Zusatzlösungen erweitern SAP-Systeme

Ausgabe 12/2012

Der Funktionsausbau der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware aus Walldorf ist die Spezialität der SAP-Partner. Sie passen generische Systeme an individuelle Anforderungen der Anwenderunternehmen an.

AUCH DER Weltmarktführer in Sachen unternehmensweiter Standardsoftware (ERP) nutzt für seine Systeme Unterstützung, Beratung und Weiterentwicklung aus der Partnerlandschaft. Zahlreiche Add-ons erweitern die Funktionalitäten der SAP-Umgebungen und passen sie an die Bedürfnisse eines Unternehmens an.

Die große Vielfalt der SAP-Partner und Zusatzlösungen im deutschsprachigen Raum macht es IT-Entscheiden schwer, sich schnell einen fundierten Marktüberblick zu verschaffen. Die folgende Übersicht stellt fünf Add-ons von Partnern aus der SAP-Community vor. Die Themen reichen von Reporting und Analyse über Electronic Data Interchange, Portallösungen, automatisierte Systemkopien bis hin zur Workflow-Steuerung.

Cubeware fokussiert auf das SAP-Reporting
Der Business-Intelligence-Hersteller Cubeware bietet eine Reihe von Produkten, die Daten aus SAP-Anwendungen sowie Datenbanken von Oracle, Microsoft und IBM auswerten. Dem Anwender stehen Analysen, Reports, Werkzeuge für die Unternehmensplanung sowie Dashboards zur Verfügung. Cubeware Cockpit V6pro stellt ein SAP-zertifiziertes Frontend für SAP BW dar. Es kommt für Ad-hoc-Analysen direkt auf SAP BW oder SAP ERP zum Einsatz. Den Fachabteilungen sowie den Anwendern im Management stehen damit Funktionalitäten für Ad-hoc-Analyse und Reporting, Planung im Team, automatisierte Berichtsverteilung und Management Dashboards zur Verfügung. Die Lösung enthält umfangreiche Funktionalitäten für Layout, Grafik und Formatierung.
Mit Cubeware Cockpit V6pro lassen sich SAP-Daten mit Nicht-SAP-Daten in einem einzigen Bericht – relational und multidimensional – zusammenführen. Die Anbindung an weitere OLAP-Datenbanken wie Microsoft Analysis Services, Infor10 ION BI oder auch Cognos TM1 eröffnet heterogene Business-Intelligence-Welten. Die Reportdistribution erfolgt automatisiert und eventgesteuert nach MS Excel, MS Powerpoint, MS Word, in die Dateiformate XML, HTML, PDF oder an den Drucker. Die Anwender können in Windows oder in der Web-Umgebung arbeiten sowie Berichte und Dashboards per iPad- und iPhone-App einsehen und bearbeiten. Mobiles Reporting und Analyse laufen dabei über die Cubeware-Apps für mobile Endgeräte der Betriebssysteme iOS und Android.
Technisch gesehen erfolgt der Zugriff auf das SAP BW-System über die native SAP BI-Analyse-Schnittstelle OLAP BAPI. Sowohl bestehende Queries mit komplexen Rechenlogiken und Variablen als auch InfoProvider/MultiProvider stehen im Cubeware Cockpit V6 Pro als Cubes zur Verfügung. Darüber hinaus lassen sich sämtliche SAP-Systeme für den direkten Durchgriff (Drill Through) auf die transaktionalen Daten in Cubeware Cockpit V6pro einbinden und Detaildaten direkt aus SAP ERP oder SAP BW DataStore Objects im Kontext zu verdichteten multidimensionalen Daten in einem Bericht darstellen und bearbeiten.

