Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung

Corona als Turbo: Bei 44 Prozent der von Visable befragten Entscheider ist Digitalisierung vorangeschritten. Messen spielen für über Drittel im nächsten Jahr keine Rolle mehr. Online-Marketing legt zu.

COVID-19 stellt bewährte Unternehmensstrategien infrage. Jeder vierte Betrieb verzeichnet erhebliche Umsatzeinbußen. Die Digitalisierung hat sich in fast jedem zweiten Unternehmen beschleunigt. Messen werden grundsätzlich infrage gestellt, stattdessen finanziert das Budget vermehrt Online-Marketing-Maßnahmen. Dies sind die Ergebnisse einer Umfrage von Visable, dem Anbieter der Business-to-Business-Plattformen ‚EUROPAGES‘ und ‚Wer liefert was‘. Gemeinsam mit YouGov hat Visable im Juli 2020 deutschlandweite 541 Führungskräfte aus mittelständischen Unternehmen befragt.

Video-Telefonie und Webinare legen zu

Corona beschleunigt demnach die Digitalisierung dramatisch. Fast die Hälfte aller Befragten (44 Prozent) gab an, dass die Krise die Digitalisierung in ihren Unternehmen voranschreiten lässt. Bei 21 Prozent davon sogar deutlich. Video-Telefonie gehört bei 49 Prozent der Befragten mittlerweile zum Arbeitsalltag. Mehr als jeder vierte (27 Prozent) nutzt jetzt Cloud-Systeme. Auch eigene Online-Formate wie Webinare haben nach Ausbruch der Pandemie 17 Prozent kurzfristig ins Leben gerufen. „Ohne den zeitnahen, gezielten Einsatz von digitalen Tools müssten eine Vielzahl der kleinen und mittleren Unternehmen in Europa um ihre Existenz fürchten“. Erläutert Visable-CEO Peter F. Schmid. „Diese Entwicklung ist unumkehrbar. Nur wer digitalisiert, überlebt diese Krise.“

Das Marketing verzichtet weitgehend auf Messen

Weniger Budget, weniger Messen, mehr online – so lassen sich die Umfrageergebnisse zu den Entwicklungen im Marketing zusammenfassen. Jedes fünfte Unternehmen  (20 Prozent) plant für das kommende Jahr mit weniger Marketingbudget als in 2020, um die Umsatzeinbußen der Krise auszugleichen. Profitieren soll in erster Linie das Online-Marketing. 43 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider wollen im kommenden Jahr vermehrt auf Online-Marketing-Maßnahmen setzen. Besonders hart trifft es die Messebranche: Mehr als ein Drittel (37 Prozent) derjenigen, die bisher auf Messen vertreten waren, planen im kommenden Jahr keine Messeauftritte oder -besuche mehr. Lediglich 10 Prozent sehen einen Messeauftritt generell noch als wichtiges Vertriebstool.

„Jede vierte Messe wird es nach der Krise so nicht mehr geben“, warnt Schmid. Schon vor dem Einsetzen der Corona-Krise habe es weltweit eine Diskussion um die Zweckmäßigkeit von vielen Messen gegeben. In Zeiten der Digitalisierung sei es weder zeitgemäß noch ökologisch und ökonomisch sinnvoll, komplexe Güter wie Maschinen um die halbe Welt zu transportieren, um sie für eine oder zwei Wochen auf einer Leitmesse auszustellen. Der enorme Reiseaufwand von Ausstellern und Besuchern sowie der Einsatz von finanziellen sowie ökologischen Ressourcen stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. Eine neue Option könnten virtuelle Messen werden: 22 Prozent der Befragten wollen laut Umfrage diese Option künftig für ihr Unternehmen nutzen.

Im Sourcing liegt der Fokus auf Deutschland und Europa 

Mit dem COVID-19-bedingten Shutdown wurden viele Unternehmen dazu gezwungen, ihre Einkaufsstrategie deutlich zu verändern. Die einst bewährten Lieferketten brechen kurzfristig weg und Engpässe müssen aktuell mit neuen Partnern überwunden werden. Dadurch rücken bei mehr als einem Fünftel (21 Prozent) der Befragten lokale, nationale und Anbieter aus den umliegenden europäischen Märkten mit kürzeren Lieferwegen wieder stärker in den Fokus. 12 Prozent vermeiden sogar aktiv die Zusammenarbeit mit Lieferanten aus den USA oder Asien. „In Krisenzeiten zählen andere Kriterien als der niedrigste Preis“, erklärt Schmid. „Kurze und vor allem verlässliche Lieferwege, zollfreier Warenverkehr in der EU sowie eine einheitliche Währung sind nun wichtiger“,

Österreich und die Schweiz trifft die Krise härter

Österreich und die Schweiz scheinen deutlich stärker unter der Corona-Krise zu leiden als Deutschland. Während in Deutschland nur jeder vierte Befragte (25 Prozent) von deutlichen Umsatzeinbußen berichtet, sind in den beiden Nachbarländern je ein Drittel (33 Prozent) der Unternehmen betroffen. Auch in Österreich und der Schweiz trägt die Corona-Krise maßgeblich zu einer Beschleunigung der Digitalisierung in den Unternehmen bei. Dieser Aussage stimmten in Deutschland 44 Prozent der Befragten zu. In Österreich und Schweiz sind sogar mehr als die Hälfte (54 Prozent) dieser Meinung.      Jürgen Frisch

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