Experton bewertet Big Data Technologie-Anbieter

Im Big Data Vendor Benchmark 2015 hat die Experton Group aktuelle Datenbanken und Datenmanagement-Lösungen untersucht. Nicht alle neuen Technologien eignen sich für jedes Unternehmen.

Von Holm Landrock

Neue Datenbankformen und neue Datenmanagementsysteme stellen den Löwenanteil dessen dar, was unter Big Data verstanden wird. Jedoch sind nicht alle neuen Technologien für jeden Anwender geeignet. Vor allem über die Art der Daten sollten sich die Anwender schlau machen, bevor sie die eine Entscheidung treffen. Es ist durchaus eine Option, sie bei Dienstleistern wie HP, IBM, T-Systems oder The Unbelievable Machine mit einer Sandbox auszuprobieren. Big Data heißt schließlich auch, durch die Analyse vieler verschiedener Daten, die nicht unbedingt miteinander in Verbindung stehen müssen, Erkenntnisse zu gewinnen, aus denen sich neue Geschäftsmodelle ableiten lassen.

Bottom Line (ICT-Anbietersicht):

Auch Big-Databases und Big-Datamanagement-Lösungen müssen mit einem klar formulierten Nutzen für die auszuführenden Analysen und mit Anwendungsbeispielen für Geschäftsmodellinnovationen vermarktet werden. Es reicht nicht, die (virtuelle) Unendlichkeit der Datenmenge oder die (sagenhafte) Geschwindigkeit zu betonen. Nur wenige experimentierfreudige Anwender finden gefallen an Baukästen, auch im Datenbankbereich sind Lösungen gefragt.

Im Big Data Vendor Benchmark 2015 der Experton Group untersuchte das Consulting-Haus aktuelle Datenbanken und Datenmanagement-Lösungen, die von den Herstellern für die Bewältigung von Big-Data-Aufgaben angeboten werden. Auch wenn neue und neuartige Datenbaken einen gewissen Appeal haben, so können viele Platzhirsche doch noch überzeugen: mit Service-Stärke, mit Lösungs-Kompetenz. Doch auch die „Jungen“ gewinnen an Boden.

Gegenstand der Bewertung in dieser Kategorie sind Datenbanken für SQL und NoSQL-Datenbanken, analytische Datenbanken und weitere Ausprägungen von Big-Data-Lösungen, die vorwiegend für die Speicherung, Indizierung und Verwaltung von Daten konzipiert sind. HP, IBM, Informatica, Microsoft, MongoDB, Oracle, SAP, Splunk und Teradata befinden sich in dieser Kategorie im Leader-Quadranten. Neo Technology wurde „Rising Star“.
In dieser Kategorie wurden, neben einigen generischen Merkmalen, vor allem spezifische Merkmale bewertet, die sich auf die Aussagen der Anbieter zu Volume, Velocity, Variety (Datenvolumen, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Datenvielfalt) ebenso wie zu Datensicherheit, Desaster Recovery, Implementierung und Interoperabilität mit anderen Datenbanken beziehen. In die Auswahl kamen big-data-fähige relationale SQL-Datenbanken, NoSQL-Lösungen, spaltenorientierte Datenbanken, Datenmanagement-Lösungen mit einer Big-Data-Perspektive sowie auf Map / Reduce bzw. Apache Hadoop basierende Lösungen.

Hersteller-Bewertung

Experton Big Data Landrock Janaua

Positionierung der Anbieter in der Kategorie „Big Databases & Big Data Management“. Quelle: Experton Group AG, 2014.

IBM verfügt über ein umfassendes Angebot an Datenbanken vor allem DB2 einschließlich der eigenständigen Beschleuniger-Technologien wie BLU, die Abfragen auf komprimierte Daten in In-Memory-Datenstrukturen erlaubt, und IDAA (DB2 Analytics Accelerator). Die Lösungen sind technologisch sehr fortgeschritten. Anwender können aus verschiedenen Produkten wählen. Unterstützend wirkte sich in der Bewertung das sehr gute Beratungs- und Service-Offering aus. Gleichzeitig liefert IBM die für Big Data Analytics erforderlichen Computersysteme, was sich auch in dieser Kategorie die Bewertung unterstützt. Bausteine, die von anderen Anbietern separat vermarktet werden, sind bei IBM oft integraler Lösungsbestandteil.