FIS GmbH reichert seinen EDI-Konverter funktional an
Die FIS GmbH bietet mit FIS/xee ein Enterprise Application Integration Tool (EAI) für beliebige Partner- und Schnittstellenanbindungen zu SAP. Administration und Überwachung des Systems sind direkt im SAP-System integriert und werden über SAP-Transaktionen aufgerufen. Der Hersteller betrachtet dies bei EAI-Systemen als Alleinstellungsmerkmal. Weil Transaktionen im SAP-typischen Look-and-Feel stattfinden, findet sich der Anwender ähnlich wie in seiner gewohnten Umgebung zurecht. Daten und Einstellungen des Konverters werden direkt im SAP-System gespeichert, so dass keine zusätzliche Datensicherung bzw. Archivierung nötig ist. Den Nachrichtenverkehr stellt FIS/xee in einem Übertragungslog dar, wobei sich die Ansicht individuell gestalten lässt.
Neben den gängigen Datenaustauschmethoden bietet FIS/xee die Möglichkeit der abgesicherten Kommunikation nach dem Protokoll EDIINT AS2 (Applicability Statement 2). Diese webbasierte bidirektionale Verbindung zwischen den SAP-Systemen des Unternehmens und seiner Kunden mache den bisherigen Umweg über einen Telekommunikationsdienstleister überflüssig und erspare den Anwendern die bei den Dienstleistern üblichen volumenbasierten Übertragungskosten. Anders als bei anderen EAI-Systemen fielen keine Gebühren für das Durchleiten von Daten aus Fremdsystemen in eigene Systeme an.
Seit November 2012 ist ein neues Release des Konverters verfügbar. In Version 4.4 gibt es verschiedene technische Neuheiten, darunter eine Prozessüberwachung über mehrere EDI-Übertragungen via Referenz. Eine weitere Neuheit ist die mobile Schnittstellenüberwachung. Dabei versendet das System bei bestimmtem Übertragungsstatus automatisch eine E-Mail, die Eingangs- und Konvertertrace-Daten als Anhang enthält. So würden die EDI-Partner schnell über eine nicht verarbeitete Übertragung informiert.
Zu den Anwendern von Fix/xee gehört unter anderem das Handelsunternehmen Vedes, welches damit elek­tronische Daten, Dokumente und Nachrichten in beliebigen Formaten zwischen den Geschäftspart­nern austauscht. Lieferantenvereinba­rungen in FIS/xee legen fest, welche Spezifika für die direkte Kommunikation zwischen den beteiligten Geschäftspart­nern gelten und welche Formate wie umzuwandeln sind. So bildet Vedes unterschiedliche Formatausprägungen am Markt im System ab.

Intrexx macht SAP-Daten ohne Programmierung mobil
Unternehmen, die ihr SAP-System mit Intrexx verknüpfen, bekommen Mobility, Prozessmanagement, Social Business und Collaboration. Mit der Portal- und Integrationssoftware des Herstellers United Planet lassen sich Webapplikationen, mobile Business Apps, Social Intranets sowie komplette Enterprise Portale erstellen, Prozessabläufe automatisieren und Daten integrieren.
Als Integrationsplattform sorgt Intrexx für die zentrale Erfassung und standortübergreifende Verteilung von SAP-Daten sowie für die Abwicklung der betrieblichen Abläufe. Die Anbindung an SAP erfolgt mit Hilfe der SAP-zertifizierten Schnittstelle für SAP NetWeaver Gateway, mit der sich Daten und Dokumente wie Produktbilder, Auftragsbestätigungen oder Rechnungen ohne Programmieraufwand in webbasierende Applikationen einbinden lassen. In der Weboberfläche können Anwender sie darstellen und bearbeiten. Die Mobilfunktion von Intrexx macht die SAP-Daten auf mobilen Endgeräten mit den Betriebssystemen iOS und Android verfügbar. So können die Mitarbeiter standortunabhängig auf SAP-Daten zugreifen.
Die Integration geschieht in drei Schritten: Zunächst wählt der Administrator den Service aus, auf den die Anwender zugreifen sollen. Anschließend stellt er die Applikation mit dem grafischen Designer von Intrexx aus vorgefertigten Bausteinen zusammen. Im abschließenden Schritt wählt er die gewünschte Service-Funktionalität aus, also Daten lesen, ändern oder löschen. Der Adapter nutzt das Open Data Protokoll (OData). Ein weiterer Intrexx-Adapter ermöglicht den Zugriff auf die SAP-Daten via RFC (Remote Function Call).
Mit dem Intrexx-Modul Beziehungsdesigner lassen sich SAP-Daten auch mit Daten aus Softwaresystemen verknüpfen. Bei Aufruf einer bestimmten Information durchsucht die Lösung automatisch die angebundenen Sys­teme und zeigt den Mitarbeitern thematisch zusammenhängende Informationen gebündelt im Intranet an. Verknüpft man beispielsweise SAP ERP mit dem MS Dynamics CRM, sehen die Anwender, welcher Vertriebsmitarbeiter für einen Kunden zuständig ist, was der Kunde zuletzt in Auftrag gegeben hat und welche Rechnungen noch offen sind. So lassen sich laut United Planet Zusammenhänge erkennen, die früher oftmals übersehen wurden.

