SAP-Anwender erwarten Digitalisierungs-Beratung

Business Transformation aus der Steckdose lautet das Motto des Jahreskongresses der SAP-Anwendervereinigung DSAG. Über 4500 Besucher diskutieren dort, wie unternehmensweite Standardsoftware Abläufe stabilisiert und gleichzeitig Veränderungen agil steuern.

Transformation heißt Umbau: „Unternehmen, die heute erfolgreich agieren, sind nicht automatisch auch in Zukunft dem Wettbewerb voraus“, greift der DSAG-Vorstandsvorsitzende Marco Lenck das Motto des Jahreskongresses auf. „Manager müssen sich künftig mit einer Vielzahl neuer technologischer Möglichkeiten und einer Fülle an Echtzeit-Informationen orientieren. Dabei gilt es, das Unternehmen neu zu positionieren und Produkte und Services für Konsumenten in einer digitalen Umgebung zu entwickeln.“

Digitalisierung läuft nicht via Plug and Play

Die Digitalisierung ist laut Lenck inzwischen auf breiter Front in den Unternehmen angekommen und wird unterschiedlich umgesetzt. Damit kommen weit reichende Umwälzungen auf SAP-Anwender zu. „Fakt ist, dass mit der Einführung eines neuen Produktes die digitale Transformation sich nicht einfach realisiert. Vielmehr laufen von der Idee bis zum praktischen Einsatz einer SAP-Lösung diverse Entwicklungsstufen ab.“ Das funktioniere nicht mittels Plug-and-Play.

Über 4500 Anwender haben auf dem DSAG-Jahreskongress in Nürnberg über die Digitalisierung diskutiert. Foto: DSAG

Über 4500 Anwender haben auf dem DSAG-Jahreskongress in Nürnberg über die Digitalisierung diskutiert. Foto: DSAG

„Business Transformation lässt sich nur bewältigen, wenn alle Beteiligten im Unternehmen, aber auch Partner und der Softwarelieferant an einem Strang ziehen“, erläutert Lenck. Intern müssten Entscheider Veränderungen anstoßen und dabei die Mitarbeiter mitnehmen. „Die Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen und den IT-Abteilungen ändert sich gerade spürbar“, erklärt Gerhard Göttert, Vorstand für den Bereich Anwendungsportfolio bei der DSAG und zuständig für die Fachbereichsprogramme. „Fachbereiche erhalten mehr Kompetenzen und entscheiden darüber, wie Unternehmensabläufe mithilfe technologischer Systeme abgebildet werden.“ Durch eine intensivere Zusammenarbeit mit der IT könne sich die Umsetzungsgeschwindigkeit neuer Business-Anforderungen und neuer Geschäftsmodelle erhöhen.

DSAG fordert ein Pay-Per-Use-Preismodell

Bei der Vielzahl an Lösungen sei es für Unternehmen oft schwierig einzuschätzen, welche Software für die digitale Transformation relevant ist.“ In einer DSAG-Umfrage im März dieses Jahres betrachteten über 80 Prozent der Befragten die SAP bei der Digitalisierung als einen relevanten Partner. Mehr als 60 Prozent der Befragten zögen allerdings neben der SAP auch andere Anbieter und Lösungen in Betracht, beispielsweise Microsoft und Salesforce.

Mit der Business Suite haben viele Unternehmen eine ausgereifte Plattform im Einsatz, die sie sehr gut kennen. Die DSAG erwartet hier eine Weiterentwicklung, die nicht zu Gunsten von Neuprodukten wie S/4HANA ausfällt. Damit einher gehe die Qualität der gelieferten Systeme. „Wir brauchen mehr Prozessqualität in Form von fehlerfrei gelieferten Lösungen“, erklärt Marco Lenck. Unternehmen wünschen sich mehr Funktionalität und eine bessere Integration der Lösungen, und darüber hinaus aussagekräftige Roadmaps.“ Auch beim Preismodell fordert Lenck Änderungen: „SAP muss neue Bezahlmodelle entwickeln, um Prozesse zu bepreisen, die einen hohen Durchsatz bei geringer Wertschöpfung haben. Idealerweise erfolgt die Abrechnung nach dem Pay-Per-Use-Prinzip.“

SAP sucht Metrik für Abrechnung nach Nutzung

Wie SAP ihre Kunden dabei unterstützt, Innovation in ihre Systemlandschaften zu bringen, erläutert Bernd Leukert, SAP-Vorstand für Produkte und Innovation: „SAP S/4HANA ist die nächste Generation der Business Suite, die es ermöglicht, dass Unternehmen mit der Losgrösse eins produzieren. Diese Lösung bildet den digitalen Kern ab.“ Die zweite Ebene sei die HANA Enterprise Cloud , wo sich Prozesse schnell anpassen ließen. Das sei ideales Experimentierfeld für individuelle Ausprägungen. Mit der Akzeptanz von S/4HANA zeigt sich Leukert zufrieden angesichts von 3700 Kunden, die Projekte haben oder die Lösung bereits live betreiben. Die DSAG-Forderung nach einer klareren Roadmap will SAP erfüllen und bei S/4HANA künftig detaillierte Informationen über die kommenden vier Updates liefern. Ein Pay-Per-Use-Pricing kann sich Leukert vorstellen, allerdings mit einer Einschränkung: „Wir werden ein solches Abrechnungsmodell erst anbieten, wenn wir die Nutzung eines Dienstes zuverlässig messen können.“ Jürgen Frisch

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