Digitalisierung braucht Unternehmenskultur

60 Prozent der deutschen Arbeitnehmer meinen, dass digitale Technologie die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe steigert. Jeder Zweite fürchtet aber Veränderungen oder Jobverlust. Das zeigt eine Studie von Microsoft.

Viele Arbeitnehmer empfinden die Digitalisierung als Chance. So ist jeder zweite davon überzeugt, dass die digitale Transformation mehr Spaß bei der Arbeit oder eine bessere Gestaltung der Work-Life-Balance ermöglicht (51 beziehungsweise 48 Prozent). Allerdings fürchten ebenso viele Beschäftigte den Verlust ihres Arbeitsplatzes oder eine Veränderung von Aufgaben.

Das zeigt eine Marktstudie für die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Microsoft Deutschland im Februar 1.073 Mitarbeiter und Führungskräfte der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung in Deutschland befragt hat. Demnach stellen sich Unternehmen aktuell eher den technischen als den kulturellen Herausforderungen der Digitalisierung. Nicht einmal jeder fünfte Arbeitgeber treibt den Kulturwandel konsequent voran. In den Transformationsprozess eingebunden ist lediglich jeder zehnte Mitarbeiter.

„Wer die Digitalisierung erfolgreich gestalten will, muss alle Menschen mitnehmen“, berichtet Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. „Es gilt die positive Grundstimmung der Beschäftigten zu nutzen, Ängsten aktiv zu begegnen und Zukunftsperspektiven für alle aufzuzeigen.“ Das gelinge am besten in einer Kultur des Vertrauens, in der die Mitarbeiter aktiv in den Transformationsprozess eingebunden werden“, Doch genau daran scheint es in Deutschland noch zu mangeln. Die wenigsten Beschäftigten (11 Prozent) erleben die digitale Transformation als gemeinschaftlichen Prozess unter Beteiligung von Mitarbeitern und Führungskräften.

Chefs sollten den Ängsten der Mitarbeitern begegnen

Unsicherheit entsteht in der Belegschaft häufig dann, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, neuen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Eine Kultur, die Ängste ernst nimmt und lebenslanges Lernen fördert, kann dem entgegenwirken. Laut Umfrage begrüßen 67 Prozent der Befragten ausdrücklich eine kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung. Unternehmen und Behörden leisten dafür allerdings zu wenig Unterstützung. Lediglich jeder zweite Arbeitgeber bietet regelmäßig entsprechende Schulungen an oder ermutigt seine Mitarbeiter, mit neuen Technologien zu experimentieren.

„Der Erfolg der digitalen Transformation ist immer auch eine Frage der Kultur“, erläutert Bendiek. „Eine klare Kommunikation und nachvollziehbare Entscheidungen können Mitarbeitern helfen, die digitale Zukunft zuversichtlich anzugehen.“ Genau daran hapert es allerdings derzeit: Nicht einmal jeder fünfte Befragte (19 Prozent) berichtet von einem Programm für den Kulturwandel. Stattdessen nehmen die Mitarbeiter vielfach eine tradierte Unternehmenskultur wahr und vermissen eine Strategie für die digitale Transformation.

Der Kulturwandel im Unternehmen sollte Chefsache sein

„Unternehmen dürfen die digitale Transformation nicht ignorieren“, warnt Andreas Schierenbeck, Vorstandsvorsitzender von thyssenkrupp Elevator. „Sie müssen den Wandel von der Chefetage aus führen und sollten ihn nicht an die IT-Abteilung delegieren. Veränderung erfordert schließlich unternehmerische Führung und übergreifenden Fokus.“ Bislang ist Digitalisierung in Deutschland nur selten Chefsache: Laut YouGov-Umfrage erlebt nur jeder vierte Mitarbeiter die Geschäftsführung oder den Vorstand als treibende Kraft der Transformation.

Wie Unternehmen den notwendigen Kulturwandel konkret angehen können, zeigt Microsoft im Studienband „Digitalisierung für alle – wie wir eine Kultur der digitalen Transformation schaffen“. Neben den Umfrage-Ergebnissen finden sich darin die Perspektiven von Change-Experten, Psychologen und Top-Managern. Die vollständige Studie findet sich unter http://aka.ms/DT-Studie-2018. Jürgen Frisch

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