Studie: Die Cloud-Skepsis in Europa schwindet

Deutsche Unternehmen sorgen sich vergleichsweise wenig um Daten in der Cloud. Das zeigt eine Studie von NetApp. Deutsche Mitarbeiter plädieren demnach stärker als Franzosen oder Briten für einen freien Markt der Cloud-Dienste ohne staatliche Regulierung.

Cloud Computing bezeichnet die Bereitstellung von IT-Infrastruktur und -Leistungen als Service über das Internet. Bedarfsgerechte Cloud-Dienste, die nutzungsbezogen abgerechnet werden, gelten ein Element der digitalen Transformation. Flexibilität, Agilität, Skalierbarkeit und Effizienz bewegen Unternehmen dazu, Speicherkapazitäten in der Cloud anstatt auf Festplatten in den Firmen-Laptops und Servern zu nutzen. Dennoch existieren trotz hoher Sicherheitsstandards bei den Cloud-Anbietern noch Sicherheitsbedenken. Geschäftskritische Daten werden deshalb daher oft im firmeneigenen Rechenzentrum abgelegt.

Soweit die Theorie. Der Cloud-Spezialist hat in einer Studie die Nutzerperspektive hinterfragt. Eine Umfrage des Marktforschungsinstitut Ifop hat im Mai dieses Jahres ergründet, wie Mitarbeiter den Einsatz der Cloud in ihren Unternehmen bewerten. Neben der Nutzermeinung spielt eine Rolle, was die Belegschaft abhält, Informationen in der Cloud zu speichern. Hierfür haben die Marktforscher in Deutschland 602 Personen online befragt, die Unternehmen repräsentieren, die zehn oder mehr Mitarbeiter beschäftigen. Das Studiendesign wurde ebenso für Frankreich und in Großbritannien umgesetzt, wodurch sich die Erkenntnisse aus den drei Ländern vergleichen lassen.

Einfache Nutzung, hohe Flexibilität, niedrige Kosten

Das Argument, dass es für Unternehmen einfacher sei, Daten in der Cloud als auf physischen Festplatten zu speichern, überzeugt die Befragten. In Deutschland finden sich allerdings mit 74 Prozent die wenigsten Nutzer, die diesen Cloud-Vorteil benennen. Die Zustimmung ist in Frankreich (78 Prozent) und UK (87 Prozent) höher. Ähnliche Unterschiede zeigen sich in der Beurteilung, wie flexibel Unternehmen in der Corona-Pandemie vorgehen und auf diesem Weg die Cloud-Speicher unerlässlich sind. Diese Meinung vertreten vor allem die Briten (86 Prozent) vor den Franzosen (77 Prozent) und den Deutschen (69 Prozent).

Cloud-Speicher sind günstiger als die lokale Datenhaltung, denken viele der Befragten. Vor allem in Großbritannien bejaht dies die Mehrheit (83 Prozent), während deutsche und französische Mitarbeiter bei dieser Einschätzung zurückhaltender sind. 70 Prozent in Deutschland und nur 68 Prozent in Frankreich sagen, dass Datenspeicher in der Cloud Kosten sparen.

Sorge um Vertraulichkeit und Sicherheit

Um die Vertraulichkeit von Unternehmensdaten in der Cloud sorgen sich 62 Prozent der deutschen Befragten, 58 Prozent der Franzosen und 52 Prozent der Briten. 58 Prozent der befragten Briten, 52 Prozent der Franzosen und 52 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, dass Firmendaten in der Cloud genauso sicher sind wie auf physischen Festplatten. Die Frage, ob die Cloud unsicherer sei als lokale Datenhaltung, bejahen sogar 35 Prozent der deutschen Befragten. Diese Skepsis ist deutlich stärker ausgeprägt als in Frankreich (27 Prozent) und Großbritannien (21 Prozent).

Privat speichern die befragten Nutzer in den drei Ländern ihre Daten noch überwiegend auf herkömmlichen Festplatten (Frankreich und Deutschland mit je 82 Prozent, UK mit 69 Prozent). Wird die Cloud als Ablageort für persönliche Informationen gewählt, sorgen sich in Deutschland (37 Prozent) weniger Anwender als in Frankreich (44 Prozent) und Großbritannien (47 Prozent). Ein ähnliches Stimmungsbild ergibt sich für das lokale Speichern zu privaten Zwecken. Mehr Briten (38 Prozent) als Franzosen (35 Prozent) und Deutsche (21 Prozent) machen sich in dem Fall Sorgen um ihre persönlichen Daten.

Datensicherheit als meistgenannte Auswahlkriterium

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie war die Frage, welche Kriterien für die Befragten am wichtigsten sind, wenn es um die Speicherung von Daten in der Cloud geht. Unter den deutschen Antwortgebern zeichnete sich folgende Reihenfolge ab:

  1. Die Garantie hinsichtlich der Datensicherheit (62 Prozent)
  2. Die Benutzerfreundlichkeit des Cloud-Services (37 Prozent)
  3. Der Preis der Cloud-Lösung (33 Prozent)
  4. Der Funktionsumfang einschließlich Datenschutz und Analysen (26 Prozent)
  5. Die Leistung (Geschwindigkeit, Latenz und Datenrate) (25 Prozent)
  6. Der Kundendienst und technische Support (16 Prozent)

In Frankreich und Großbritannien zeigen sich zwei Unterschiede. So rangiert in beiden Ländern der Preis vor der Nutzerfreundlichkeit, während der Funktionsumfang einer Cloud-Speicherlösung jeweils die geringste Rolle spielt.

Stattliche Cloud-Dienste wünschen sich nur die Briten

Die länderübergreifende Umfrage zur Nutzung von Cloud-Speichern sendet laut NetApp ein deutliches Signal an die Anbieter: „Die Mitarbeiter in den Unternehmen legen den größten Wert darauf, dass Firmendaten in der Cloud sicher sind“, berichtet Andreas Limpak, Cloud Area Leader Germany bei NetApp, „Wer unter den Providern die höchste Datensicherheit bietet, hat hierzulande eine gute Chance, erste Wahl zu sein, weil die Anwender die vermeintlich typischen Cloud-Vorteile nachrangig bewerten.“

In den Wettbewerb um das beste Angebot sollte der Staat laut Studie nicht regulierend oder mit einem eigenen Dienst eingreifen – diese Aussage findet die meiste Zustimmung in Deutschland (22 Prozent). In Großbritannien haben hingegen 33 Prozent der Befragten ein Interesse daran, dass Behörden einen Cloud-Service einrichten. Großen Handlungsbedarf für Unternehmen formulieren die deutschen Befragten: 53 Prozent berichten, dass in ihrer Firma nicht alle abonnierten Cloud-Services wirklich genutzt werden.       Jürgen Frisch

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