Künstliche Intelligenz braucht eine valide Strategie

Eine staatliche Strategie für künstliche Intelligenz stärkt nach Ansicht der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe den Wirtschaftsstandort Deutschland. Eine zeitnahe Umsetzung sei im Wettbewerb wichtig.

Für 62 Prozent der DSAG-Mitglieder ist künstliche Intelligenz (KI) im Kontext der digitalen Transformation ein wichtiges oder sehr wichtiges Thema. Das belegt die DSAG-Umfrage zum Jahreskongress 2018. Die Anwendervertreter begrüßen daher die Entwicklung einer KI-Strategie seitens der Bundesregierung. Neue Technologien benötigten Rahmenbedingungen, die den Anforderungen einer digitalisierten Welt Rechnung tragen, um ihren vollen wirtschaftlichen Mehrwert zu erbringen. „Eine staatliche KI-Strategie kann die nötigen institutionellen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der Technologie schaffen“, erläutert, DSAG-Vorstandsvorsitzender Marco Lenck. „Zugleich stärkt sie den Forschergeist und fördert Innovationen durch einfache Wettbewerbsregeln, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen.“

Künstliche Intelligenz kommt beispielsweise zum Einsatz, um aus den exponentiell wachsenden Datenmengen Erkenntnisse für Unternehmen zu gewinnen. Lenck fordert eine schnelle und praxisnahe Umsetzung der KI-Strategie. „Deutschland muss bei Zukunftstechnologien konkurrenzfähig bleiben und zeitnah im Wettbewerb gegenüber China und den USA aufholen.“ Sobald es greifbare Modelle zur Adaption gibt, könne der Einsatz von KI-Technologie auch im Mittelstand wirtschaftlich attraktiv sein.

„Eine staatliche KI-Strategie kann die nötigen institutionellen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der Technologie schaffen“, erläutert, DSAG-Vorstandsvorsitzender Marco Lenck. „Zugleich stärkt sie den Forschergeist und fördert Innovationen durch einfache Wettbewerbsregeln, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen.“ Quelle: DSAG

Rahmenbedingungen dürfen Innovation nicht stoppen

Politische Rahmenbedingungen seien wichtig, sie dürften allerdings nicht zum Innovations-Stopper werden. Eine mögliche Herausforderung sieht der Interessenverband in diesem Zusammenhang beispielsweise beim strengen Datenschutz in Deutschland. „Diese Richtlinien basieren auf altem Know-how und sollten auf jetzige Szenarien angepasst sowie für Zukunftsszenarien vorbereitet werden“, erläutert Otto Schell, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender. „Keinesfalls darf dieses Thema ein Hemmnis für einen wirtschaftlich erfolgreichen Einsatz von KI-Technologien sein. Schließlich sind zur Verbesserung von KI-Algorithmen große Datenmengen nötig.“

Wichtig sei eine ganzheitliche Sicht, die alle Teilnehmer, Staat, Industrie oder Interessensvertreter einbezieht. „Neben offenen Rahmenbedingungen zum Umgang und zur Gestaltung der KI sollte das Zusammenarbeitsmodell Mensch-Maschine-Mensch möglich sein“, fordert Schell. „Neue Verteilungsmodelle müssten die zwar den Investitionsschutz für die Unternehmen gewährleisten, aber auch der Allgemeinheit zugutekommen.“ Neue Arbeitsumgebungen oder Ausbildungen sollten gesichert werden, idealerweise mit einem flexiblen Arbeitszeitmodell. Wichtig ist aus DSAG-Sicht zudem der Wissenstransfer im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen, um von einer Abwehr- in eine „Chance-Haltung“ zu gelangen.

„Der strenge deutsche Datenschutz basiert auf altem Know-how und sollten auf jetzige Szenarien angepasst sowie für Zukunftsszenarien vorbereitet werden“, erläutert Otto Schell, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender. „Keinesfalls darf dieses Thema ein Hemmnis für einen wirtschaftlich erfolgreichen Einsatz von KI-Technologien sein.“ Quelle: DSAG

Bei der Implementierung hat Deutschland Nachholbedarf

In der KI-Forschung kann Deutschland bereits Erfolge vorweisen. Geht es allerdings darum, KI-Technologien in Unternehmensstrukturen zu implementieren und konkrete Business Cases für eine gewinnbringende Implementierung in Geschäftsprozesse zu schaffen, ist laut DSAG noch Luft nach oben. „Soll die deutsche Wirtschaft künftig nicht auf Lösungen aus dem Ausland angewiesen sein, müssen heute KI-Innovationen gefördert werden“, argumentiert Lenck. Die Dringlichkeit unterstreichen die Ergebnisse der DSAG-Umfrage. Laut dieser hat SAP Leonardo, das auch KI- und Machine-Learning-Komponenten enthält, bereits für 30 Prozent der Mitglieder eine hohe oder sehr hohe Relevanz im Kontext der Digitalisierung. 2017 lag dieser Wert noch bei 18 Prozent.

Ein Dialog über offene Fragen ist wünschenswert

Durch künstliche Intelligenz verändern sich die IT-Landschaften. „Wenn es in verteilte Netzwerke geht, müssen Software-Anbieter wie SAP schnelle Wege von den derzeitigen Prozessen und Systemen in hybride Landschaften bieten“, erläutert Otto Schell. Eine erste Positionierung seitens SAP zum Thema KI gibt es bereits mit sieben Leitlinien. Demnach sichere SAP Datenschutz sowie Privatsphäre entsprechend der gesetzlichen Vorgaben zu und verspreche Kunden Einblick und Kontrolle.

Insgesamt schätzt die DSAG das Bekenntnis der SAP zu künstlicher Intelligenz. Offen sei jedoch die konkrete Ausgestaltung, etwa dahingehend, wie SAP die Sicherheit und Zuverlässigkeit ihrer Produkte gewährleisten möchte und wie verlässlich die Garantie von Datenschutz und Privatsphäre sei. Hier stehe die DSAG dem Software-Hersteller als konstruktiv-kritischer Gesprächspartner zur Verfügung.

Auch die Unternehmen selbst müssten sich mit Blick auf künstliche Intelligenz ändern. „Manager sollten sich neuen Potenzialen zu öffnen, die KI, das Internet-of-Things, Big Data oder Blockchain bieten“, erläutert Schell. Die DSAG wirbt für eine Offenheit, die sich ergebenden Optionen zu nutzen und die Zukunft gemeinsam anzugehen. Jürgen Frisch

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