Wie Cloud-Datenbanken Mainframes entlasten

Wo Online-Banken mit Cloud-Architekturen datengetriebene Services schnell bereitstellen, leiden die Banken mit Mainframes oft unter Datensilos. Datastax erklärt, wie die schrittweise Migration in eine moderne IT-Architektur aussieht.

Großrechner, auch Mainframes genannt, sind aus dem Finanz- und Bankenwesen kaum wegzudenken. Schließlich haben diese Server über Jahre hinweg wichtige Funktionen übernommen. Dennoch überlegen immer mehr Banken, wie diese Technologie ersetzen oder sich zumindest schrittweise davon entfernen. Laut der Mainframe-Umfrage 2018 von BMC Software planten rund 42 Prozent der befragten Unternehmen bereits vor einem Jahr, ihre Anwendungen zu modernisieren.

Patrick Callaghan ist Enterprise Architect bei DataStax. Quelle: DataStax

Die Gründe für den Technologiewechsel sind vielfältig. Eine große Rolle spielt der verstärkte Wettbewerb durch Online- und Challenger-Banken. Diese werben mit neuen, problemlöseorientierten Anwendungen auf Basis moderner Technologien. Die Neueinsteiger verzichten gänzlich auf Mainframes und nutzen stattdessen IT-Architekturen, mit denen sie datengetriebener Services schnellere bereitstellen können. Solche modernen Applikationen lassen sich prinzipiell auch in Großrechner-Architekturen einbinden, Das ist allerdings zeitaufwändig und kompliziert. Darüber hinaus gibt es immer weniger Fachkräfte mit den Skills, Mainframe-Anwendungen zu pflegen.

Eine weitere Herausforderung sind die Datensilos. Denn von Kontokorrent- über Hypothekendaten bis hin zu Kreditkarteninformationen kommt es in vielen traditionellen Banken vor, dass Kundendaten an mehreren Orten liegen. Zusätzlich kommen gerade im Bankwesen durch Zusammenschlüsse und Unternehmensübernahmen oftmals neue Anwendungen mit jeweils eigenem Kundendatenmanagement in die Organisation. Verteilt auf unterschiedliche Systeme, sind so oft nicht einmal die Daten von ein und derselben Person als Ganzes einsehbar. Der vollständige Überblick über den einzelnen Kunden wird so drastisch erschwert, Kundenwünsche sind nur mühsam zu identifizieren, und die vorhandenen Kundendaten lassen sich kaum gewinnbringend nutzen.

Technologiewechsel als Investition in die Zukunft

All diese Gründe sprechen für einen Umzug der Systeme, weg von Mainframes. Was Banken von Umstellungen abschreckt, ist der hohe Aufwand. Es kostet viel Zeit und Geld, sämtliche Anwendungen, insbesondere die in Jahrzehnten gewachsene Anwendungslogik und Integration von Mainframe-Applikationen, in neue Umgebungen zu überführen,. Hier gilt es abzuwägen: Die Gefahr, immer mehr Kunden an neue Banken mit innovativen Geschäftsmodellen zu verlieren, ist höher zu bewerten als Zeitaufwand und Kosten für eine Migration. Der Technologiewechsel ist daher eine Investition in die Zukunft, die sich lohnt.

Hat sich eine Bank dazu entschlossen, das Projekt Mainframe-Migration zu starten, muss es nicht gleich eine komplette Neuausrichtung sein. Auch ein schrittweiser Umbau liefert gute Ergebnisse. Der übergangsweise parallele Betrieb neuer und bestehender Systeme stellt dabei sicher, dass die Banken jederzeit in der Lage sind, selbst das Tempo zu bestimmen. Zudem haben sie Gewissheit, dass bei eventuell auftretenden Problemen der Betrieb des neuen Systems kurzfristig ausgesetzt werden kann, ohne das Kundenerlebnis zu gefährden.

Eine Cloud-Datenbank bildet Kundenanforderungen ab

Vor der Migration gilt es festzustellen, wie Mainframe-Anwendungen Daten einlesen und ausgeben. Zur Bearbeitung von Kundenanfragen greifen derzeit die meisten Anwendungen in Banken auf Daten zurück, die auf dem Kernbankensystem liegen. Daher sollte man zunächst eine zusätzliche Datenbank einrichten, die vor allem kundenorientierte Anwendungen und somit das Kernbankensystem unterstützt. Sie kann auf die meisten Anfragen reagieren, ohne dass eine Antwort der Mainframe-basierten Anwendung erforderlich ist.

Eine solche Datenbank lässt sich in der Cloud hosten. So wird das Maß an Skalierbarkeit und Verfügbarkeit gewährleistet, das Banksysteme benötigen. Um Anforderungen an Kontrolle und Compliance zu erfüllen, bietet sich dabei ein Mix aus verschiedenen Clouds an, der individuell abgestimmt werden sollte.

Praxisszenarien zeigen den Nutzen: Will ein Bankkunde beispielsweise seinen Saldo überprüfen, könnte diese Information auf der neuen Datenbank gespeichert werden, denn dieser Vorgang entspricht einem Lesevorgang. Ist ein Schreibvorgang abgeschlossen, wenn beispielsweise der Kunde eine Zahlung tätigt oder eine Belastung verarbeitet wird, dann können die Kernbankanwendung und die Datenbank zur Konsolidierung der Kundendaten gleichzeitig aktualisiert werden. Die Skalierung auf Millionen von Transaktionen ist einfacher, wenn nach und nach spezifische Anforderungen anfallen.

Schrittweiser Umstieg auf das neue System

Sobald die Cloud-Datenbank vorhanden ist, kann dann die tatsächliche Migration beginnen. Zunächst laufen das alte und das neue System noch parallel: Die Ersatzdatenbank verarbeitet die meisten Transaktionen, die Datenabfragen benötigen. Die Mainframe-Systeme werden für Schreibvorgänge eingesetzt. Parallel dazu werden spezifische Funktionen des Kernbankensystems in einer modernen App nachgebildet. Treten Anfragen auf, die diese spezifischen Funktionen benötigen, übernimmt das neue System und gibt die Information anschließend weiter an die Kernbankapplikation. Nach und nach übernimmt so das neue System die vollständige Transaktion selbstständig. Durch diesen bewährten schrittweisen Ansatz wird das Mainframe-System nach und nach ersetzt. Gleichzeitig bestehen weniger Risiken als bei einem direkten Austausch, der zwangsläufig eine Unterbrechung mit sich bringt.

Insgesamt bieten Mainframe-Anwendungen oder -Datenbanken heute kaum noch das Maß an Flexibilität, das moderne Datenservices erfordern. Die Migration auf neue Systeme schrittweise anzugehen und die Daten separiert von der Mainframe-Anwendung zu zentralisieren, hilft Banken dabei, sich zukunftsfähig aufzustellen. So können sie vorhandene Daten zu ihrem Vorteil nutzen und unter gleichen Wettbewerbsbedingungen mit Neueinsteigern konkurrieren.     jf

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