Studie: Blockchain steuert globale Lieferketten

Bis 2025 wird Blockchain massenkompatibel und steuert weltweit die Lieferketten. Das besagt eine Studie des Capgemini Research Institute. Deutschland liegt bei Umsetzung im Mittelfeld und bei Investitionen weit hinter den USA.

Blockchain wird sich bis 2025 in den Lieferketten durchsetzen. Das prognostiziert die Studie Does blockchain hold the key to a new age of supply chain transparency and trust?. Derzeit setzen drei Prozent der Unternehmen diese Technologie im größeren Maßstab ein, und zehn Prozent starteten ein Pilotprojekt. 87 Prozent der Befragten befinden sich nach eigenen Aussagen noch in der Anfangsphase des Blockchain-Experiments.

Das Capgemini Research Institute hat für die Studie weltweit rund 450 Unternehmen befragt, in denen die Implementierung von Blockchain in ihrer Lieferkette als Proof of Concept, Pilotprojekt oder in großen Maßstäben durchgeführt wird.

Europa führt bei Umsetzung, USA bei Investition in Startups

Wenn es bei der Umsetzung von Blockchain um Projekte in größerem Umfang oder über den Pilotstatus hinausgeht, führen derzeit in Europa Großbritannien (22 Prozent) und Frankreich (17 Prozent). Deutschland folgt mit elf Prozent. Weltweit liegen die USA bei der Umsetzung mit 18 Prozent auf Platz 2, sie führen jedoch bei der Finanzierung von Blockchain-Startups. Über eine Milliarde Dollar wurden dort seit 2012 investiert, in Großbritannien sind es im Vergleichszeitraum 500 Millionen, in Deutschland 50 Millionen.

Die im Einsatz von Blockchain führenden Unternehmen sind optimistisch, dass die Technologie ihr Potenzial ausschöpfen wird, wobei über 60 Prozent glauben, dass sie schon jetzt die Zusammenarbeit mit ihren Partnern verändert. Weiterhin zeigt die Studie, dass Kosteneinsparungen (89 Prozent), bessere Rückverfolgbarkeit (81 Prozent) und Transparenz (79 Prozent) die drei wichtigsten Treiber für entsprechende Investitionen sind. Darüber hinaus ermögliche Blockchain ein sicheres, schnelles und transparentes Bereitstellen von Informationen. Die Technologie lasse sich auf kritische Funktionen der Lieferkette anwenden, vom Verfolgen der Produktion bis hin zum Überwachen der Nahrungskette und Sicherstellen der Einhaltung von Vorschriften. Die in der Studie identifizierten Vorreiter wollen ihre Blockchain-Investitionen in den nächsten drei Jahren um 30 Prozent steigern.

Bedenken bestehen beim Return on Investment

Trotz des Optimismus bei der Implementierung von Blockchain-Systemen äußern die Befragten Bedenken hinsichtlich einer Rendite er Investitionen (Return on Investment/ROI) und der Interoperabilität zwischen den Partnern in einer Lieferkette. Die Mehrheit der Vorreiter (92 Prozent) verweist darauf, dass der ROI die größte Hürde bei der Einführung darstellt und 80 Prozent nennen die Interoperabilität mit Legacy-Systemen als große Herausforderung im Betrieb. Darüber hinaus verweisen 82 Prozent auf die Sicherheit von Transaktionen, da sie die Akzeptanz ihrer Blockchain-Anwendungen durch die Partner behindere und den Status der Blockchain als sichere Technologie untergrabe.

„Einige spannende Anwendungsfälle zeigen die Vorteile von Blockchain für Lieferketten auf“, erläutert Martin Arnoldy, Leiter Konsumgüter, Handel und Logistik bei Capgemini in Deutschland. „Die Technologie ist aber kein Allheilmittel. Der ROI ist noch nicht messbar und Geschäftsmodelle und -prozesse müssen für die Umsetzung erst noch geschaffen werden.“ Über die gesamte Lieferkette hinweg seien effektive Partnerschaften erforderlich, um gemeinsam mit dem Ökosystem eines Unternehmens eine Blockchain-Strategie zu entwickeln, die in breitere Technologieeinsätze integriert ist. Nur so lasse sich sicherstellen, dass Blockchain das Potenzial ausschöpfen kann.

Bis 2020 erreichen die Experimente ihren Höhepunkt

In Zusammenarbeit mit der Swinburne University of Technology in Australien hat Capgemini im Rahmen einer weiteren Studie herausgefunden, dass die Experimente mit Blockchain im Jahr 2020 ihren Höhepunkt erreichen. Dann werden Unternehmen Machbarkeitsstudien in Auftrag geben und sich von Fintechs absetzen. Ausgereift sei die Blockchain-Transformation der neuen Studie zufolge bis 2025. Dann würden Unternehmen die Transformation und Integration starten und Richtlinien für Datenschutz und -management festlegen.

„Unternehmen trauen der Blockchain-Technologie zu, Schlüsselfragen zu lösen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen“, berichtet Professor Aleks Subic, stellvertretender Rektor für Forschung und Entwicklung an der Swinburne University of Technology. „In der Praxis steigert diese Technologie das Vertrauen im digitalen Ökosystem entlang der gesamten Lieferkette Wir glauben daher, dass Blockchain in naher Zukunft eine wichtige Rolle bei der digitalen Transformation der Lieferkettenkanäle für eine Vielzahl von Branchen spielt.“

Von der Qualitätskontrolle bis hin zu Umweltzertifikaten

Die Studie des Capgemini Research Institute identifizierte 24 Anwendungsfälle für Blockchain, vom Handel mit CO2-Zertifikaten über die Verwaltung von Lieferantenverträgen bis hin zur Vermeidung von Produktfälschungen. Capgemini wandte diese Anwendungsfälle auf Einzelhandels-, Fertigungs- und Konsumgüter an. Der Bericht betont, dass sich Verbraucherorganisationen insbesondere auf die Rückverfolgung und Identifizierung von Produkten konzentrieren, wobei Nestlé, Unilever und Tyson Foods mit Blockchain experimentieren. Einzelhändler konzentrieren sich auf digitale Marktplätze und verhindern Fälschungen, Starbucks investiert in Blockchain-Tests. Darüber hinaus kann Blockchain die Lebensmittelversorgung sicherstellen, indem Lebensmittel vom Erzeuger bis zum Verbraucher zurückverfolgt werden, um Kontaminationen oder Produktrückrufe zu vermeiden.

„Unsere Studie unterstreicht das Potenzial der Blockchain, zeigt aber auch, dass es derzeit nur wenige groß angelegte Implementierungen dieser Technologie und klare Grenzen für die Akzeptanz gibt“, erläutert Capgemini-Analyst Arnoldy. „Unternehmen sollten unsere Analyse nutzen, um zu verstehen, wie Blockchain für sie nützlich sein kann, indem sie ihr Blockchain-Programm ausbauen und den Hype tatsächlich umsetzen.“

Die Studie ist hier zum Download verfügbar. Jürgen Frisch

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