist erst in den Startlöchern

Viele Unternehmen denken darüber nach, Künstliche Intelligenz zu nutzen. Im Einsatz sind derartige Anwendungen bislang aber nur selten. Das ist das Ergebnis einer Studie des IT-Dienstleisters adesso.

Standortbestimmung: adesso hat untersucht, welche Technologien rund um Künstliche Intelligenz Unternehmen bereits einsetzen, welche Strategien sie verfolgen und wo sie die größten Herausforderungen sehen. Für seine Studie hat der IT-Dienstleister gemeinsam mit dem Kölner Marktforschungsinstitut Heute und Morgen im Januar und Februar dieses Jahres 329 Entscheider aus den unterschiedlichsten Branchen sowie 1.000 Endverbraucher unterschiedlicher Altersgruppen in Deutschland befragt.

Das Ergebnis: In den Köpfen ist das Thema Künstliche Intelligenz angekommen. So gaben 83 Prozent der Befragten an, dass die Technologie aus ihrer Sicht ein wettbewerbsentscheidender Faktor ist. Eine unverzichtbare Rolle bei Produktinnovationen spielt sie für 64 Prozent. Entsprechend hat fast die Hälfte das Thema Künstliche Intelligenz in den nächsten drei Jahren weit oben auf der Agenda.

83 Prozent der vom IT-Dienstleister adesso befragten Entscheider geben an, dass die Technologie aus ihrer Sicht ein wettbewerbsentscheidender Faktor ist. Eine unverzichtbare Rolle bei Produktinnovationen spielt sie für 64 Prozent. Quelle: adesso


Die Praxiserfahrung fehlt vielerorts

An praktischer Erfahrung mangelt es meistens. Zwar hat jedes fünfte befragte Unternehmen bereits Chatbot-Projekte umgesetzt – bei anderen intelligenten Anwendungen befinden sich viele aber erst in der Planungsphase. Dabei erkennen die Befragten, dass Künstliche Intelligenz in Bereichen wie Marketing, Vertrieb und Service neue Abläufe und Angebote ermöglicht. So stimmen 85 Prozent der Aussage zu, dass sich durch digitales Marketing auf Basis Künstlicher Intelligenz Streuverluste verringern und sich dadurch Kosten einsparen lassen. Intelligentes Lead Scoring, das die Konversionsrate für jeden Kunden prognostiziert, halten 56 Prozent für eine gute Idee – aber erst 26 Prozent der Befragten sind in der Umsetzung oder Planung. 54 Prozent können sich vorstellen, Empfehlungen auf Basis dieser Technologie für die Entwicklung eines neuen Produkts oder neuer Dienstleistung zu nutzen – 32 Prozent haben dies bereits umgesetzt oder sind mitten in der Planung.

Den Einsatz neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz betrachten 48 Prozent der befragten Manager als größte Herausforderung der nächsten drei Jahre. Quelle: adesso

Verbraucher sehen Künstliche Intelligenz positiv

Was sich Unternehmen vorstellen können und was Verbraucher wirklich nutzen, ist nicht immer deckungsgleich. adesso hat daher für seine Studie die Manager gebeten, konkrete Anwendungsfälle aus dem Blickwinkel ihrer Branche zu bewerten. Sie sollten beantworten, ob sie glauben, dass eine solche Lösung für ihre Kunden interessant ist, oder ob sie eine ähnliche Lösung nachdenken. 84 Prozent der Entscheider aus dem Gesundheitswesen sind davon überzeugt, dass Verbraucher Gesundheitsprogramme auf Basis Künstlicher Intelligenz in Anspruch nehmen würden. Die Verbraucher selbst sind mit 38 Prozent weitaus zurückhaltender. Dass Bankkunden bei ihrer Geldanlage Künstliche Intelligenz, denken 76 Prozent der Entscheider aus der Finanzbranche. Allerdings würden lediglich 30 Prozent der Verbraucher nach eigener Aussage ein solches System nutzen. Ein rein virtuelles Versicherungsangebot auf Basis künstlicher Intelligenz können sich 80 Prozent der Versicherungsexperten für ihre Kunden vorstellen. Diese zeigen sich jedoch mit 46 Prozent reservierter.

Generell ist die Stimmung unter deutschen Verbrauchern in Bezug auf Künstliche Intelligenz gut: 83 Prozent sind überzeugt, dass Roboter ihnen in der Zukunft viele lästige Aufgaben abnehmen und das Leben erleichtern. 61 Prozent glauben, dass Künstliche Intelligenz ihnen Vorteile bringen wird.

85 Prozent der Befragten stimmen Aussage zu, dass sich durch digitales Marketing auf Basis Künstlicher Intelligenz Streuverluste verringern und sich dadurch Kosten einsparen lassen. Intelligentes Lead Scoring, das die Konversionsrate für jeden Kunden prognostiziert, halten 56 Prozent für eine gute Idee. Quelle: adesso

Expertise ist die Voraussetzung für den Projekterfolg

Der entscheidende Faktor, um Projekte erfolgreich umsetzen zu können, sind qualifizierte Mitarbeiter. In deutschen Unternehmen fehlt es aber oftmals an Skills in Sachen Künstlicher Intelligenz, das ist den befragten Führungskräften bewusst. Über die Hälfte will die eigenen Mitarbeiter fit für dieses Thema machen. 44 Prozent sind dabei, qualifizierte Experten einzustellen.

„Die Entscheider haben erkannt, dass Künstliche Intelligenz in einem immer härter werdenden Wettbewerbsumfeld über den Erfolg entscheiden kann“. erklärt Volker Gruhn, Aufsichtsratsvorsitzender und Gründer der adesso AG. „Ein Großteil der befragten Unternehmen hat der das Thema daher auf der Agenda. Die Ausgangslage sei gut, weil die Verbraucher Künstlicher Intelligenz positiv gegenüber stehen. Unternehmen müssten sich allerdings die Frage stellen, wann und wo der Einsatz dieser Technologie sinnvoll ist. „Jedes Unternehmen hat andere Ziele, andere Rahmenbedingungen und braucht ein für seine individuelle Anwendung abgestimmtes System“, erläutert Gruhn. „Der Aufbau eines solchen Systems ist eine überaus spannende Aufgabe. Der Schritt von der Planung zum eigentlichen Projekt ist aber nicht ohne Hindernisse, denn es mangelt an Erfahrungen und Blaupausen.“ Zudem stelle Künstliche Intelligenz völlig neue Anforderungen an die Projektstruktur und das Fachwissen der Beteiligten.   Jürgen Frisch

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