Führungskräfte verkennen den Wert ihrer Daten

Die Geschäftsprozesse von Unternehmen basieren zwar oft auf Daten, dennoch verstehen viele Führungskräfte deren Wert nicht. Das zweit eine Marktstudie im Auftrag des Analytics-Anbieters Exasol.

Fast ein Drittel (27 Prozent) der Führungskräfte weiß nicht, wie wertvoll die Daten des Unternehmens sind. Das zeigt eine unabhängigen Studie im Auftrag der Exasol AG. Auffällig dabei sind die regionalen Unterschiede: in Deutschland glauben 22 Prozent den obigen Vorwurf, in Großbritannien sogar 32 Prozent. Gleichzeitig gaben 79 Prozent der befragten IT- und Business-Entscheider an, dass in den vergangenen fünf Jahren die Abhängigkeit des Unternehmens von Daten spürbar gestiegen ist.

Für die Studie Making the Enterprise Data Centric hat Vanson Bourne im Auftrag von Exasol AG jeweils 250 IT- bzw. Business-Entscheider in Deutschland und Großbritannien befragt. Die Studie liefert eine Momentaufnahme von der Situation der mittelständischen Unternehmen und der Herausforderungen, mit denen sie bei der Modernisierung ihrer Datenstrategien konfrontiert sind. Für 80 Prozent sind ihre Daten geschäftskritisch. Die Unternehmen würden nach eigenen Angaben ohne ihre Datenquellen nicht funktionieren. 25 Prozent der Befragten gaben sogar an, vollständig auf ihre Daten angewiesen zu sein, um den täglichen Betrieb sicherzustellen und somit eine valide Basis für Entscheidungen zu haben. Die große Mehrheit der Unternehmen (79 Prozent) ist heute von ihren Daten abhängiger als noch vor fünf Jahren, 39 Prozent der befragten Entscheidungsträger spüren diese Entwicklung sogar deutlich. Ganze 29 Prozent der Unternehmen verfolgen, laut ihren Angaben, aktiv die Strategie, Daten ins Zentrum des Business zu rücken.

Fehlende Unterstützung  im Vorstand als Hindernis

Wenn es um das Verarbeiten der Daten geht, zeigt der Report vielfältige Widerstände auf, die innerhalb der Unternehmen herrschen: Bei 23 Prozent datengetriebener Projekte kam es zu Fehlern, weil es an der Unterstützung durch den Vorstand mangelte. Mehr als ein Viertel (27 Prozent, in Großbritannien 32 Prozent, in Deutschland 22 Prozent) aller befragten IT- und Business-Entscheider bemängeln, dass ihre Führungskräfte nicht verstehen, welche Rolle Daten im Unternehmen spielen und welchen Wert sie darstellen. Große Unterschiede traten dabei im Vergleich der Branchen zutage. Während im Energiesektor 88 Prozent der Befragten angaben, ihre Führungskräfte hätten den Wert der Daten erkannt, waren dies im Industriesektor nur 71 Prozent, im Baugewerbe 67 Prozent und bei den Finanzdienstleistern nur 61 Prozent.

„Unternehmen werden nicht von heute auf morgen zu datengetriebenen Unternehmen“, erläutert Aaron Auld, CEO von Exasol. „Sie müssen zunächst entscheiden, wo sie Data Analytics einsetzen, um diese Herausforderung zu meistern. Für Industrieunternehmen können dies beispielsweise Absatzprognosen sein, weil darauf basierende Entscheidungen die gesamte Lieferkette beeinflussen, während für Unternehmen aus der Energiebranche zukünftige Preisentwicklungen von geschäftskritischer Bedeutung sind.“ Erfolgreiche Projekte seien immer geschäftsorientiert. Mit diesem Fokus könnten Unternehmen Schritt für Schritt ihr Geschäft transformieren und ihre Projekte optimieren, indem sie gezielt nach mehr und besseren Daten suchen. Die digitale Transformation müsse die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette durchdringen.

Meist ist das Marketing für die Daten zuständig

Sich ständig ändernde Anforderungen an das Business sowie offizielle Vorschriften und Regelungen sorgen für unterschiedliche Verantwortlichkeiten des C-Level-Managements. Obwohl sich ein Trend abzeichnet, dass immer mehr Chief Marketing Officer für Technologie-Projekte verantwortlich sind, zeigt die Studie, dass die Verantwortlichkeit für Data Analytics nach wie vor zumeist beim CIO liegt (38 Prozent). Bei 22 Prozent der Unternehmen ist der CEO dafür verantwortlich, bei 11 Prozent der CTO. Besonders starkes Interesse an Daten besteht bei den CEOs in Großbritannien (29 Prozent) – im Vergleich dazu sind dies in Deutschland nur 14 Prozent. Demgegenüber sind bei Finanzdienstleistern, bei denen Business Intelligence seit langem jede Entscheidung beeinflusst, nur 6 Prozent der CEOs für Data Analytics verantwortlich, viel häufiger fällt diese Rolle hier dem CIO zu (43 Prozent). In allen Branchen ist erkennbar, dass nur noch selten der CFO der Eigentümer der Daten ist, da Business Intelligence oft unter Data Analytics subsumiert wird.

Auld sieht großen Nachholbedarf, wenn es darum geht, den Wert von Daten zu beurteilen: „Unternehmen können sich nur dann zu datengetriebenen Unternehmen entwickeln, wenn sie den Wert der Daten  verstehen. Diesbezüglich müssen Mitarbeiter aller Ebenen geschult werden.“ CIOs und Datenexperten müssten zudem sicherstellen, dass Führungskräfte einen einfachen Zugang zu Informationen haben, die ihnen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Nur Führungskräfte, die den Wert der Daten selbst erkennen, würden die Transformation zum datengetriebenen Unternehmen unterstützen.“ Aktuell versteht sich  laut Studie lediglich ein Prozent der Befragten als datengetriebenes Unternehmen. Die Mehrheit  strebt allerdingsdieses Ziel an. Jürgen Frisch

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