Unternehmen schwächeln beim Umgang mit Daten

Daten verdienen deutlich mehr Aufmerksamkeit als bisher. Das zeigt eine Studie von BARC. Die Unternehmen kennen Ansätze zur Verbesserung der Datennutzung, aber sie wenden diese kaum an. Die Vorteile zeigen sich demnach nur schrittweise.

Informationen haben bei der Entscheidungsfindung eine hohe Priorität. Dieser Meinung sind 90 Prozent der vom Business Application Research Center (BARC) befragten Unternehmen. Fast genauso viele (87 Prozent) glauben, dass eine Optimierung der Datenverarbeitung die Unternehmensergebnisse verbessern könnte. Einig sind sich die Studienteilnehmer, dass es für sie von Nutzen wäre, Daten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der tatsächliche Wert der Daten ist ihnen allerdings oft nicht transparent genug. 

In der BARC-Studie ‚Leverage your data – a data strategy checklist for the journey to the data-driven enterprise‘ gehen die beiden -Analysten Jacqueline Bloemen und Timm Grosser der Frage nach, wie Unternehmen derzeit mit Daten umgehen und welche Hürden sie auf dem Weg zu einem datengetriebenen Unternehmen zu überwinden haben. Die Umfrage basiert auf einer weltweiten Befragung von mehr als 400 Unternehmen aus verschiedenen Branchen und von unterschiedlicher Größe. Der Schwerpunkt der Studie liegt auf der Bewertung dessen, was Unternehmen aktuell tun, um das Potenzial ihrer Daten auszuschöpfen und daraus Empfehlungen für einen effektiveren Umgang mit Daten abzuleiten.

Erhöhte Transparenz, bessere Datenqualität und damit schnellere sowie umfangreichere Analysen – das sind die am häufigsten genannten Vorteile, die Unternehmen durch eine verbesserte Datennutzung erzielen. Der höchste Wert liegt allerdings bei gerade einmal 37 Prozent. Quelle: BARC

Managern fehlt die Einsicht in Datenprobleme

Entscheidungsträger haben laut der Studie wenig Einblick in ihre datenbezogenen Probleme und den Nutzen möglicher Investitionen. „Kennen Unternehmen die Qualität und Nutzbarkeit ihrer Daten nicht genau, fällt es ihnen schwer, den Wert und das Potenzial ihrer Daten einzuschätzen“, berichtet Jacqueline Bloemen, Senior Analyst Data & Analytics bei BARC.

Die Studie zeigt, dass Unternehmen im Dunkeln tappen, wenn es um datenbezogene Prozesse geht. 66 Prozent der Teilnehmer geben an, dass sie viel Zeit damit verschwenden, immer wieder dieselben Fragen zu Daten zu stellen oder Arbeitsschritte doppelt auszuführen. 61 Prozent beklagen, dass es oft unklar ist, wer welche Daten für welchen Zweck verwendet. 

In der Theorie ist der Weg zur Besserung bekannt

Überraschenderweise scheinen die meisten der befragten Unternehmen zu wissen, was sie für eine wirksame Bewältigung dieser Herausforderungen tun müssen. Die Entscheidungsträger sind sich bewusst, dass sie mehr Informationen über ihre Daten benötigen (59 Prozent) und dass sie zudem klare Verantwortlichkeiten festlegen müssen (57 Prozent). In die Praxis haben diese Erkenntnisse allerdings die wenigsten Unternehmen umgesetzt.

Das Implementieren neuer Ansätze zur Datenverarbeitung gilt vielerorts als Herausforderung. 52 Prozent der Befragten geben an, dass es ihnen an Dokumentation und Wissen über Daten mangelt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass das operative Tagesgeschäft Vorrang hat vor der Förderung von Innovationen durch Daten (43 Prozent) und der Festlegung von klaren Verantwortlichkeiten für den Umgang mit Daten (40 Prozent).

In der Praxis profitieren wenige Unternehmen von ihrer Datennutzung

Wie die Studie zeigt, haben Unternehmen Schwierigkeiten damit, den Überblick über ihre Daten zu gewinnen und zu behalten. Ansätze zur Verbesserung der Situation sind bekannt, erweisen sich aber in der Praxis als schwierig. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die bisher erzielten Vorteile eher begrenzt sind.

Erhöhte Transparenz, bessere Datenqualität und damit schnellere sowie umfangreichere Analysen – das sind die am häufigsten genannten Vorteile, die Unternehmen durch eine verbesserte Datennutzung erzielen. Der höchste Wert liegt allerdings bei 37 Prozent. Die Mehrheit der Befragten benennt keinen der aufgeführten Vorteile. Ein Vergleich der Best-in-Class-Unternehmen mit den Nachzüglern zeigt, wie es besser geht: Während beide Gruppen in die Ermöglichung von mehr Self-Service Analysen und die Bereitstellung von mehr Informationen über Daten investieren, tun die Best-in-Class-Unternehmen dies deutlich intensiver (42 beziehungsweise 38 Prozent gegenüber 25 beziehungsweise 24 Prozent bei den Nachzüglern). Für Best-in-Class-Unternehmen gehören zudem die Festlegung klarer Verantwortlichkeiten für die Datennutzung und sowie das Bereitstellen eines Geschäftsglossars zu den Investitionsschwerpunkten.

Mehr Informationen über die Daten bereitstellen und klare Verantwortlichkeiten für die Daten definieren – das sind die bekanntesten Ansätze, den Umgang mit Daten zu verbessern. In der praktischen Umsetzung hinken die meisten Unternehmen hinterher. Quelle: BARC

Idealerweise definiert das Management die Prioritäten

Die eben genannten Maßnahmen fördern die fachübergreifende Zusammenarbeit bei der Datennutzung. Während beide Gruppen die gleichen Bewertungen für den Aspekt ‚Entwicklung einer Datenkultur von need to know zu right to know‘ erreichen (23 Prozent), ist dieser Punkt aus relativer Sicht für Nachzügler wichtiger (dritthöchste Bewertung). Im Gegensatz dazu investieren Best-in-Class-Unternehmen mehr als doppelt so viel in die Zieldefinition und Prioritätensteuerung durch das Management (21 Prozent) als Nachzügler (10 Prozent). Die Vorreiter investieren auch eher in Datenkompetenz, indem sie gezielte Personalentwicklung und Schulungen zur Förderung von Daten- und Analysefähigkeiten durchführen (31 Prozent gegenüber 10 Prozent bei Nachzüglern).

Timm Grosser, Senior Analyst Data & Analytics bei BARC leitet aus diesem Befund eine klare Botschaft ab: „Daten als Ressource zu behandeln und auf fachübergreifender Basis zusammenzuarbeiten, erfordert eine gezielte Steuerung und entsprechende Prozesse. Das lässt sich nicht ausschließlich mit einem Bottom-up-Ansatz erreichen. Vielmehr betrifft die Realisierung eines datengetriebenen Unternehmens jeden Mitarbeiter und erfordert einen grundlegenden kulturellen Wandel. Führungskräfte müssen diesen wollen, initiieren und aktiv fördern.“

Dank eines Sponsorings der Anbieter Ab Initio, Alation, Collibra, Cubeware, Denodo, Tableau und Talend steht die Studie kostenlos zum Download zur Verfügung.       Jürgen Frisch

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