DSAG-Umfrage zu Cloud und SAP HANA: Kunden sind noch zurückhaltend

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) e.V. hat im Juli/August 2014 eine Umfrage zum Thema Cloud und SAP HANA durchgeführt. IT-Entscheider sind in Bezug auf die In-Memory-Datenbank SAP HANA noch zurückhaltend – Innovationspotenziale müssen aufgezeigt werden

„Customer First – auf der Suche nach Zukunftsorientierung und Nachhaltigkeit“ lautet das Motto des 15. DSAG-Jahreskongresses vom 14. bis 16. Oktober im Congress Center Leipzig. Es spiegele das Umfeld wider, in dem sich SAP-Anwenderunternehmen heute befinden. Sie werden laut DSAG mit zahlreichen innovativen Produkten wie Cloud und SAP HANA konfrontiert, die künftige Prozesse oder Aufgabenstellungen besser oder einfacher machen sollen. Nur, fragt die DSAG: Passen diese Angebote zum Bedarf und den bestehenden IT-Landschaften der Unternehmen?

Zentrale Umfrageergebnisse

Wie DSAG-Mitglieder die Innovationen aktuell bewerten, zeigt eine vom Anwenderverband im Juli/August durchgeführte Umfrage, an der 524 Mitglieder teilnahmen. Die zentralen Ergebnisse lauten demnach: Obwohl generell Cloud-Lösungen bei den DSAG-Mitgliedern eingesetzt werden, sind vollständig in die Cloud verlagerte ERP-Systeme in den nächsten fünf Jahren die Ausnahme in den Unternehmen.

Die Business Suite on HANA ist für 16 Prozent der Umfrageteilnehmer ein Thema. Die überwiegende Mehrheit (80 Prozent) agiert hier jedoch sehr zurückhaltend, da das Innovationspotenzial in den Unternehmen noch nicht erkennbar sei. Aufgabe der SAP sollte es  laut der DSAG sein, anhand von Beispielen stärker aufzuzeigen, wie HANA betriebswirtschaftliche Standardprozesse verbessert. Die DSAG stehe als Ansprechpartner für Diskussionen zu den Themen zur Verfügung.

Vollständige ERP-Syteme im Cloud-Betrieb sind Ausnahme

Software-as-a-Service sei in den DSAG-Mitgliedsunternehmen für gut ein Drittel Realität. Das habe die sich auf den allgemeinen Einsatz von Software-Lösungen in der Cloud bezogene DSAG-Investitionsumfrage 2014 vom Januar ergeben. Was die Verlagerung von kompletten Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Systemen in die Cloud betrifft, zeichne die aktuelle Umfrage ein anderes Bild. Lediglich fünf Prozent der Befragten in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) halten demnach ERP in der Cloud in den nächsten fünf Jahren für ein realistisches Szenario. Immerhin 18 Prozent der befragten CIOs erwägen, hybride Teil-Modelle einzusetzen. Dazu Marco Lenck (Video), Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) e.V.: „ERP-Systeme zählen in den meisten Unternehmen zu den komplexesten IT-Lösungen. Veränderungen in diesem Umfeld werden daher nur sehr vorsichtig vorgenommen.“

Bei den Schweizer DSAG-Mitgliedern deckt sich die Bereitschaft für eine ERP-Komplettlösung in der Cloud mit knapp fünf Prozent mit dem DACH-Wert. „Aber auf der anderen Seite können sich auch knapp drei Viertel der Befragten ein derartiges Szenario nicht vorstellen“, zieht Christian Zumbach, DSAG-Vorstand für die Schweiz, sein Fazit.
Und auch von den befragten österreichischen DSAG-Mitgliedern halten laut der Umfrage nur rund 8 Prozent ERP in der Cloud in den kommenden fünf Jahren für ein Ziel. „Dass es dennoch etwas mehr sind als in DACH könnte der Tatsache geschuldet sein, dass hier mehr kleinere mittelständische Unternehmen das Bild bestimmen. Diese tun sich etwas leichter, ein ERP-Cloud-Projekt einzuplanen, da die Abläufe meist nicht ganz so komplex sind“, interpretiert Wolfgang Honold, DSAG-Vorstand für Österreich, die Zahlen.

Vor- und Nachteile für ein produktives ERP-System in der Cloud

Im Hinblick auf ERP-Systeme in der Cloud sehen die Befragten Vorteile wie sinkende Total-Cost-of-Ownership. Positive Effekte sind laut Umfrage auch bei der Internationalisierung und der schnelleren Nutzung von neuen Funktionen zu erwarten.
Dem gegenüber stehen Probleme bei Eigenentwicklungen, notwendigen Schnittstellen und in der verstärkten Abhängigkeit von Dienstleistern. Auch der Schutz des Unternehmens-Know-hows müsse für einen breiten Cloud-Einsatz zunächst politisch geklärt werden.

