4 Schritte optimieren die schwierige Personalsuche

Wenig qualifizierte Bewerber, unzuverlässige Kandidaten und ein starker Wettbewerb um Fachkräfte – damit kämpfen viele Personalchefs. Sum Total Systems, ein Spezialist für Personalsoftware, gibt Unternehmen vier Tipps, um das Recruiting zu optimieren.

Branchen-Events zum Themenfeld, Personalentwicklung und Mitarbeiterfortbildung sind nach der langen Corona-Pause in diesem Jahr besonders gut besucht. Im Fokus stehen auf vielen Veranstaltungen das Thema Rekrutierung und der Fachkräftemangel. In einer gemeinsamen Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa und der Jobplattform Xing gaben über die Hälfte (52 Prozent) der befragten Unternehmen an, dass sie aktuell größeren Herausforderungen bei der Personalsuche gegenüberstehen als vor der Pandemie. Jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) findet zudem, dass die Mitarbeiterfluktuation gestiegen sei.

„Der wichtigste Schritt, an den Unternehmen beim Recruiting denken sollten, besteht darin, die Abläufe sowohl für Ihre Kandidaten als auch für Ihr Team zu vereinfachen“, erläutert Doris Pearce-Niederwieser, Customer Sales Director vom Sum Total Systems.
Quelle: Sum Total Systems

Ein ähnliches Bild ergab sich auch auf der Fachmesse Learning Technologies 2022, auf der das Team von SumTotal Systems 150 Lernexperten zu aktuellen Herausforderungen im Bereich Personalrekrutierung und -entwicklung befragte. 55 Prozent der Befragten geben an, dass sie aktuell größere Schwierigkeiten bei der Rekrutierung haben. 60 Prozent erwarten aufgrund der politischen Unruhen und wirtschaftlichen Entwicklungen zusätzliche Herausforderungen. Personalverantwortliche und Führungs-Teams aus allen Branchen kämpfen mit Hindernissen, wie einer geringen Anzahl qualifizierter Bewerber, unzuverlässigen Kandidaten und einem starken Wettbewerb um Fachkräfte.

Auf Basis der Diskussionen auf den Branchen-Events sowie aus der Erfahrung mit Kunden und Partnern hat die Organisationspsychologin Doris Pearce-Niederwieser von SumTotal Systems vier Tipps zusammengestellt, wie Unternehmen ihren Rekrutierungsprozess verbessern.

  1. Einstellungsprozess überprüfen

Überprüfen und bewerten Sie Ihren aktuellen Rekrutierungsprozess. Gibt es überflüssige Schritte, die ersetzt werden können? Können bestimmte Routinen automatisiert werden? Kann man besonders große „Zeitfresser“, wie das Koordinieren von Zeitplänen, optimieren? Laut Glassdoor beträgt die durchschnittliche Dauer des Einstellungsprozesses in den USA 23,4 Tage und auch für Deutschland sieht das Portal vier Wochen als üblich. Unternehmen, denen es gelingt die Prozesse zu verschlanken, können Vakanzen schneller besetzen und gleichzeitig die Erfahrungen während der gesamten Bewerbungs- und Onboarding-Phase für die neuen Mitarbeiter verbessern. Selbst das Wegfallen kleiner manueller Aufgaben, wie das Posten von Stellenbeschreibungen auf einzelnen Websites, kann auf lange Sicht viel Zeit sparen. Potenzial zur Optimierung ist reichlich vorhanden. Laut dem Digital Riser Report hinkt Deutschland bei der Digitalisierung von HR-Prozessen im Vergleich zu anderen Industrienationen stark hinterher: Bei den G7-Staaten liegt Deutschland auf dem vorletzten Platz (minus 52 Ränge in den letzten drei Jahren) und bildet in der G20-Gruppe neben Italien und Indien eines der Schlusslichter.

