Transparenter Warenfluss und schnellere Zahlungen: Der Elektronik-Distributor Ingram Micro hat seine Supply Chain komplett im Blick und lässt seine Kunden den Weg der Sendungen in Echtzeit verfolgen.
Übersicht als Kostenvorteil: „Mit One Track von Euro-Log wissen wir immer, wo unsere Ware auf dem Transportweg gerade ist und können unseren Kunden und Mitarbeitern aktuelle Statusinformationen geben sowie den Service Level unserer Logistikpartner überwachen, berichtet Armin Bergbauer, CIO Germany & Senior Director Application Development Europe bei Ingram Micro.
Ingram Micro vertreibt als Distributor für Informationstechnologie und Telekommunikation mehr als 100.000 Produkte von 350 Herstellern. Das Regional Distribution Center Straubing bildet mit 60.000 Paketen täglich das Herzstück der Logistik von Ingram Micro in Europa. Die Ingram Micro Distribution GmbH ist eine Tochtergesellschaft von Ingram Micro Inc. aus den USA. Dieser Konzern betreibt Niederlassungen in 39 Ländern auf sechs Kontinenten.
Beim Beladen der Lkw beginnt das Tracking
„Das Tracking unserer Ware läuft vollautomatisch“, erläutert Bergbauer die Lieferkette. „Die Pakete laufen über ein Förderband in den Lkw, und an der Rampe werden die Barcodes eingescannt. Sobald sich das Ladetor schließt, wissen wir genau, welche Ware mit welcher Seriennummer in welchem Paket ist.“
Die Cloud-basierte Transportmanagementlösung One Track werde zentral beim Hersteller Euro-Log gehostet. Über Schnittstellen daran angebunden seien die internen Informationssysteme wie beispielsweise CRM (Customer Relationship Management. So seien alle Vertriebsmitarbeiter stets über den Verbleib der Ware informiert. Die Kunden von Ingram Micro bekämen die Status-Informationen auf mehreren Wegen: zum einen scanne der Distributor permanent die IT-Systeme der Spediteure und verschicke im Batch-Betrieb elektronische Fortschrittsmeldungen. „Wir haben 15.000 Informationspunkte pro Tag, deren Informationen wir direkt zu den Kunden pushen“, erläutert Bergbauer. „So haben sich die Nachfragen im Vertrieb nach dem Verbleib der Ware um 15 bis 20 Prozent reduziert.“ Darüber hinaus könnten Kunden auf Track & Trace Dienste von One Track zugreifen und dort ihre Ware in Echtzeit verfolgen. Die Kundenoptimierten so ihre internen Prozesse wie Wareneingang/-lagerung oder die Nachtverfolgung von Fulfillmentaufträgen und könnten zudem ihre Aufträge um einen Tag schneller fakturieren.
Carrier- und Laufzeitenevaluierung
One Track liefere einen detaillierten Einblick in das gesamte Transportnetzwerk – dienstleisterneutral und unabhängig von der Anzahl der eingesetzten Spediteure. Die Laufzeiten sämtlicher Carrier ließen sich über nur ein zentrales Portal überprüfen. Die Ermittlung der Performance erfolge anhand von Berichten. Dabei würden beispielsweise die Laufzeiten auf einer Landkarte dargestellt. So könnte der Supply Chain Manager Schwachstellen im Transportnetzwerk auf der Ebene der Postleitzahlen entdecken und erhalte eine Entscheidungsgrundlage für schnelle Gegenmaßnahmen.
Durch die Alerting-Funktion von One Track besitze Ingram Micro ein Frühwarnsystem. Dieses überwache die Transportprozesse automatisiert auf das Eintreten oder Ausbleiben vorab definierter Ereignisse. Wenn beispielsweise die avisierte Ware den Kunden einmal nicht rechtzeitig erreiche, erhalte der Vertrieb eine Nachricht per E-Mail und könne schnell auf die Situation reagieren.
Vor der Einführung der Transportmanagement-Lösung One Track konnte Ingram Micro die Ware nach der Übergabe an den Spediteur laut Bergbauer nur nachverfolgen, indem die Vertriebsmitarbeiter manuell jedes IT-System der Spediteure einzeln abfragten. Der Distributor habe keine zeitnahe Information darüber gehabt, ob die Ware bereits beim Kunden eingetroffen sei oder ob es beim Transport zu Verzögerungen komme.
Die Supply-Chain-Steuerung startete bei den Lieferanten
Der Weg zu einer gut organisierten Supply Chain war lang: „Wir haben im Jahr 2004 zusammen mit der Firma Euro-Log ein Gesamtkonzept für unsere Lieferkette mit einer End-to-End-Verfolgung der Ware erarbeitet“, berichtet Bergbauer. Im ersten Schritt habe Ingram Micro den Inbound-Prozess abgebildet, also den Warenfluss von 350 Lieferanten ins eigene Distributionszentrum. Im Wareneingangsfluss hat Ingram Micro die sogenannte Inbound Cycle Time verbessert und kann nun den Warenfluss nach Priorität steuern. Die priorisierte Warenabfertigung sei möglich, weil die Logistikmitarbeiter genau wüssten, welche Ware sich in welcher Anzahl auf welchem Lkw befinde und wann dieser eintreffe. So ließen sich dringend erwartete Lieferungen zuerst abfertigen und zudem das Personal für die Entladung optimal planen. „Wir können mit einer Genauigkeit von 95 Prozent sagen, welche Ware zu uns unterwegs ist“, berichtet Bergbauer. „Im zweiten Schritt haben wir diesen Service auch unseren Kunden angeboten.“
Keine IT-Lösung bildet die komplette Lieferkette ab
Das Abbilden einer Supply Chain bringt laut Bergbauer mehrere Herausforderungen mit sich. An erster Stelle stehe die Komplexität der Distribution. Ingram Micro nutze bis zu 100 Spediteure in Europa, allein in Deutschland seien es mehr als 20. „Jeder Spediteur hat eigene Schnittstellen zu seinen Systemen, und wir müssen alle vernetzen, und zwar nicht nur untereinander, sondern auch mit den IT-Systemen im eigenen Haus“, berichtet der CIO. Die Auswahl der IT-Lösungen sei überaus schwierig: „Keine IT-Lösung auf dem Markt deckt die gesamte Supply Chain ab. Stattdessen gibt es Komponenten, dies es zu integrieren gilt. One Track ist hierbei nur eine unter vielen Komponenten.“ Zur Komplexität beim Aufbau und Einrichten der Lösungen komme die enorm lange Projektdauer: „Wir arbeiten bereits zwölf Jahre an unserer Supply Chain und sind noch lange nicht fertig“, erläutert Bergbauer. „Bei so lange laufenden Projekten ist die Unterstützung durch die Geschäftsleitung enorm wichtig.“
Endziel ist die engere Anbindung von SAP&Co
Die Ausbaupläne bei Ingram Micro gehen in zwei Richtungen: Zum einen will der Distributor über die Länderebene hinaus eine konsolidierte europaweite One-Track-Lösung und dabei die Service Level aller Spediteure länderübergreifend vergleichen. Der zweite Schritt betreffe die engere Anbindung betriebswirtschaftlicher Systeme. „Durch One Track kennen wir jede einzelne Lieferung im Detail“, berichtet Bergbauer. „Unser Endziel ist es, dass wir die Rechnungen von den Spediteuren vollautomatisch mit den Lieferungen an unsere Kunden matchen und nach dem Abgleich im ERP-System die Zahlungsvorgänge auslösen.“ jf
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