Schlüsselfragen für die Cloud-Nutzung

Weniger bis keine Auswirkungen erwarten die Befragten laut der DSAG bei der Anwenderfreundlichkeit, bei der Abbildung neuer Prozesse oder beim Test- und Schulungsaufwand von Updates. Unter dem Strich bleiben folgende Schlüsselfragen, die für den Einsatz von ERP in der Cloud zu klären sind: Wie geht SAP mit Anpassungen und Eigenentwicklungen um und was bietet sie für die Integration von Schnittstellen an?

Schutz des geistigen Eigentums

Ganz generell müsse auch der Schutz von Informationen und des geistigen Eigentums sichergestellt werden. Marco Lenck formuliert hier die Erwartungen der SAP-Anwender: „Bei der Transformation von kritischen Geschäftsprozessen in die Cloud müssen die Rahmenparameter stimmen. Solange die Risiken die Chancen übersteigen, werden SAP-Kunden nur unkritische Teilprozesse verlagern.“

Ähnlich beurteilt Christian Zumbach die Situation in der Schweiz: „Der Schutz des geistigen Eigentums und Schnittstellen zu anderen Anwendungen sehen die Schweizer DSAG-Mitglieder als äußerst kritisch. Knapp 43 Prozent erwarten gar eine Verschlechterung durch die Cloud. Bei der Nutzung von neuen Funktionen zeichnet sich ein anderes Bild ab. Hier sind es knapp 60 Prozent, die diesen Aspekt positiv bewerten.“

Geringe Nachfrage nach Business Suite on HANA

Ein weiterer Fragenkomplex der Online-Umfrage beschäftigte sich mit dem Thema Business Suite on HANA und deren Adaption. Trotz der Vorteile, die die DSAG in Sachen Lizenzen rund um die Business Suite on HANA errungen habe, seien Anwenderunternehmen mit Investitionen in dieses Produkt zurückhaltend. Konsolidierungs- und Rollout-Projekte genießen laut DSAG immer noch Vorrang. Nichtsdestotrotz gebe es bereits erste Erfahrungen in den Firmen: Rund fünf Prozent der Befragten befinden sich demnach aktuell in Umstellungsprojekten für die Business Suite on HANA oder haben diese bereits abgeschlossen. Weitere elf Prozent planen deren Einsatz.

In Österreich seien es insgesamt rund 20 Prozent der DSAG-Mitglieder, die ein Business-Suite-on-HANA-Projekt planen, umsetzen oder bereits abgeschlossen haben. „Meiner Meinung nach sollte der Prozentsatz für Österreich aber auch generell bei allen DSAG-Mitgliedern höher sein. Kann doch die Business Suite helfen, an vielen Stellen noch performanter zu werden. Um diese Nutzen noch weiter zu verbreiten, ist vielleicht noch etwas mehr Aufklärungsarbeit von SAP gefragt“, fordert Wolfgang Honold, DSAG-Vorstand für Österreich.

Kein Business Case für HANA zu erkennen

Aber: Über 80 Prozent der Umfrageteilnehmer geben laut der DSAG an, dass sie sich mit der Business Suite on HANA nicht beschäftigen. Und auch das Warum hat die DSAG-Umfrage erhoben: „Es sind nicht primär die Kosten oder das technische Verständnis. Das Grundproblem besteht darin, dass für viele Kunden kein Business Case zu erkennen ist. Viele Unternehmen sehen zurzeit kein Innovationspotenzial für ihre Geschäftsprozesse“, beschreibt Marco Lenck die Hürden. Mit diesen Ergebnissen befinde sich die DSAG auch international im Einklang. Die amerikanische SAP-Anwendergruppe ASUG habe in einer Umfrage im Sommer 2014 ganz ähnliche Ergebnisse ermittelt.

Der Auftrag für SAP ist damit seitens der DSAG klar: „Bei der Business Suite on HANA muss SAP an der Nutzendarstellung arbeiten. Es gilt, Beispiele zu liefern, wie SAP HANA es ermöglicht, betriebswirtschaftliche Standardprozesse innovativ zu verbessern oder wie HANA hilft, durch einfachere IT-Strukturen Kosten zu sparen. Daran werden wir gemeinsam mit SAP arbeiten“, blickt Marco Lenck in die Zukunft.

Erhebungsgrundlage DSAG-Studie

Die Umfrage wurde im Juli/August 2014 durchgeführt. Befragt wurden IT-Leiterinnen und IT-Leiter, CC-Leiterinnen und CC-Leiter sowie weitere Unternehmensvertreter aus DSAG-Mitgliedsunternehmen. Insgesamt haben 524 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus sämtlichen Branchen und Unternehmensgrößen teilgenommen, davon 157 CIOs. Aus der Schweiz beteiligten sich 61 und aus Österreich 36 DSAG-Mitglieder an der Umfrage. hei

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