Bei SAP Business ByDesign wandert Funktionalität vom App-Server in die Datenbank

Mit SAP HANA läuft SAP Business ByDesign nicht sehr viel schneller als die Vorgängervariante. Die neue Architektur macht es aber möglich, dass Funktionalitäten künftig direkt in der Datenbank ablaufen, wie Rainer Zinow erklärt, Senior Vice President der Cloud Unit bei SAP.

Rainer-Zinow

„Wir verschieben in Business ByDesign Funktionalitäten, die bisher auf dem App-Server abgelaufen sind, direkt auf den Datenbank-Server“, erklärt Rainer Zinow, Senior Vice President der Cloud Unit bei SAP. Quelle: SAP

Von SAP Business ByDesign haben wir kaum noch etwas gehört, seit Sie im Oktober 2013 den Umbau der Architektur angekündigt haben. Wie ist der aktuelle Stand?

Mit dem Architekturumbau auf die SAP HANA Plattform waren wir im Februar dieses Jahres fertig. Seitdem liefern wir sämtliche Systeme für Neukunden mit SAP HANA als Plattform aus. Bestandskunden bekommen die neue Systemvariante, wenn wir im Rahmen der Renovierung einen Serverschrank austauschen. Dann wechseln wir die Datenbank mit aus.

Wie viele Unternehmen teilen sich bei SAP Business ByDesign einen Server?

Zumeist etwa 40 Unternehmen. Man kann sich das System wie einen Omnibus vorstellen. Ein Serverschrank besteht aus einem Datenbankserver und vielen Applikationsservern. Die Kunden mieten einen Platz in diesem Bus.

Läuft SAP Business ByDesign auf Basis der SAP-HANA-Plattform schneller als die vorherige Version?

Ja, aber nicht sehr viel schneller. Bei der früheren Version von SAP Business ByDesign auf Basis von SAP MaxDB dauert ein Dialogschritt im Backend im Schnitt etwa 800 Millisekunden, bei der neuen Version sind es 750 bis 780 Millisekunden. Für den lesenden Zugriff verwendet SAP Business ByDesign bereits seit fünf Jahren die hauptspeicherbasierte und spaltenorientierte Datenbank SAP TRex, das ist der Vorgänger von SAP HANA.

Hat SAP Business ByDesign on HANA neue Funktionen bekommen?

Ja, wir haben in Einzelfällen und für strategische Projekte wie Roland Berger oder Shell viele neue Funktionen geliefert. Solange wir an der Umstellung auf HANA arbeiteten, haben wir allerdings bei der Entwicklung neuer Funktionen die Geschwindigkeit reduziert. Nun ist dieser Schritt abgeschlossen und wir gehen daran, die Früchte der Arbeit zu ernten. Ein erstes Beispiel ist die Nutzung der HANA calc engine, die dem MS Excel Plug-In zu schnelleren Zugriffszeiten verhilft. Der Datenzugriff läuft direkt in der Datenbank und nicht mehr über den Applikations-Server. Mit jedem folgenden Feature Pack, werden wir weitere native HANA Fähigkeiten nutzen.

Sind das ähnliche Verbesserungen wie in den sogenannten Simple Applications?

Ja. Wir planen, Funktionalitäten, die bisher auf dem App-Server abgelaufen sind, direkt im Datenbank-Server zu prozessieren. Ein Beispiel dafür ist die Gewinn- und Verlustrechnung, die künftig komplett in SAP HANA stattfindet. Früher wurden die Daten zur Berechnung auf den App-Server transferiert, heute wandert stattdessen der Algorithmus dorthin, wo die Daten sind, nämlich zum Datenbank Server. Wir haben dies früher nicht so implementiert, da die CPU-Zyklen auf dem Datenbank-Server ziemlich teuer waren, die auf dem App-Server dagegen billig. Heute haben wir durch die massiv parallelen Architekturen im Datenbankserver genügend Rechenleistung zur Verfügung.

Wie viele Unternehmen nutzen aktuell SAP Business ByDesign?

