Know-how-Mangel behindert die Digitalisierung

Business Itelligence und Analytics sind Eckpfeiler der digitalen Transformation. Laut der biMA-Studie 2017/18 von BARC und Sopra Steria Consulting haben Unternehmen das erkannt. Trotzdem scheitern Projekte regelmäßig an den gleichen Hürden.

Große Massen an Rohdaten qualitätsgesichert aufzubereiten – das stellt nach wie vor die größte Herausforderung für Unternehmen dar. Wie die biMA-Studie zeigt, hat sich die Dringlichkeit dieser Herausforderung in den vergangenen fünf Jahren verschärft. Zusätzlich entsteht durch die rasante technische Entwicklung ein neuer Bedarf an fachlichem Verständnis für weiterführenden Analysen.

Der Business Intelligence Maturity Audit (biMA) misst den aktuellen Status quo der Unternehmen in Bezug auf Methoden und Technologien rund um Business Intelligence und Analytics und zeigt auf, in welchen Bereichen Entwicklungspotenzial besteht. In Zusammenarbeit mit Sopra Steria Consulting ist das Business Application Research Center (BARC) hin der biMA-Studie 2017/18 der Frage nachgegangen, wie gut Unternehmen auf die digitale Transformation vorbereitet sind, und wie sie sich zukünftig in der BI & Analytics-Landschaft positionieren. Die Studie basiert auf einer Befragung von 314 Fach- und Führungskräften aus dem BI & Analytics-Bereich und konzentriert sich auf Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Laut Studie haben lediglich 25 Prozent der Unternehmen kein Problem mit der Datenqualität. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, dass die Daten für Auswertungen oft widersprüchlich, unvollständig oder veraltet sind. Demzufolge basierten Entscheidungen des Managements teilweise auf falschen Informationen und könnten angezweifelt werden. Als Grund für die geringen Fortschritte beim Datenmanagement wertet die Studie die schwindenden Budgets für BI und Analytics. Dieser Rückgang wiederum liege am geringen oder fehlenden Return on Investment der entsprechenden Initiativen und Projekte.

Technische, fachliche und organisatorische Schwächen

Methoden und -Technologien für Business Intelligence und Analytics sind ein Eckpfeiler der Digitalisierung. Die Analyse von Daten ist Voraussetzung dafür, digitale Geschäftsmodelle zu etablieren und bestehende Prozesse zu verbessern. Viele Unternehmen wissen genau, wie wichtig derartige Initiativen sind. Trotzdem scheitern sie regelmäßig aus den gleichen Gründen: während technische Innovationen mit einem enormen Tempo voranschreiten, stehen Unternehmen vor großen Schwierigkeiten, die technischen, fachlichen und organisatorischen Voraussetzungen zu erfüllen.

Das Know-how in Sachen Business Intelligence tragfähig anzuwenden ist von großer Bedeutung, wenn es darum geht, neue Anwendungsgebiete von Analytics zu erschließen und sinnvoll in bestehende Unternehmensprozesse zu integrieren. Laut biMA-Studie Studie droht hier eine hohe Hürde: 43 Prozent der Befragten zählen fehlendes fachliches Verständnis bereits heute zu den größten Herausforderungen. Es fehlt an Experten, die weiterführende Analysemethoden beherrschen. Die Studienautoren raten Unternehmen, künftig verstärkt Mitarbeiterentwicklung und -akquise zu setzen, um die Kluft zwischen technischen Möglichkeiten und fachlicher Kompetenz nicht noch größer werden zu lassen.

Unternehmenskultur muss Analytik integrieren

Technische Ausrüstung und fachliche Kompetenz reichen allein nicht aus, um aus der digitalen Transformation den größtmöglichen Geschäftsnutzen zu ziehen. Damit agile und datengetriebene Entscheidungsstrukturen funktionieren, muss die Kultur des Unternehmens einen entsprechenden Einsatz fördern. Der rountinierte Umgang der Mitarbeiter mit BI und Analytics ist der entscheidende Faktor, um die Nutzung von Daten aus vereinzelten Projekten in eine unternehmensweite Initative übergehen zu lassen. Laut der biMA-Studie ist dies bislang eher selten der Fall ist. Lediglich 13 Prozent der Befragten geben an, dass Anforderungsprozesse über agile und explorative Vorgehensmodelle ablaufen. Für 43 Prozent der Befragten stellt das Fehlen einer allgemein akzeptierten BI- und Analytics-Strategie eine sehr große Herausforderung dar. Die Verbindung zur Unternehmenskultur ist offensichtlich: Die strategische Ausrichtung im Umgang mit Daten und die operative Anwendung weiterführender Analysen beeinflussen sich wechselseitig.

Insgesamt macht die biMA-Studie 2017/18 deutlich, dass viele Unternehmen neue Strukturen mit einer flexiblen Informationskultur benötigen. Sowohl beim fachlichen Verständnis als auch bei der Unternehmenskultur muss sich in den kommenden Jahren einiges verändern, wenn die digitale Transformation erfolgreich sein soll.

Technisch sind viele Möglichkeiten verfügbar, auch sehr komplexe Fragen zu beantworten“, erläutert Lars Schlömer, Leiter BI & Analytics bei Sopra Steria Consulting. „Unternehmen müssen sich allerdings noch stärker mit kreativen Anwendungsideen befassen und sich organisatorisch weiterentwickeln, damit die Technologien ihr volles Potenzial entfalten können.“ Jürgen Frisch

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