Europas Industrie setzt auf das Internet der Dinge

72 Prozent der Industrieunternehmen in Europa wollen laut PAC ihre Ausgaben für das Internet der Dinge in den kommenden drei Jahren erhöhen. Ziel sind effizientere Betriebsabläufe sowie vernetzte Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.

Europas Hersteller setzen auf das Internet der Dinge (IoT), um den Betrieb effizienter zu machen und neue, vernetzte Produkte und Dienstleistungen zu konzipieren. Dadurch möchten sie in den zersplitterten europäischen Märkten wettbewerbsfähig bleiben, konjunkturellem Gegenwind trotzen und den Anstieg ihrer Betriebskosten stoppen.

In der Studie „Die digitale Transformation der Industrie durch das Internet der Dinge“ hat des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens PAC untersucht, wie Industriefirmen in Europa IoT-Projekte vorantreiben, welche Abteilungen und welche Herausforderungen diese Projekte anstoßen und was die wichtigsten strategischen Vorgehensweisen sind. Die Studie basiert auf Gesprächen mit über 250 Business- und IT-Führungskräften in großen und mittleren Unternehmen der diskreten und weiterverarbeitenden Fertigungsindustrie in Westeuropa m Februar 2017 haben die Marktforscher die Telefonbefragung Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, in der Schweiz und in Skandinavien durchgeführt.

Die Tatsache, dass 72 Prozent ihre Investitionen in IoT erhöhen wollen, illustriert laut PAC den Willen der Industrie zur digitalen Transformation. 60 Prozent der Hersteller geben an, ihre IoT-Projekte bereits gestartet zu haben und sich momentan in einer frühen, mittleren oder fortgeschrittenen Phase der Umsetzung zu befinden. Rund 70 Prozent sehen in der Reduzierung der Betriebskosten den Hauptschwerpunkt ihrer IoT-Strategie, während für über 50 Prozent die Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen und neuen Geschäftsmodellen im Vordergrund steht. Hier werde deutlich, dass die Industrieunternehmen nach neuen Wegen suchten, ihre jahrzehntealten Legacy-Systeme und Prozesse zu verbessern und sich gleichzeitig in der Wertschöpfungskette nach oben zu bewegen. 

40 Prozent der von BARC befragten Industrieunternehmen sind beim Internet of Things (IoT) noch in der Planungs- und Evaluierungsphase. Im fortgeschrittenen Stadium einer unternehmensweiten Initiative befinden sich 9 Prozent. Quelle: PAC

40 Prozent der von BARC befragten Industrieunternehmen sind beim Internet of Things (IoT) noch in der Planungs- und Evaluierungsphase. Im fortgeschrittenen Stadium einer unternehmensweiten Initiative befinden sich 9 Prozent. Quelle: PAC

Deutschland hinkt in der Entwicklung leicht hinterher

Im Ländervergleich sind die Trends bei Einführung und Investitionsschwerpunkten unterschiedlich. So sind die nordischen Länder zum Beispiel am weitesten fortgeschritten bei der Implementierung, während Deutschland hier etwas zurückliegt. „Deutsche Firmen könnten deshalb bei der Umsetzung von IoT in der Befragung schlechter abschneiden, weil die Entwicklung von intelligenten, vernetzten Produkten weniger verbreitet ist als Industrie 4.0-Anwendungen im Internet der Dinge, die hauptsächlich von Datenschutzvorschriften und -bedenken im deutschen Markt betroffen sind“, erläutert Klaus Holzhauser, Head of Digital CX & IoT bei PAC in München. 

Über die Hälfte der Unternehmen lässt IoT-Daten außen vor

Datensicherheit und -schutz schätzen die die Unternehmen als das bei weitem größte Hindernis für IoT-Implementierungen ein. PAC führt dies auf die zunehmende Zahl von Cyberattacken sowie auf die sehr strengen Vorschriften in einigen europäischen Ländern zurück. Beruhigend sei es allerdings, dass 54 Prozent der Firmen zugeben, immer noch keine IoT-Daten bei ihren unternehmerischen Entscheidungen zu berücksichtigen.

„IoT-Lösungen bieten Industrieunternehmen die einmalige Gelegenheit, ihre im Betrieb eingesetzten Technologien und IT-Systeme zu integrieren und so eine breite digitale Transformation in Gang zu setzen“, berichtet PAC-Analyst Milos Milojevic. „Dieser Wandel kann nicht nur zu mehr betrieblicher Effizienz, sondern auch zu mehr Umsatzwachstum führen, da Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle eingeführt werden können. 60 Prozent der Firmen haben dies erkannt und bereits IoT-Initiativen eingeleitet.“ 

Pilotprojekte und Business Cases

Ben Salama, Leiter Connected Operations bei Accenture Mobility, das zu Accenture Digital gehört und die Studie gesponsert hat, bestätig die PAC-Einschätzung: „Wir beobachten bei unseren Kunden Investitionen und Resultate, die den Ergebnissen dieser Studie entsprechen. Am erfolgreichsten sind Unternehmen, die mit IoT-Pilotprojekten angefangen haben und ihre Business Cases auf Ergebnissen aufgebaut haben, die unter Verwendung echter Firmendaten erzielt wurden. Da die Investitionen in IoT ständig zunehmen, erwarten wir den nächsten Entwicklungsschritt im Bereich Industrie X.0, wo hochintelligente vernetzte Systeme zur Entstehung einer komplett digitalen Wertschöpfungskette führen, ergänzt durch neue innovative Kernkompetenzen und tiefgreifenden kulturellen Wandel.“ Jürgen Frisch

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