Oracle schlägt gegen SAP zurück

Nun hat auch Oracle eine In Memory-Datenbank präsentiert. Das Speicherkonzept unterscheidet sich aber deutlich von der ebenfalls hauptspeicherbasierten Datenbank SAP HANA.

„Es ist nicht sinnvoll, Daten, die seit Wochen nicht mehr benutzt wurden, im Hauptspeicher abzulegen“, berichtet Günther Stürner, Vice President Sales Consulting bei Oracle Deutschland. „Oracle Datebase 12c lagert dort nur die wirklich heißen Daten. “ © Oracle

„Es ist nicht sinnvoll, Daten, die seit Wochen nicht mehr benutzt wurden, im Hauptspeicher abzulegen“, berichtet Günther Stürner, Vice President Sales Consulting bei Oracle Deutschland. „Oracle Datebase 12c lagert dort nur die wirklich heißen Daten. “ © Oracle

Mit der In Memory-basierten Datenbank Oracle Database 12c schlägt Oracle gegen SAP zurück. Die Walldorfer greifen mit der hauptspeicherbasierten Datenbank SAP HANA in den vergangenen Jahren das Kerngeschäft des kalifornischen Datenbank-Königs an. „Es findet gerade eine Renaissance der Datenbank-Technik statt“, erklärt Günther Stürner, Vice President Sales Consulting bei Oracle Deutschland bei der Produktvorstellung in Frankfurt. „Als altgedienten Datenbänker hat es mich geärgert, dass SAP mit seiner In Memory-Datenbank so viel Wirbel verursachen konnte und so viel Aufmerksamkeit bekommen hat.“

Nur heiße Daten lagern im Hauptspeicher

Auch wenn Oracle Database 12c mit dem In Memory-Konzept arbeitet, unterscheidet sich dessen Umsetzung deutlich von der SAP-Variante: während bei SAP HANA die komplette Datenbank im Hauptspeicher liegt, arbeitet Oracle mit einem mehrschichtigen Speichermodell, das dem 20011 von Teradata vorgestellten Multitemperature Data Warehouse ähnelt: nur die heißesten Daten kommen in den Hauptspeicher. Der Rest landet je nach „Temperatur“ entweder auf Solid State Disks oder auf klassischen Festplatten. Als heiß gelten Daten, auf die Anwender besonders häufig zugreifen, und die für eine Analyse besonders schnell zur Verfügung stehen sollen. Historische Daten gelten als kalt.

„In einem Data Warehouse sind maximal 20 Prozent der Daten wirklich heiß“, erläutert Stürner. „Dieser Teil der Daten gehört in den Hauptspeicher. Es ist nicht sinnvoll, Daten, die seit Wochen nicht mehr benutzt wurden, dort abzulegen, und es bringt auch keinen messbaren Geschwindigkeitsvorteil.“ Technisch sei es bei Oracle Database 12c durchaus möglich, ähnlich wie bei SAP die komplette Datenbank im RAM abzulegen. Laut Stürner dürfte das in der Praxis allerdings die große Ausnahme sein.

Spaltenorientiert und zeilenorientiert

Oracle Database 12c speichert die Daten parallel in zwei Varianten ab: einmal zeilenorientiert auf der Festplatte und einmal spaltenorientiert im Hauptspeicher. Die Spaltenorientierung spielt ihre Vorteile bei Abfragen und Analysen aus, die Zeilenorientierung hingegen bei Transaktionen. Anders als bei SAP kann und muss der Datenbankadministrator bestimmen, welche Daten wo lagern: „Der Administrator legt fest, welche Partitionen, Objekte oder Tabellen er spaltenorientiert im Hauptspeicher haben möchte“, erklärt Stürner. „Der Advisor der Datenbank macht dazu konkrete Vorschläge. Diese lassen sich aber an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen.“

In einer sogenannten Heat-Map zeigt Oracle Database 12c, welche Tabellen wie häufig abgefragt werden. Dies soll Administratoren aufzeigen, wie eine Datenbank im Zeitverlauf genutzt wird, um dann Regeln festzulegen, nach denen die Daten komprimiert werden. Ältere Daten, die sich kaum mehr ändern, würden stärker komprimiert, während Daten, die sich häufig ändern, in einer High Performance-Schicht abgelegt würden.

