Mittlerweile finden sich nur noch wenige Unternehmen, die eine Big-Data-Initiative für nicht denkbar halten. Bereits über 40 Prozent der Unternehmen haben laut einer internationalen BARC-Anwenderbefragung praktische Erfahrungen mit Big Data – sei es als fester Bestandteil ihrer Unternehmensprozesse oder als Pilotprojekt.
Von Sascha Alexander, BARC
Die Ergebnisse der neuen BARC-Studie „Big Data use cases 2015 – getting real on data monetization“ machen Mut: viele Unternehmen mit Big-Data-Initiative berichten darin von beachtlichen Vorteilen, die sich für sie mittlerweile aus der Analyse und Einbeziehung großen und unterschiedlich strukturierter Daten in die täglichen Abläufe ergeben haben. Danach helfen ihnen diese Informationen bei strategischen Entscheidungen (69 Prozent), sie ermöglichen eine effektivere Steuerung operativer Prozesse (54 Prozent), helfen die eigenen Kunden besser verstehen (52 Prozent) und allgemein die Kosten zu senken (47 Prozent).
Dort, wo Unternehmen den Nutzen heute bereits genauer beziffern können, geht man von einer durchschnittlichen Umsatzsteigerung von acht Prozent und einer Kostensenkung um zehn Prozent aus. Erfreulich ist zudem, dass Unternehmen mit ersten Big-Data-Erfahrungen ihre Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern in vielen Punkten sogar übertroffen sehen.
Nachweislicher Nutzen von Big-Data-Projekten
Für gewöhnlich erhoffen sich Unternehmen, für die eine Big-Data-Initiative zumindest denkbar ist, dass sie dadurch große (57 Prozent) und unterschiedlich strukturierte Datenmengen (50 Prozent) handhaben können, schnellere und bessere Analysen möglich sind (55 Prozent) und man ausgefeilte Prognosetechniken nutzbringend bei der Datenauswertung einführen kann (51 Prozent). Wie weit Big-Data-Initiativen in den Unternehmen heute schon gediehen sind, hängt allerdings stark vom Management ab. Dort, wo solche Vorhaben heute bereits Bestandteil der Unternehmensprozesse sind, ist in 61 Prozent der Fälle das Management der Treiber/Vordenker. In Unternehmen, wo solch eine Initiative lediglich denkbar ist, ist dies gerade einmal zu 34 Prozent der Fall. Die Fachbereiche sind insgesamt noch sehr passiv und sind deutlich seltener die treibende Kraft.
Kundenanalyse häufigster Projekttreiber
Mit der Praxiserfahrung nimmt auch die Vielfalt der Anwendungsfelder für Big-Data-Analysen zu, wie bereits frühere BARC-Untersuchungen gezeigt hatten. Aktuell sind dabei vor allem Auswertungen, die mehr über die Wünsche, Motive, Bedürfnisse sowie das Verhalten der Kunden verraten, eines der häufigsten strategischen Ziele solcher Initiativen und Projekte. Big-Data-Initiativen können die komplette Interaktion mit dem Unternehmen transparent machen, sofern es gelingt, die Daten von den vielfältigen Kontaktpunkten mit Kunden aus den Datensilos zu holen, zusammenzuführen und in Gänze auswertbar zu machen. Wo dies der Fall ist, können Unternehmen zielgerichteter und individueller Kunden ansprechen, Abwanderungsverhalten vorbeugen oder auch um neue Kunden gewinnen. Marketing und Vertrieb sind dementsprechend aktuell die Vorreiter bei Big-Data: in 25 beziehungsweise 23 Prozent der Unternehmen, in denen Big Data zumindest denkbar ist, sind in diesen Abteilungen Big-Data-Analysen fester Bestandteil ihrer Auswertungen. Gleichwohl finden sich auch in allen anderen Unternehmensbereichen heute schon ausreichend Anwendungsfälle – von der Produktion über das Controlling bis hin zum Personalwesen.
Einsatzszenarien, Datenschutz und Skills bleiben ein Problem
Die auffällig hohen Planwerte je Fachbereich (langfristig zwischen 34 und 56 Prozent in den verschiedenen Abteilungen) sprechen für sich: Big Data kommt früher oder später so gut wie überall an – wenn derzeit auch mit 38 Prozent der Befragten immer noch viele nach überzeugenden Einsatzszenarien suchen. „Ebenso dürfen die mit Big Data verbundenen Herausforderungen nicht unterschätzt werden!“, mahnt Dr. Carsten Bange, Geschäftsführer BARC und Co-Autor der Studie. „Datenschutz und Datensicherheit sind die beiden größten Probleme in Unternehmen, die schon heute Big-Data-Initiativen in ihren Unternehmensprozessen implementiert haben“. Praktisch überall auf der Welt klagten Unternehmen zudem über fehlende technische und fachliche Big-Data-Expertise. Zwar geben viele Unternehmen an, sogar neue Stellen in diesem Bereich schaffen zu wollen. Dennoch bleibe es laut Dr. Bange äußerst fraglich, ob sich auf den weltweiten Arbeitsmärkten auch nur annähernd so viele fähige Kandidaten tummeln, wie die Unternehmen benötigen. „Dieser Umstand könnte sich zu einem echten `Showstopper´ für Big-Data-Vorhaben entwickeln und erfordert daher auch die Weiterbildung der vorhandenen Mitarbeiter!“
Informationen zur Studie:
An der BARC-Umfrage „Big Data use cases 2015 – getting real on data monetization“ beteiligten sich insgesamt 559 Teilnehmer. Mit 37 Prozent stammen die meisten Teilnehmer aus der DACH-Region, gefolgt von Teilnehmer aus Nordamerika (22 Prozent) und solchen aus anderen, etwa gleich stark vertretenen europäischen und weltweiten Regionen. Es wurde eine breit gefächerte Branchenverteilung der Studienteilnehmer erreicht. Besonders häufig ist die IT (16 Prozent), die Fertigungsindustrie (14 Prozent), die Beratungsbranche (13 Prozent) und der Handel (8 Prozent) vertreten.
Die unabhängige Studie ist dank eine Sponsorings durch die Firmen Blue Yonder, Hewlett-Packard, Information Builders, pmOne, SAS, Tableau und Teradata kostenlos verfügbar unter diesem Link. Sascha Alexander/hei
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