6 IT-Trends dürften das kommende Jahr prägen

Moderne Informationstechnologie verändert die Geschäftswelt und ist auch selbst einem stetigen Wandel unterworfen. Der IT-Dienstleister NTT Ltd. prognostiziert sechs Entwicklungen, die das Jahr 2023 maßgeblich prägen dürften.

  1. Ethik rückt ins Zentrum von Künstlicher Intelligenz
    Künstliche Intelligenz ist inzwischen fast überall im Alltag der Menschen angekommen. Sie schlägt Musik und Filme vor, empfiehlt Produkte beim Online-Einkauf, unterstützt Unternehmen bei der Bewerberauswahl und entscheidet über Kreditvergaben. Weil nicht immer klar ist, wie die Algorithmen zu ihren Entscheidungen kommen und ob diese fair und diskriminierungsfrei sind, werden die Diskussionen um Ethik in der Künstlichen Intelligenz noch zunehmen. Dabei geht es nicht allein um bewusste Manipulationen, die Verbraucher benachteiligen, sondern auch um unbemerkt antrainierte Vorurteile und Ungleichbehandlungen. Unternehmen, die Ethik nicht von sich aus ins Zentrum ihrer intelligenten Anwendungen rücken, werden durch neue und schärfere staatliche Vorgaben dazu gezwungen. 
  1. Security-Landschaften werden konsolidiert
    Um Mitarbeiter und Daten in der hybriden Arbeitswelt zu schützen, haben viele Unternehmen mehrere in den vergangenen Jahren Sicherheitslösungen angeschafft. Dadurch sind äußerst komplexe Security-Landschaften entstanden, in denen die Tools nur unzureichend zusammenarbeiten. Das hinterlässt Löcher in der Cyberabwehr lässt und macht den IT-Teams viel Arbeit. 2023 wird daher im Zeichen der Konsolidierung stehen: weniger Tools, mehr Plattformen, und alles effizient und hochautomatisiert vernetzt. Unternehmen haben angesichts des harten Wettbewerbs um Fachkräfte gar keine andere Wahl, zumal die Bedrohungslage sich durch Cybercrime as a Service, intelligentere Ransomware und zunehmende Aktivitäten nationalstaatlicher Akteure weiter verschärft.
  1. IT spielt eine Doppelrolle beim Klimaschutz
    Videokonferenzen machen Dienstreisen überflüssig, intelligente Gebäude sparen Energie und smarte Industrielösungen verhindern Ressourcenverschwendung. IT leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, und mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen rückt auch die Nachhaltigkeit der Systeme selbst in den Fokus. Bereits eine längere E-Mail hat einen CO2-Fußabdruck von 17 Gramm. Unternehmen, die CO2-Neutralität anstreben, müssen deshalb auch ihre Prozesse, Digitalisierungsmaßnahmen und Lieferketten auf den Prüfstand stellen, um wirklich Ende-zu-Ende nachhaltig zu werden. Sowohl Kunden als auch Mitarbeitende fordern das mittlerweile ein und wenden sich von nicht nachhaltig handelnden Unternehmen ab.
  1. Lokale Cloud-Angebote befeuern Multi-Clouds
    Wollen Unternehmen die Stärken einzelner Cloud-Anbieter gezielt nutzen, ist das Multi-Cloud-Konzept längst gelebte Realität. Eine Stärke, die vor allem lokale Clouds auszeichnet, ist Datensouveränität – die volle Kontrolle über die eigenen Daten und damit die Freiheit, selbstbestimmt über deren Nutzung zu bestimmen. Für Unternehmen und ihre Kunden ist das ein hohes Gut, gerade in Zeiten geo- und wirtschaftspolitischer Auseinandersetzungen. Die Zahl der lokalen Angebote dürfte daher steigen. Deutschland und die EU werden diese Entwicklung durch Förderprogramme noch vorantreiben und dabei von den Erfahrungen und Standards profitieren, die Gaia-X geliefert hat – auch wenn dieses Projekt hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.
  1. Private 5G wird zum Beschleuniger der Digitalisierung
    Digitale Lösungen machen Unternehmen resilient und sind die Basis neuer Services und Geschäftsmodelle. Viele Anwendungsfälle erfordern eine neue Art der Konnektivität – drahtlos, sicher und mit hohen Bandbreiten sowie geringer Latenz. Private 5G-Netze liefern genau das und werden damit zu einem Beschleuniger der Digitalisierung, der andere Netzwerktechnologien zwar nicht verdrängt, wohl aber ergänzt. Erst mit Private 5G lassen sich etwa in der Industrie oder der Medizin smarte Lösungen aufbauen, die Datenauswertungen und Reaktionen in Echtzeit ermöglichen. Dabei werden Unternehmen vermehrt auf die Unterstützung von Dienstleistern und Service Providern setzen, die Erfahrung mit der neuen Technologie haben.
  1. Neue soziale Netzwerke gewinnen an Popularität
    Die großen sozialen Netzwerke schienen lange nahezu unangreifbar. TikTok hat allerdings in den vergangenen Jahren die Platzhirsche unter Druck gesetzt. Zudem vergraulte Facebook zahlreiche WhatsApp-Nutzer mit seinen Datenschutzbestimmungen hin zu Signal & Co., während Twitter dank Elon Musk eine kleine Abwanderungswelle in Richtung Mastodon erlebt. Das zeigt: Es gibt durchaus Platz und Chancen für neue Player. Vor allem dezentrale Netzwerke könnten in den kommenden Monaten einen Aufschwung erleben, da Nutzer sich häufiger fragen, wie viel Macht und Kontrolle einzelne Großunternehmen oder Personen haben sollten. Voraussetzung bleibt indes, dass die Neulinge benutzerfreundlich sind, da hohe Einstiegshürden die breite Masse der Anwender abschrecken.

„Das neue Jahr wird aus IT-Sicht nicht weniger spannend und ereignisreich als das vergangene“, erklärt Kai Grunwitz, Geschäftsführer der NTT Ltd. in Deutschland. „Das liegt schon allein daran, dass digitale Angebote den Alltag der Menschen durchziehen und diese sich zunehmend Gedanken machen, wie nachhaltig, sicher oder ethisch die Angebote sind. Dadurch werden wichtige Entwicklungen angestoßen. Auch etablierte Unternehmen müssen sich daher weiterentwickeln.“      Jürgen Frisch

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