Lünendonk warnt bei der Digitalisierung vor zu viel Optimismus

Der Druck zur Digitalen Transformation kommt von außen. Unternehmen erwarten größere Veränderungen für ihre Branche als für sich selbst. Im internationalen Vergleich sehen sich viele Betriebe schwach aufgestellt. So lauten die Ergebnisse der Lünendonk-Trendstudie zur Digitalisierung.

Die Digitale Transformation ist der zentrale Treiber für die steigende Nachfrage im IT-Projektmarkt. Viele Unternehmen scheinen allerdings noch in der Experimentierphase zu sein. Das zeigt die aktuelle Trendstudie „Wie digitalisieren Sie Ihr Business? – Mehrwerte schaffen durch Digitale Transformation“, die von Lünendonk in fachlicher Zusammenarbeit mit Cognizant durchgeführt wurde. Befragt wurden wurden mehr als 120 CIOs, Chief Digital Officer und Fachbereichsentscheider aus dem gehobenen Mittelstand mit mehr als 2.500 Mitarbeitern sowie aus Großunternehmen und Konzernen. Die wissenschaftliche Begleitung übernahm Prof. Dr.Peter Buxmann, Inhaber des LehrstuhlsWirtschaftsinformatik der TU Darmstadt. Laut Studie sehen sich die befragten Unternehmen des gehobenen Mittelstands und große Unternehmen zwar bei der Entwicklung digitaler Innovationen tendenziell gut aufgestellt. In Bezug auf die Vermarktung digitaler Innovationen geben sich die Betriebe allerdings eher schlechte Noten.

Schwächen bei der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie

Wie die Befragung zeigt, schätzen sich die Unternehmen im Zusammenhang mit der Digitalen Transformation durchaus selbstkritisch ein“, erklären die Lünendonk-Analysten Hartmut Lüerßen und Mario Zillmann. „Viele Unternehmen haben mit den Veränderungen begonnen, doch eine durchgängige Digitalisierungsstrategie fehlt ihnen noch“, erläutert Prof. Dr. Buxmann. Eine große Herausforderung hätten gerade Unternehmen aus der Old Economy, sich für neue externe Partner, Methoden und Modelle zu öffnen.

Im Rahmen der Befragung haben die Teilnehmer das eigene Unternehmen zu verschiedenen Aspekten der Digitalen Transformation bewertet. Die Noten reichten in einer einer Skala von -2 („sehr schlecht aufgestellt“ bis +2 („sehr gut aufgestellt“). Während die durchschnittliche Bewertung der eigenen Position für die „Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie“ mit 0,15 noch leicht positiv ausfällt, geben sich die Unternehmen für die „Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie in das Gesamtunter Gesamtunternehmen und Herunterbrechen auf Teilbereichsstrategien“ mit durchschnittlich -0,60 eine eher schlechte Note. Die Fähigkeit zur „Suche und Pflege von Partnern zur Innovationsförderung“ bewerten die Unternehmen mit durchschnittlich -0,44 ebenfalls negativ.

60 Prozent der Unternehmen erwarten durch die Digitalisierung eine große oder sogar sehr große Veränderung. Als Risikofaktoren gelten die Umsetzung der Digitalstzrategie und die Suche und Pflege von Partnern. Quelle: Lünendonk
60 Prozent der Unternehmen erwarten durch die Digitalisierung eine große oder sogar sehr große Veränderung. Als Risikofaktoren gelten die Umsetzung der Digitalstzrategie und die Suche und Pflege von Partnern.
Quelle: Lünendonk

 „Die digitale Wirtschaft ist überaus dynamisch“, erläutert Analyst Lüerßen. „Viele große Unternehmen erleben in der Zusammenarbeit mit neuen Partnern aus der digitalen Wirtschaft erst einmal einen Kulturschock.“ Zudem fehle häufig die Erfahrung mit Methoden für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle: „Bei Programmen für die Digitale Transformation ist es wichtig, Innovationen bereichs- und geschäftsfeldübergreifend gemeinsam zu entwickeln und die richtigen Partner zu finden“, ergänzt Zillmann. „Diese müssen die relevanten Technologien und Services für die Branche und das Unternehmen bewerten und integrieren können.“

Branchen sollen sich stärker verändern als die Unternehmen selbst

Die Mehrheit der Unternehmen (61 Prozent) erwartet durch die Digitale Transformation große oder sehr große Veränderungen der Geschäftsmodelle in den Branchensektoren Handel, Banken/Finanzdienstleister und Chemie/Pharma/Medizintechnik. Für die eigene Branche erwarten die Befragten häufiger große oder sehr große Veränderungen als für das eigene Unternehmen. Lediglich 53 Prozent erwarten für das eigene geschäftsmodell große oder sehr große Veränderungen durch die Digitale Transformation.

„Hier scheint ein unrealistischer Optimismus vorzuliegen“, erläutert Prof. Dr. Buxmann. „Dass gerade die sehr großen Unternehmen davon ausgehen, der Markt um sie herum würde sich stärker verändern als sie selbst, spiegelt eine traditionelle Wahrnehmung wider.“ Die Digitale Transformation werde viele Spielregeln verändern, geben Lüerßen und Zillmann zu bedenken. Die Studie kann kostenfrei bei Lünendonk und bei Cognizant unter heruntergeladen werden. Jürgen Frisch

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