Die Zahl der Unternehmen liegt momentan noch immer bei etwas mehr als 1.000. Wir haben allerdings 40 Prozent mehr lizensierte Anwender als im Vorjahr, weil die bestehenden Kunden kräftig nachgekauft haben.

Welche typischen Kundengruppen nutzen SAP Business ByDesign?

SAP Business ByDesign wird primär von zwei Kundengruppen genutzt: Zum einen sind dies typische mittelständische Unternehmen, die eine durchgängige ERP Lösung in der Cloud einsetzen wollen. Die zweite Kundengruppe sind Tochtergesellschaften großer SAP Kunden, wie beispielsweise HILTI in Serbien oder Kroatien.

Wo liegt der Vorteil für das Mutter-Tochter-Szenario aus Sicht der Anwender?

Wenn sowohl im Stammhaus in der SAP Business Suite als auch in den Filialen mit SAP Business ByDesign die Datenbank SAP HANA läuft, können die Unternehmen integrierte Anwendungsszenarien abbilden.

In welchen Branchen kommt SAP Business ByDesign aktuell zum Einsatz?

Die dominierende Branche, mit etwas über 40 Prozent Anteil, sind Professional Service Provider wie beispielsweise Roland Berger Management Consulting. Die verbleibenden 60 Prozent verteilen sich über alle Industrien. Eine gewisse Häufung gibt es in den Branchen Hightech, Konsumgüter und Großhandel. Dabei kommen allerdings kaum branchenspezifische Spezialfunktionen zum Einsatz.

Wie sieht es in der Fertigungsindustrie aus?

Die oben genannten 60 Prozent verwenden sehr häufig die Fertigungsfunktionalität. In SAP Business ByDesign ist eine komplette Logistik verbaut inklusive Material Ressource Planning und einem Manufacturing Execution System. Nicht enthalten darin sind jedoch Spezialitäten wie etwa die Fließfertigung für die pharmazeutischen Industrie oder Variantenkonfiguration.

SAP Business ByDesign bietet viele Möglichkeiten zur Anpassung an firmen- und branchenspezifische Besonderheiten. Welche Funktionalitäten haben Anwender und SAP-Partner dazu entwickelt?

In den tausend produktiven Kundensystemen von SAP Business ByDesign laufen aktuell 580 Add-ons. Deren Spanne reicht von einfachen Dingen wie der Änderung des Feldes für die Abschlusswahrscheinlichkeit eines Auftrags im Opportunity-Management bis hin zur kompletten Instandhaltungslösung, die der Weinheimer SAP Partner GIS erstellt hat. Normalerweise erstellen SAP-Partner derartige Add-Ons. Es gibt aber auch Kunden, die das selbst erledigen, so etwa das Frankfurter Brauhaus, das eine Leergutabwicklung erstellt hat.

Wie stellt SAP sicher, dass trotz solcher Erweiterungen die Ugradefähigkeit der Cloud-Suite erhalten bleibt?

Wir verwenden für die Add-Ons dedizierte Namensräume, und diese werden während des Upgrades nicht angetastet. Zudem verändern wir keine Schnittstellen ohne vorherige Ankündigung. Falls wir aus technischen Gründen eine Schnittstelle durch eine andere ablösen wollen, weisen wir die Partner ein Jahr lang vorher darauf hin. Wir pflegen in dieser Zeit beide Varianten. Vor dem Abschalten der Schnittstelle prüfen wir nochmal, ob diese wirklich niemand mehr verwendet.

Ein Anwender von SAP Business ByDesign hat mir berichtet, dass der Aufwand bei Upgrades im Vergleich zu früher deutlich niedriger ausfällt. Dennoch sei immer noch ein Testing notwendig. Könnte die SAP ein solches Testing nicht als Service anbieten?

Die SAP stellt sicher, dass sämtliche Standardfunktionalitäten nach einem Upgrade korrekt funktionieren. Funktionalitäten, welche die Kunden selbst dazu gebaut haben, sollten sie allerdings selbst testen. Wir können das nicht, da wir die besonderen firmenspezifischen Gegebenheiten nicht kennen und zudem auch keinen Zugriff auf die Daten und Funktionen des Kunden haben. jf

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