Adhoc Analysen sind möglich

Die Kombination aus In Memory und Spaltenorientierung soll im praktischen Betrieb ähnliche Vorteile bringen wie bei SAP: „Abfragen laufen hundertmal schneller, Insert-Vorgänge drei- bis viermal so schnell, und Transaktionen doppelt so schnell“, berichtet Andy Mendelsohn, Senior Vice President, Oracle Server Technologies. Analysen seien adhoc möglich, ohne die Daten dafür vorher in Cubes zu aggregieren. Die bei klassischen Datenbanken aus Performance-Gründen notwendige Trennung von Transaktions- und Analysedaten entfalle weitgehend. Funktional habe das Konzept des Data Warehouse allerdings weiterhin Bestand, wenn es beispielsweise im das Harmonisieren von Daten, das Einbinden externer Quallen oder um das standardisierte Errechnen vordefinierter Unternehmenskennzahlen gehe.

Während SAP HANA fast ausschließlich auf speicheroptimierten Intel-Appliances läuft, und gerade erst eine Variante auf IBM Power getestet wird, gibt sich Oracle Database 12c von der Plattform her völlig offen. Die Datenbank läuft auf IBM Aix, HP Ux, Solaris, Linux und Windows. Besonders optimierte Server sind laut Stürner keine Voraussetzung, eine möglichst große Menge an Hauptspeicher sei aber sinnvoll.

Multitenant-Architektur fasst Datenbanken zusammen

Oracle Database 12c skaliert laut Unternehmensaussage über mehrere Server hinweg und sei voll Multitenancy-fähig. Im Rahmen der Multitenant-Architektur ließen sich mehrere Datenbanken zusammenfassen, so dass sie aus Sicht von Applikationen wie eine einzige Datenbank erschienen. Die so zusammengefassten Datenbanken ließen sich gemeinsam verwalten, die Daten lägen aber weiterhin isoliert voneinander auf verschiedenen Systemen. Die aus den Vorgänger-Versionen bekannten Backup- und Restore-Prozeduren liefen unverändert weiter.

Reines Software-Update

Die Migration auf Oracle Database 12c soll besonders einfach ablaufen: „Es handelt sich um ein reines Software-Update“, erklärt Stürner. „CD einlegen, installieren – das war’s. Bei einem SAP-System müssen die Administratoren noch festlegen, welche Tabellen und Objekte sie spaltenorientiert im Hauptspeicher ablegen möchten. “

SAP arbeitet daran, bestimmte Funktionen von Modulen wie etwa SAP CRM in die Datenbank SAP HANA zu verlagern. Will ein SAP-Anwender nun eine andere Datenbank nutzen, so muss deren Hersteller dafür Sorge tragen, dass diese Funktionen auch in seiner Datenbank korrekt angesprochen werden. Stürner geht davon aus, dass SAP die Schnittstellen offen hält und die in die Datenbank verlagerten Funktionen auch bei IBM DB2, Microsoft SQL Server oder Oracle Database 12c unterstützt. Die Umsetzung würden dann die Datenbankhersteller übernehmen: „Entweder man erstellt eine Implementierung, die nicht in der Datenbank, sondern auf dem Applikationsserver abläuft. Das könnte Leistungseinbußen nach sich ziehen. Oder aber die Datenbankhersteller bauen die Funktionen der jeweiligen SAP-Module in ihrer Datenbank nach.“

Zum Pricing gibt es noch keine Aussage

Oracle Database 12c soll ab Ende Juli allgemein verfügbar sein. Zum Preisgestaltung machte Oracle keine Aussage. Eine SAP-Zertifizierung liegt bislang nicht vor. Der Oracle-Manager Mendelsohn erwartet sie bis zum kommenden Jahr. Bei den meisten SAP-Systemen sind die Datenbanklizenzen Teil des SAP-Vertrags. Bestimmungen für eine Migration auf Oracle Database 12c sind laut Stürner dort nicht enthalten, würden aber gerade verhandelt. jf

 

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