Know-How-Mangel bremst die Digitalisierung aus

Bei der Digitalisierung sind Unternehmen mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Bitkom Research und der IT-Dienstleister Tata Consultancy Services haben in einer Studie untersucht, welche Faktoren die größten Hemmschuhe sind

Die Digitalisierung hat hierzulande einen schweren Angang: Als größte Herausforderungen sehen deutsche Firmen die hohen Anforderungen an den Datenschutz (62 Prozent) und an die IT-Sicherheit (56 Prozent). Darüber hinaus erachten vier von zehn Unternehmen langwierige Entscheidungsprozesse (40 Prozent) sowie fehlende Vorgaben aus der Geschäftsleitung (30 Prozent) als Bremsklötze ihres digitalen Wandels.

IT-Kompetenzen sind vielerorts Mangelware

Grundlage dieser Zahlen ist eine Unternehmensbefragung, die Bitkom Research im Auftrag des IT-Beratungshauses Tata Consultancy Services von März bis Mai 2021 durchgeführt hat. Dabei wurden 951 Unternehmen mit 100 oder mehr Beschäftigten befragt. Die Interviews wurden mit Führungskräften durchgeführt, die in ihrem Unternehmen für das Thema Digitalisierung verantwortlich sind. Dazu zählen Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder ebenso wie Entscheider aus den Bereichen Digitale Technologien, Informationstechnik und Operatives Geschäft. Die sechste gemeinsame Studie von TCS und Bitkom Research ist repräsentativ für die deutsche Gesamtwirtschaft ab 100 Mitarbeitern.

Fast ein Drittel der Unternehmen (30 Prozent) geben in der Studie an, dass ihnen die Digitalkompetenzen fehlen. Insbesondere in Sachen Künstlicher Intelligenz sind Experten rar. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) nennt fehlende Expertise als Hemmnis, um intelligente Technologien zu nutzen. Dabei hält jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) den Einsatz Künstlicher Intelligenz für den entscheidenden Faktor seiner zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit.

Ein Ausweg bieten spezialisierte Dienstleister: „Unternehmen können sich projektbezogen externe Experten hinzuholen“, erläutert Dr. Kay Müller-Jones, Leiter Consulting & Services Integration bei Tata Consultancy Services. „Für einen langfristigen und nachhaltigen Wandel sollten sie allerdings internes Know-how aufbauen und Mitarbeiter mit Digitalkompetenzen rekrutieren oder sie selbst ausbilden.“

Die hohen Anforderungen an den Datenschutz und an die IT-Sicherheit benennen die meisten Unternehmen als Hürden für die Digitalisierung. 30 Prozent beklagen einen Mangel an Fachkräften mit Digitalkompetenz.
Quelle: Bitkom Research / Tata Consultancy Services

Vielen Unternehmen fehlen Investitionsmittel

Insgesamt investieren die Unternehmen 5,8 Prozent ihres Gesamtumsatzes in die Digitalisierung. Damit sind die Investitionen leicht rückläufig (minus 2 Prozent). In der Vergangenheit stiegen die Investitionen deutscher Unternehmen Jahr für Jahr um mindestens 7 Prozent. „Dieser Rückgang ist ungewöhnlich, da Investitionen in die Digitalisierung weiterhin ein Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sind“, erläutert Studienleiter Müller-Jones. „Viele Pilotprojekte dienen dazu, flexibler und robuster gegenüber zukünftigen Herausforderungen zu werden.“ Die immer noch aktuelle Covid-19-Situation habe deutlich gemacht, dass beispielsweise bei der Flexibilisierung und der Optimierung von globalen Lieferketten weiterhin ein großer Handlungsbedarf  bestehe.

Einige Unternehmen können sich für die Digitalisierung gar keine Investitionen leisten. Jede achte Firma (12 Prozent) hat nach eigener Aussage aktuell kein Budget für entsprechende Projekte. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als 2020. Im Jahr 2019 gaben dies sogar nur 1 Prozent der Befragten an. Ein kleiner Anteil der Firmen (7 Prozent) hat zwar ausreichende Geldmittel zur Verfügung, scheut jedoch das Risiko.

Weitere Ergebnisse der Studie von Bitkom Research und TCS, etwa Branchenergebnisse für die Informations- und Kommunikationstechnologie, den Handel, Chemie und Pharma, Versicherungen und Finanzen, den Automobilbau sowie Maschinen- und Anlagenbau gibt es unter www.studie-digitalisierung.de.      Jürgen Frisch

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