SAP will relationale Datenbanken ausstechen

Virtualisierung und Multitenancy sind Grundelemente für Software Defined Datacenter erläutert Irfan Khan, Senior Vice President & General Manager Big Data bei SAP im Exklusiv Interview mit dem is report. Bei SAP HANA fallen dafür keine Gebühren an. SAPs neuer Technik-Vorstand Bernd Leukert erklärt den geplanten Ausbau der Multitenancy-Fähigkeit von SAP HANA.

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SAP-Partner wollen SAP HANA in ihren Rechenzentren virtualisieren. Mehrere Kunden sollen sich dabei die Hardware teilen, so dass die Kosten für das einzelne Unternehmen sinken. Wie weit sind Sie hier?

Irfan KhanIrfan Khan: Im Rahmen der Virtualisierung greifen Anwender gemeinsam auf Ressourcen wie CPU und Hauptspeicher zu. Die Virtualisierungsschicht verwaltet diese Zugriffe und verhindert, dass sich die Anwender gegenseitig in die Quere kommen. Das kostet jedoch Performance, weil der Hauptspeicher und die CPU dann nicht mit voller Geschwindigkeit arbeiten. Mit SAP HANA verfolgen wir ein Konzept, dass diese Nachteile nicht aufweist. Es nennt sich In Memory-Virtualisierung beziehungsweise virtualisierte Sichten auf Daten. Klassischerweise werden die Informationen in Datenbanken für verschiedene Anwendungsbereiche voraggregiert. Bei den virtualisierte Sichten entfallen diese Aggregate, weil SAP HANA diese Definitionen in Echtzeit berechnet.

 

Die Multitenancy-Fähigkeit von SAP HANA soll laut jüngster Ankündigung ausgebaut werden. Wie ist der jetzige Stand, und welche Erweiterungen plant die SAP bis wann?

Bernd Leukert_002 KopieBernd Leukert: Kleinere Systeme wie SAP BusinessOne fahren wir bereits mit mehreren Kunden auf einem System. Die Anwender teilen sich dabei die Datenbank, aber bislang nutzt noch jeder eine dedizierte Applikation. Wir arbeiten daran, dass wir künftig auch die Applikation unter den Anwendern aufteilen. Dann werden nur noch die Konfiguration und die Erweiterungen für jeden Anwender separat gehalten. Das senkt die Kosten im Rechenzentrumsbetrieb enorm. Die dazu notwendige Technologie entwickeln wir zusammen mit den Kollegen im SAP Cloud Datacenter und mit ausgewählten Partnern nach dem Konzept der unterbrechnungsfreien Innovation.

 

 

Fragen Ihre Kunden nach Multitenancy?

Bernd Leukert_002 KopieBernd Leukert: Interessanterweise bekommen wir gerade mehr und mehr Nachfragen nach dedizierten Systeminstanzen in der Cloud. Das führe ich auf Bedenken der Unternehmen in Sachen Datenschutz und Datensicherheit zurück. Wir beobachten diese Diskussion sehr genau und denken darüber nach, auch dedizierte Systeme anzubieten. Das wäre dann mit höheren Kosten verbunden, die wir verrechnen müssten. Der Kunde verzichtet bei dieser Hosting-Variante auf die Möglichkeit, Infrastruktur und Applikationen unter Anwendern aufzuteilen. Somit entfallen die Skaleneffekte, und wir haben höhere Kosten.

 

Virtualisierung und Multitenancy sollen andererseits die Hosting-Kosten senken. Was erwarten Sie hier in der Zukunft?

Irfan KhanIrfan Khan: Wir arbeiten an beiden Konzepten, und ich gehe davon aus, dass sie künftig in den Rechenzentren der SAP und in denen von SAP-Partnern stärker zum Einsatz kommen werden. Betrachtet man die Fortschritte bei Multicore-Prozessoren, so wird ein dediziertes System früher oder später unnötig. Das gilt insbesondere dann, wenn es um ein rechenintensives Planungsszenario geht. Dann sind nicht sämtliche Prozessoren gleichzeitig im Einsatz, sondern es geht vielmehr darum, große Mengen Daten zu verarbeiten. Künftig werden Rechenzentren solche Systeme quasi auf Knopfdruck erzeugen. Unter dem Banner Software Defined Data Center geht es darum, Prozessorleistung, Netzwerkkomponenten und die Virtualisierungsebene per Software zu verwalten und bei Bedarf elastisch zur Verfügung zu stellen. Diese Rechenzentren werden im Kern Virtualisierung und Multitenancy nutzen, und sie werden auf offenen Standards basieren. Man kann schließlich nicht davon ausgehen, dass Software und Hardware von einem einzigen Anbieter kommt.

 

 

In welchem Zeitrahmen werden diese Entwicklungen stattfinden?

Irfan KhanIrfan Khan: Das ist schwer zu sagen, denn SAP ist hier nicht der einzige Player. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung haben Anbieter wie Cisco und EMC, welche die Komponenten für Storage im Netzwerk liefern. Mit ihnen arbeiten wir eng zusammen.

 

 

 

Bei relationalen Datenbanken steigen bei der Virtualisierung die Lizenzkosten dramatisch. Ist das auch bei SAP HANA so?

Irfan KhanIrfan Khan: Nein. die Kunden bezahlen eine Lizenz für die Datenbank, und die können sie entweder im Inhouse-Rechenzentrum oder auch in der Cloud nutzen. Die Zusatzgebühren für Extended Rights, also beispielsweise für die Virtualisierung oder für den Wechsel des Betriebssystems gibt es dabei nicht. Auch wenn die Zahl der Prozessoren in einem Server nachträglich erhöht wird, fallen für SAP HANA keine zusätzlichen Gebühren an. Dieses Preismodell betrachten wir als großen Wettbewerbsvorteil gegenüber den relationalen Datenbanken anderer Hersteller.

 

 

SAP will künftig Applikationen wie die SAP Business Suite in Funktionsgruppen wie Finance aufbrechen. Die Kunden sollen dann nur noch die Teile installieren müssen, die sie brauchen. Wie funktioniert das?

Irfan KhanIrfan Khan: SAP-Applikationen arbeiten immer mit einem darunterliegenden Datenmodell. Dieses ist typischerweise sehr umfassend, da es viele Branchen und Geschäftsabteilungen abdecken soll. Im Rahmen der Entwicklung und Erweiterung dieser Datenmodelle haben sich an vielen Stellen Doppelungen im Code ergeben. Wir nutzen nun den Umbau der Applikationen in Richtung SAP HANA dazu, die Datenmodelle zu vereinfachen. Dabei verlagern wir Teile der Applikationslogik in die die Datenbank, die wir bislang ausschließlich als Informationsspeicher genutzt haben. SAP HANA kommt als spaltenorientierte Datenbank ohne die bisher notwendigen Aggregate aus. Wenn dort Teile der Applikationslogik ablaufen, entfallen jede Menge Tabellen und ebenso die Indizes, welche diese Tabellen beschreiben. Somit vereinfachen sich die Applikationen deutlich. jf

 

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