UC4 automatisiert SAP System Copy
SAP rät seinen Kunden, mindestens einmal im Monat Systemkopien anzulegen. Ein integriertes Werkzeug dafür geben die Walldorfer ihren Kunden allerdings nicht an die Hand. Um eine Systemkopie anzufertigen, reicht prinzipiell eine Backup- oder Storage-Snapshot-Lösung aus, welche die Daten von einem Plattenspeicher auf einen anderen überträgt. Für Test oder Entwicklung lassen sich solche Systemkopien allerdings nicht nutzen: alle Verweise in der Kopie zeigen nämlich auf das falsche Sys-
tem. Nach dem Kopieren müssen daher sämtliche Zuordnungen aufwändig manuell wiederhergestellt werden. UC4 Automated System Copy for SAP automatisiert die dazu notwendigen Schritte zu 90 bis 100 Prozent.
Mit einem Add-on, das aus der Partnerschaft mit dem Soft­ware-Unternehmen SNP AG hervorgegangen ist, lassen sich SAP-Daten in Systemkopien darüber hinaus anonymisieren (Maskierung) und reduzieren (Slicing). Derartige Systemkopien eignen sich für Entwicklung, Tests und Training. Weil solche Aufgaben häufig mit Hilfe externer Consultants durchgeführt werden, sollten dabei aus Datenschutzgründen keine Originaldaten zum Einsatz kommen. Manuell die Daten in Systemkopien zu maskieren oder die Datenmengen zu reduzieren ist wiederum sehr aufwändig.
Das UC4 Addon für Dataslicing und Datamasking by SNP automatisiert auch diese Schritte. Das Tool kann Daten so verfremden (Scrambling), dass sie nicht wiederherstellbar sind, dennoch bleibt dabei die benötigte Logik bestehen. Teile von Datensätzen (etwa Felder mit Namen) lassen sich automatisieren, während gleichzeitig andere Teile erhalten bleiben. Durch das sogenannte Slicing lassen sich Datenbestände nach Belieben verringern, etwa in Form von Zeitscheiben (etwa als Daten des letzten Geschäftsjahres) oder objektbezogen (beispielsweise nach Produktkategorien). Dadurch können beispielsweise Teile einer Datenbank geladen werden, um eine Sys-
temkopie als eigenen Mandanten anzulegen. Ein praktischer Anwendungsfall dafür ist eine Unternehmensübernahme, bei der lediglich ein Teil einer Datenbank übergeben werden soll. In Kombination aus UC4 System Copy Lösung und dem UC4 Addon für Dataslicing und Datamasking by SNP können Unternehmen SAP Systemkopien schnell und ohne großen Aufwand ziehen.

WMD xSuite steuert SAP-Workflows interaktiv
Für das automatisierte Abbilden dokumentenbasierter Prozesse innerhalb von SAP hat die WMD Vertrieb GmbH eine generische Lösung basierend auf SAP-Standards entwickelt, die WMD xSuite. Basis ist das Workflow-System WMD xFlow mit einer Engine, die Unternehmensanwendungen steuert. Zu den dort verfügbaren Modulen gehört WMD xFlow Invoice, ein Workflow für die automatisierte Eingangsrechnungsbearbeitung. Mit der SAP-zertifizierten Software können SAP-Anwender ihre kreditorischen Rechnungen basierend auf der SAP-Technologie prüfen und freigeben. Möglich sind eine positionsgenaue Freigabe von Kos­tenrechnungen und Rechnungen mit SAP-Bestellbezug. Der Zugriff ist wahlweise über SAP ERP, SAP NetWeaver Portal, den Web-Zugang von WMD xFlow oder mobil über die Mobility-Anwendung von WMD per Smartphone möglich.
Die Rechnungsbearbeitung übernimmt WMD xFlow Invoice in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Komponenten: WMD xFlow Capture scannt Papierbelege und liest die rechnungsrelevanten Daten aus den elektronischen Dokumenten aus. Die Übertragung der Daten und Rechnungsimages aus der Datenextraktion in SAP übernimmt WMD xFlow Interface, eine SAP-zertifizierte Systemschnittstelle zur Prozessintegration in SAP NetWeaver. Die Validierung und Plausibilitätsprüfungen der Rechnungsdaten mit den SAP-Stamm- und Bewegungsdaten finden somit vollständig in SAP statt.
WMD xFlow Interface bildet die Szenarien frühes und spätes Ablegen über SAP ArchiveLink ab und verknüpft unterschiedliche File-Formate mit beliebigen SAP-Business-Objekten. Eine Dublettenprüfung stellt sicher, dass Rechnungen eines Lieferanten nur einmal verarbeitet werden. Rechnungen lassen sich automatisch oder manuell vorerfassen und buchen.
Als Folgeprozesse stößt WMD xFlow Interface externe Workflows an oder solche auf Basis des SAP-Business-Workflows. Dies können kundeneigene Lösungen sein oder standardisierte Produkte wie WMD xFlow Invoice. Für die Verarbeitung elektronisch eingehender Rechnungen in SAP oder beliebig anderen ERP-Systemen sorgt das Add-on WMD xFlow Interface Mail. Als Teil der WMD xSuite steuert diese Komponente die automatisierte Übernahme von E-Mails aus einem oder mehreren E-Mail-Postfächern in den Workflow. jf

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