SAP und SAS Institute schließen Analytik-Partnerschaft – ETL-Prozesse entfallen

Die Echtzeit-Datenbank SAP HANA und die Analyseprogramme von SAS Institute laufen künftig im Tandem. ETL (Extraktion, Transformation, Laden) sowie das zeitaufwändige hin- und herkopieren von Daten zwischen unterschiedlichen Systemen soll künftig entfallen.

Die Softwarekonzerne SAP und SAS haben eine Entwicklungs- und Vertriebspartnerschaft geschlossen: „Zwei Hochgeschwindigkeitssysteme, SAP HANA und die High Performance Architektur von SAS Institute ergänzen sich künftig bruchlos“, berichtet Wolf Lichtenstein, Deutschland-Geschäftsführer von SAS Institute.

Konkret geht es darum, dass ausgewählte Algorithmen von SAS Institute künftig in SAP HANA laufen. Der größte Vorteil ist, dass ETL (Extraktion, Transformation, Laden) sowie das zeitaufwändige hin- und herkopieren von Daten zwischen unterschiedlichen Systemen künftig entfallen: „Wir sehen bei unseren Kunden, dass es einfach zu aufwändig ist, Daten von einem System ins andere zu laden“, erläutert Ingo Brenckmann, Senior Development Manager bei SAP. „Das verlangsamt die Prozesse und steigert die Komplexität der Systeme. Stattdessen bringen wir nun die Prozesse dorthin wo die Daten sind.“

Analysemodelle laufen nativ in SAP HANA
Ein Anwendungsbeispiel dafür ist laut Brenckmann das Scoring: „Statt die Daten aus SAP HANA in ein Mining Mart zu exportieren, schicken wir das Analysemodell an SAP HANA und lassen es dort direkt auf den Daten laufen.“ Das beschleunige zum einen die Analyse, zum anderen könnten auch Echtzeit-Daten untersucht werden.

Das frühere ETL sei typischerweise nur einmal pro Stunde oder auch nur einmal am Tag gelaufen. Daher hatten die analysierten Daten bereits ein gewisses Alter. Die Integration von SAP HANA und der High Performance Architektur von SAS Institute war laut Brenckmann nicht besonders aufwändig: „Die Systeme passen sehr gut zusammen, weil wir SAP HANA als offene Plattform entwickelt haben, die Standard-Schnittstellen verwendet und Standard-Sprachen versteht.“

Banken, Versicherungen und Handel im Fokus
Im kommenden Jahr wollen SAP und SAS Institute gemeinsam mit Kunden Szenarien erarbeiten, wo die Kombination beider Hochgeschwindigkeitstechnologien besondere Vorteile bringt. SAP-Manager Brenckmann nennt Banken, Handel, Manufacturing, Healthcare, der SAS Deutschland-Chef fügt Versicherungen, Telcos, Energieversorger und die produzierende Industrie hinzu. Die Themen seien Customer Intelligence, CRM, Risiko-Management, Geldwäsche-Erkennung, Betrugserkennung und Asset Management.

Produkte beider Partner sollen sich ergänzen
Bei Anwendungen für Kundenbeziehungsmanagement (CRM) und Supply Chain Management (SCM) haben sowohl SAP als auch SAS Institute entsprechende Module im Angebot. Prinzipiell kann dadurch eine Konkurrenz entstehen. „Wir treffen die SAP in konkreten Projekten sehr selten als Konkurrenten, sondern eher als Umgebung oder als Datenlieferant“, wiegelt Lichtenstein ab. „Es gibt kaum ein Unternehmen, mit dem wir so komplementär sind.“

Auch Brenckmann betrachtet die Konkurrenz zu SAS Institute als eher gering: „Unsere Produkte sind in unterschiedlichen Bereichen unterwegs. SAS Institute konzentriert sich auf den analytischen Bereich, SAP konzentriert sich auf den eigentlichen Geschäftsprozess, also auf die wesentlichen Transaktionen. Insofern sehe ich nicht die Gefahr einer Ablösung. Die Produkte ergänzen sich.“

SAS Institute will weiter Heterogenität beim Kunden unterstützen
SAS Institute unterhält auch andere Partnerschaften, beispielsweise zu Teradata. Diese sollen durch den Schulterschluss mit SAP nicht leiden, erklärt Lichtenstein. Die Anwender könnten demnach ihre bestehenden Produktpräferenzen weiterhin pflegen: „Wir als SAS bleiben als analytische Plattform gegenüber anderen Software-Systemen neutral und unterstützen die Heterogenität bei den Kunden. SAP ist ein sehr relevanter Partner und SAP HANA eine in der Zukunft sehr relevante Plattform. Aber wir ermöglichen unseren Kunden immer, mit den Systemen ihrer Wahl zu arbeiten.“ jf

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