SAP definiert Roadmap für Personallösungen

Eine neue On-Premise-Lösung für das Personalwesen, deren Wartung SAP bis 2030 zusichert: So reagiert SAP auf die Forderungen der Anwendergruppe DSAG nach einer klaren Roadmap. Die Cloud-Lösung SuccessFactors findet bei den Anwendern bislang wenig Anklang.

Mehr Klarheit von SAP wünschen sich die DSAG-Mitglieder. Das war das Kernergebnis einer Umfrage SAP-Anwendergruppe DSAG zur SAP-Strategie im Personalwesen. Diesem Wunsch ist der Softwarehersteller jetzt nachgekommen: Es wird eine neue On-Premise-Lösung für das Personalwesen geben, deren Wartung der Softwarehersteller bis 2030 zusichert. Bisher sollte die On-Premise-Lösung SAP HCM nach 2015 komplett von der Cloud-Lösung SAP SuccesFactors abgelöst werden.

„Es ist gut, dass SAP jetzt zumindest bis 2030 eine On-Premise-Lösung bietet und vielen unserer Mitgliedsunternehmen damit erst einmal Optionen ermöglicht“, erläutert Jean-Claude Flury, DSAG-Vorstand Business Networks Integration. Er hat die DSAG-Forderung nach einer klaren Aussage von SAP zur Zukunft aller Module in der Personalwesen-Lösung HCM begleitet. Die neue SAP-Lösung soll ausschließlich auf der Datenbank SAP HANA laufen. Für die Migration stellt die SAP Services und Tools zur Verfügung. Zudem wird es für die neue Lösung im Personalwesen eine eigene Wartungsstrategie geben, da sie unabhängig neben S/4HANA laufen wird. Bestandskunden sollen eine Lizenzkonvertierung nach den bestehenden S/4HANA-Konvertierungsregeln erhalten.

Anwender bevorzugen das On-Premise-Modell

Laut einer DSAG-Umfrage innerhalb des mehr als 3.000 Mitgliedspersonen umfassenden Arbeitskreises Personalwesen haben etwa 97 Prozent der Befragten die SAP HCM im Einsatz. Ein Viertel setzt SuccessFactors ein, das die SAP als künftige Heimat des IT-gestützten Personalwesens auserkoren hat. 9 Prozent nutzen Concur für das Reisemanagement. Auf die Frage, welches Betriebsmodell für SAP-Software im Personalwesen ihr Unternehmen strategisch in den nächsten Jahren voraussichtlich realisiert, gaben 41 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Betriebsmodell ausschließlich oder überwiegend On-Premise sehen. 42 Prozent der Befragten bevorzugen eine hybride Lösung bestehend aus On-Premise und privater oder public Cloud, rund 7 Prozent ziehen eine Cloud-Only-Lösung in Erwägung. Mit der Zwischenlösung kommt SAP den 41 Prozent der Befragten entgegen, die ihr Betriebsmodell strategisch vor allem On-Premise sehen.

„Bei den Cloud-basierten Personallösungen halten 54 Prozent der Befragten die funktionalen Anforderungen des Personalwesens für noch nicht ausreichend erfüllt“, berichtet Hermann-Josef Haag, DSAG-Arbeitskreis-Sprecher Personalwesen. „Die neue On-Premise-Lösung stellt zumindest bis 2013 eine Alternative dar.“ Foto: DSAG

Cloud-Lösung erfüllt funktionale Anforderungen noch nicht

Die zögerliche Haltung der Umfrageteilnehmer gegenüber der von SAP präferierten Cloud-Lösung überrascht den DSAG-Arbeitskreis-Sprecher Personalwesen Hermann-Josef Haag nicht. „54 Prozent der Befragten halten die funktionalen Anforderungen des Personalwesens in den Cloud-basierten Lösungen für noch nicht ausreichend erfüllt. Etwa 26 Prozent der Befragten begründen ihre Zurückhaltung in Bezug auf die Cloud- mit der Befürchtung, die Kontrolle über die Software zu verlieren – insbesondere über die individuellen Teile.“ Mit knapp 27 Prozent spiele auch die Unsicherheit bei der Einhaltung von Regulatorik, Compliance und Security eine signifikante Rolle. „Wo liegen die Daten? Wo gehen die Daten hin? Wie gehen wir mit Verträgen um? Wer zahlt, wenn das Rechenzentrum von SAP streikt und die Lösung nicht verfügbar ist? Hier gibt es große Fragezeichen, die den Anwendern eine Entscheidung für die neuen, Cloud-basierten Lösungen erschweren. Mit der neuen Lösung bekommen wir hier mehr Zeit zur Klärung“, so der DSAG-Arbeitskreis-Sprecher.

 

Anwender kritisieren SAPs Integrationsansatz

Weitere Hindernisse auf dem Weg zu SuccessFactors sehen knapp 23 Prozent der Befragten bei den Lizenzen: knapp 21 Prozent fehlen Informationen hinsichtlich der Migration, zirka 13 Prozent der Befragten kritisieren zudem den fehlenden Einfluss auf Verfügbarkeit und Support der neuen Lösung. Und etwa 20 Prozent halten die Integrationsfähigkeit in andere Software-Module für nicht ausreichend. „Eine Umstellung auf SuccessFactors würde den Einsatz von Schnittstellen in die ERP-Lösung notwendig machen und das widerspricht dem bisherigen Integrationsansatz von SAP. Als Anwender-Gemeinschaft vermissen wir diesen in der Zukunftsstrategie von SAP“, erklärt DSAG-Vorstandsmitglied Flury. „Die DSAG wird kritisch beobachten, wie die neue Lösung im Hinblick auf die Kundenanforderungen konkretisiert wird. Dazu zählen ein geeignetes Lizenzmodell, benötigte Funktionalitäten, die Abdeckung gesetzlicher Anforderungen, die kontinuierliche Weiterentwicklung und die Integrationsfähigkeit. Wir bleiben im Gespräch mit SAP.“

Mangelnde funktionale Abdeckung, Unsicherheiten in Sachen Compliance sowie die Angst, die Kontrolle über die Software zu verlieren nennen die DSAG-Mitglieder als größte Hindernisse für die Personallösung SuccessFactors. Foto: DSAG

Die Migrationsfrist hält die DSAG für ambitioniert

Die DSAG und SAP befinden sich bereits seit einiger Zeit im Austausch zu diesen Themen, um von SAP eine Aussage mit einem Zeithorizont nach 2025 zu erhalten. „Es wird derzeit zwar gar keine Wartungsverlängerung der bestehenden ERP-HCM-Lösung nach 2025 geben, doch durch die Einführung des neuen On-Premise-Lösung erhalten unsere Mitglieder zumindest bis 2030 eine Alternative zu den reinen Cloud-Lösungen, die die Funktionalitäten des HCM abdecken soll“, erläutert Flury. Die drei Jahre die SAP ihren Kunden für die Migration gibt, hält die DSAG für ambitioniert, denn es seien noch wichtige Detailfragen zu klären. So müssen beispielsweise noch konkretere Informationen zum Pricing und eine tragfähige Aussage zu einzelnen Komponenten, beziehungsweise Modulen wie das Reisemanagement, getroffen werden. Jürgen Frisch

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