Online-Netzwerk soll die Beschaffung stabilisieren

Weil der Ukraine-Krieg Lieferketten unterbricht, überdenken industrielle Einkäufer ihre Strategien. Das Online-Netzwerk Facturee verspricht Abhilfe. Im Vergleich zur konventionellen Lohnfertigung soll hierbei das Risiko für Lieferausfälle und Verzögerungen geringer sein.

Die deutsche Industrie kämpf seit Monaten mit Beschaffungsschwierigkeiten. Der Krieg in der Ukraine hat die Lage verschärft, denn die Sanktionen gegen Russland bedrohen die Handelsströme. Vielerorts fehlt es an freien Kapazitäten und Rohmaterial. Das treibt die Preise hoch und beschleunigt die Inflation.

Andere Rohstoffe und effizientere Fertigung

Bei traditionellen Beschaffungsprozessen durch die klassische Lohnfertigung werden momentan große Nachteile wie Lieferantenabhängigkeiten und abgeschnittene Nachschubwege deutlich. In vielen produzierenden Unternehmen findet daher ein Strategiewechsel statt: das Ausweichen auf alternative Beschaffungs- und Absatzmärkte. Verstärkt prüfen Einkäufer die Substitution von Rohstoffen und Materialien, gleichzeitig streben Unternehmen effizientere Prozesse in der Fertigung an. Ziel des Strategiewechsels ist es unter anderem, die Abhängigkeit von Russland, der Ukraine und von anderen Ländern zu verringern.

Facturee hat einen Gegenentwurf zur konventionellen Lohnfertigung entwickelt und verspricht damit Unabhängigkeit. Das Unternehmen verfolgt als erster Online-Fertiger das Ziel, seinen Kunden durch Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung die zeitgemäße Beschaffung von Fertigungsteilen zu ermöglichen. „In unserem Fertigungsnetzwerk befinden sich rund 2.000 Partner, so dass wir bei unseren Aufträgen aus einem riesigen Pool an Kapazitäten schöpfen können“, erklärt Benjamin Schwab, Co-Founder und CMO bei Facturee. „So können wir weitaus flexibler und zuverlässiger auf aktuelle Entwicklungen reagieren als konventionelle Lohnfertiger“

CNC-Bearbeitung, 3D-Druck und Oberflächentechnik

Die Fertigungspartner von Facturee kommen aus den Bereichen CNC-Bearbeitung (Computerized Numerical Control), Blechbearbeitung, 3D-Druck und Oberflächentechnik. Für jedes Projekt wählt Facturee mit Hilfe Künstlicher Intelligenz den am besten geeigneten Fertiger im Hinblick auf Qualität, Preis und Lieferzeit aus. Der Anfrageprozess läuft teilautomatisiert, und das wiederum beschleunigt die Angebotserstellung. Die Logistikpartner des Online-Fertigers werden nach Faktoren wie zuverlässige Belieferung ausgewählt.

„Da wir über die Kapazitäten unserer Fertigungspartner immer informiert sind, können wir Aufträge gemäß den jeweiligen Anforderungen verteilen oder umschichten“, erläutert Benjamin Schwab sagt. „So können wir unsere Aktivitäten verhältnismäßig schnell an neuen Gegebenheiten, wie zum Beispiel der Beschränkung von Handelswegen, ausrichten. Wir geben steigende Materialpreise generell nicht an unsere Kunden weiter und passen nur in absoluten Ausnahmefällen die Preise an.“

Rund 15.000 Maschinen stehen im Netzwerk von Facturee konstant für Projekte bereit. Alle Partner unterliegen einem kontinuierlichen datengetriebenen Qualitätsmanagementsystem, das nach ISO 9001 zertifiziert ist. Projekte im Bereich Prototyping genauso durchgeführt werden wie Klein- und Großserienfertigungen. Der Kundenstamm ist in den unterschiedlichsten Bereichen wie Maschinenbau, Medizintechnik, Modellbau, Robotik, Automotive sowie Luft- und Raumfahrt angesiedelt. Facturee verzeichnet nach eigener Aussage eine wachsende Zahl an Kunden im europäischen Ausland.     Jürgen Frisch

Kommentare sind deaktiviert