MariaDB ist ein aus der MySQL-Welt hervorgegangener Anbieter, der sich im deutschen Markt stark engagiert. Wegen dieses Engagements wurde MariaDB neu in den Benchmark aufgenommen.

HP hat für seine Big-Data-Plattform eine Hadoop-Distribution mit eigenständigen Erweiterungen und einem umfangreichen Service-Paket versehen. Als Generalist kann HP seinen Datenbanken ein entsprechend großes und leistungsstarkes Infrastruktur- und Service-Portfolio hinzufügen.

Oracle hat eines der technisch am weitesten fortgeschrittenen Angebote in der Kategorie „Big-Data-Datenbanken und Big Data Management“. Die weithin im Markt genutzten relationalen Datenbanklösungen Oracle 11 und Oracle 12 bieten bereits viele der für Big-Data-Szenarien erforderlichen Lösungsmerkmale. Dabei kommt das Know-how für Data Warehousing Szenarien zum Tragen. Oracle hat außerdem seine Lösungen für große Datenmengen mit einer Hadoop-Integration und mit so genannten „Big Data Connectors“ aufgewertet. Auch ein auf Hadoop-Techniken basierendes Data Warehouse ist bei Oracle Bestandteil des Portfolios. Mit TimesTen ist auch eine In-Memory-Lösung im Portfolio enthalten. Auch für Aufgaben, für die NoSQL-Datenmanagement-Software besser geeignet ist, hat Oracle ein Angebot. Die Oracle NoSQL Database arbeitet mit verteilten Speicherknoten und ist für sehr große Anwendungen skalierbar. Weitere Lösungen für ein analytisches oder exploratives Arbeiten mit Daten gibt es bei Oracle ebenfalls. Die Datenbanklösungen sind außerdem mit Appliances erhältlich, was sich in dieser Kategorie unterstützend hinsichtlich der Bewertung der Portfolio-Attraktivität auswirkt.

Neo Technology hat mit einer graphen-basierenden Datenbank mit Analytics-Funktionalitäten entwickelt. Die Lösung hilft zum Beispiel bei der schnellen Exploration und Visualisierung von Zusammenhängen zwischen Datensätzen unterschiedlicher Datenbanken. Die auf den Mathematiker Euler zurückgehende Graphen-Theorie ist nun mehrere hundert Jahre alt, erlebt hier aber eine praktische Umsetzung für sehr große Datenmengen. Für den interessanten technologischen Ansatz und die Umsetzung in ein Produkt erhielt Neo Technology den „Rising Star“. Das junge Unternehmen muss nun eine klare Go-to-Market-Strategie für den deutschen Markt vorlegen und umsetzen. Die Grundlagen und das engagierte Team sind vorhanden.

MongoDB wurde in den Benchmark neu aufgenommen, weil das Unternehmen nicht nur eine technisch interessante und im Markt beliebte NoSQL-Datenbank anbietet, sondern auch seine Aktivitäten in Deutschland deutlich verstärkt hat.

SAP gehört hier zu den führenden Technologieanbietern. Zu der hervorragenden Positionierung hat neben dem Gesamt-Offering beigetragen, dass SAP mit HANA eine Datenbanklösung entwickelt hat, die in gewisser Weise den Begriff „Big Data“ mit gestaltet hat. Inzwischen ist HANA zu einer Daten-Plattform für vielfältige Anwendungen, darunter auch Business Analytics und Data Warehousing, geworden. Eine gewisse Öffnung in der Lizenzpolitik ermöglicht es auch Partnern, die HANA-Plattform in den Markt zu tragen.
Suse und Redhat sind hier als Anbieter von Betriebssystemen aufgeführt, die auf OpenSource-Basis um Big-Data-Merkmale bzw. eine Hadoop-Integration erweitert worden sind und somit der Datenverwaltung dienen.

Holm LandrockHolm Landrock ist Fachjournalist und Senior Advisor bei der ExpertonGroup/hei

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