Konjunkturprognosen lassen Controller schwitzen

Die Budgets für 2019 müssen auf Wiedervorlage, denn es droht ein Abschwung, der noch nicht eingepreist ist. Jeder zweite Finanzvorstand rechnet damit. Das zeigt der von Roland Berger und dem Internationalen Controller Verein (ICV) erarbeitete Operations Efficiency Radar 2019.

Trendwende in Sicht: „In den vergangenen zehn Jahren waren viele Unternehmen auch infolge des billigen Geldes sehr erfolgreich“, berichtet Oliver Knapp, Partner bei Roland Berger. „Jetzt schüren politische Instabilität und steigende Zinsen die Angst vor einem Abschwung.“ So erwartet die Hälfte der im Rahmen des Operations Efficiency Radar befragten Führungskräfte aus über 300 Unternehmen verschiedener Branchen für 2019 schlechtere Geschäfte als im Vorjahr. Besonders negativ fällt die Einschätzung in der Automobilbranche und im Maschinen- und Anlagenbau aus: Hier rechnen sogar 93 beziehungsweise 56 Prozent für 2019 mit einem Abschwung.

Bei 74 Prozent der Unternehmen steht 2019 das Produktportfolio im Zentrum der Aktivitäten. Hier geht es vor allem darum, die Kosten zu senken und die Produkte noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten. Weitere wichtige Handlungsfelder sind Produktion, Controlling & Finanzen, Sales & Marketing sowie der Einkauf. Auch das Thema Working Capital Management macht bei der Anzahl der Nennungen einen Sprung nach vorne. Die Autoren werten dies als weiteres Indiz für schlechtere Konjunkturaussichten.

Produktportfolio bleibt Top-Thema – Controlling holt auf

Einen großen Bedeutungszuwachs verzeichnet entsprechend dem schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld der Bereich Controlling & Finanzen. 59 Prozent der Befragten wollen nach eigener Aussage in den kommenden Monaten hier ihren Schwerpunkt setzen. „Auch in der 10. Studie gehört Controlling zu den Top-Effizienzhebeln“, erläutert Prof. Dr. Heimo Losbichler, Vorsitzender International Association of Controllers (ICV). „Immer dann, wenn die Bedingungen schwieriger werden, ist das Controlling besonders gefragt. Das ist verständlich, Controlling ist ein Schlüsselelement erfolgreicher Unternehmensführung im Auf- wie im Abschwung.“

Je nach Branche haben die Unternehmen unterschiedliche Prioritäten: Setzt die Automobilindustrie vor allem auf Produktion und Working Capital Management, stehen im Maschinen- und Anlagenbau eher das Produktportfolio, die Produktion und der Einkauf im Vordergrund.

Digitalisierung als Chance zur Neupositionierung

Das diesjährige Sonderthema Digitalisierung verdeutlicht, dass viele Befragten diesen Umbau ihrer Unternehmen als Chance zur strategischen Neuorientierung begreifen. „Leider werden vielerorts Automatisierung und Digitalisierung gleichgesetzt“, bedauert Knapp. „Dabei haben die beiden Aktionen nicht nur unterschiedliche Mechaniken, sie haben vor allem ganz unterschiedliche Folgen. Wer ausschließlich auf Automatisierung setzt, schafft sich mittelfristig selbst ab.“

Das deckt sich mit der Einschätzung der Studienteilnehmer: Jeder zweite sieht Unternehmensfunktionen durch eine reine Automatisierung bedroht. 70 Prozent der Befragten gehen deswegen davon aus, dass sich Funktionen über ihren Mehrwert für das Unternehmen neu positionieren müssen.

Insbesondere für die Funktionen Finanzen & Controlling sowie Logistik sehen die Befragten gute Chancen einer Neupositionierung. „Die Digitalisierung bringt für das Controlling mehr Chancen als Risiken“, prognostiziert Prof. Losbichler. „Controllerinnen und Controller sollten sie jetzt ergreifen, damit ihr Bereich auch in der digitalen Zukunft ein unverzichtbarer Value Generator bleibt.“

Eine Zusammenfassung des Operations Efficiency Radar 2019 steht hier zum kostenlosen Download bereit. Jürgen Frisch

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