  1. Auf interne Rekrutierung fokussieren

Nach Angaben der Agentur für Arbeit bleiben aktuell in Deutschland Stellen durchschnittlich 127 Tage unbesetzt. Allerdings sitzt vielleicht schon ein paar Schreibtische von Ihnen entfernt ein ausgezeichneter Kandidat! Wenn Sie ihn oder sie auswählen, wissen Sie nicht nur, dass dieser interne Mitarbeiter hervorragend zur Unternehmenskultur passt, sondern tragen auch dazu bei, die Mitarbeiterbindung insgesamt zu fördern. Laut LinkedIn ist die Betriebszugehörigkeit von Mitarbeitern in Unternehmen mit vielen internen Neueinstellungen um 41 Prozent länger als in Unternehmen mit geringeren internen Neueinstellungen. Es stimmt zwar, dass dieser interne Kandidat möglicherweise nicht über alle Hard Skills verfügt, nach denen Sie suchen, aber die Einstellung nach Potenzial statt nach Erfahrung kann ihre eigenen Vorteile haben. Sie füllen die Rolle nicht nur schneller aus, sondern können Ihrem Team auch frische Augen und vielfältige Erfahrungen hinzufügen.

  1. Rekrutierungskanäle zeitgemäß nutzen

Die Datenplattform data.ai hat in einem umfassenden globalen Bericht herausgefunden, dass wir 4,8 Stunden pro Tag in mobilen Apps verbringen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass Ihr System auf einem Mobilgerät genauso einfach zu navigieren ist wie auf einem Desktop. Können Kandidaten bereits erstellte Lebensläufe oder Profile von Orten wie Google Drive und LinkedIn nutzen? Die Verringerung der mit dem Bewerbungsprozess verbundenen Reibungsverluste ist eine einfache Möglichkeit, das Bewerbervolumen zu erhöhen.

  1. Verstehen, was potenzielle Mitarbeiter motiviert

Wir alle wissen, dass ein wettbewerbsfähiges Gehalt Bewerber anzieht. Daneben gibt es aber für viele Interessenten heute viele weitere wichtige Entscheidungskriterien, um eine Stelle zu bewerten. Diese gilt es zu hinterfragen: Zu welcher Art von Organisation wollen die Kandidaten gehören? Was sind ihre kurzfristigen und langfristigen Zielsetzungen? HR-Profis und Employee Experience Officer, ermutigen ihre Rekrutierungsteams, zu verstehen, in welcher Karrierephase sich ein Kandidat befindet, um die Stellenbeschreibung entsprechend anzupassen. Erhoffen sich die Kandidaten, bestimmte Fähigkeiten zu erlernen? Wie wollen sie sich beruflich weiterentwickeln? Laut der genannten forsa-Studie ist die Erwartungshaltung von Jobsuchenden gestiegen. Zusätzlich zu Gehalt und Tätigkeit sind die Vereinbarkeit von Beruf und Karriere (75 Prozent), Jobsicherheit (73 Prozent), flexible Arbeitszeiteinteilung (68 Prozent), Unternehmenskultur (65 Prozent) und gutes Führungsverhalten (64 Prozent) besonders wichtige Kriterien. Der Aspekt Nachhaltigkeit (37 Prozent) gewinnt aktuell ebenfalls an Bedeutung. Das Verständnis dieser Motivationen wird Personalchefs helfen, eine bessere Verbindung zu potenziellen Mitarbeitern aufzubauen und einen ansprechenden Karrierepfad zu präsentieren.

„Der wichtigste Schritt, an den Unternehmen denken beim Recruiting sollten, besteht darin, die Abläufe sowohl für Ihre Kandidaten als auch für Ihr Team zu vereinfachen“, resümiert Doris Pearce-Niederwieser. Angst vor einer neuen Denkweise ist fehl am Platz. 55 Prozent der auf der Learning Technologies 2022 befragten HR-Experten gaben an, dass die wirtschaftliche Unsicherheit ihre Organisation gezwungen habe, ihren Rekrutierungsprozess anzupassen.      Jürgen Frisch

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