SAPs HANA-Pricing gibt Anwendern Rätsel auf

Volumenbasiert oder als Aufschlag auf die Wartungsgebühren – so lauten die Lizenzvarianten für SAP HANA. Wann welches Modell zur Anwendung kommt, ist bislang wohl nicht vollkommen klar. (Ausgabe 10/2013)

Beruhigende Worte von der SAP: „Das Lizenzmodell für SAP HANA ist nicht wirklich kompliziert“, erklärt Christian Rodatus, Senior Vice President SAP HANA Sales bei SAP. „Der Anwendungsfall bestimmt den Betrag, den die Unternehmen bezahlen. Die Preismodelle, die wir für SAP HANA anwenden, sind auch bei anderen Marktteilnehmern in ähnlicher Form durchaus üblich.“
Drei verschiedene Preisvarianten listet Rodatus auf. An erster Stelle steht das volumenbasierte Modell. Hier berechnet sich die Lizenzzahlung nach der Größe der Datenbank. „Dieses Modell findet vorwiegend dort Anwendung, wo es um entscheidungsunterstützende Anwendungen im Bereich Data Marts oder Data Warehouse geht. Das gilt insbesondere für kundenspezifische Data Marts, die Daten nicht nur aus SAP-Anwendungen, sondern auch aus anderen Anwendungen beziehen.

15 Prozent Aufschlag auf den Wartungspreis

Die zweite Lizenzvariante orientiert sich am Software Maintenance Base Value (SMBV), also der Basis für die Wartungsgebühren. Die Lizenz berechnet sich als Anteil auf diesen Basispreis der mit SAP HANA verbundenen Applikationen. Ein Beispiel dafür ist die Limited Runtime Edition für Applikationen (LREA), die bei SAP Business Suite on HANA Anwendung findet. Dies wird mit 15 Prozent des SMBV lizensiert. Dabei gibt es keine Größenbeschränkung für die Datenbank.
Die dritte Variante ist die Runtime-Lizenz für SAP BW. Diese findet beispielsweise bei SAP-BW-Installationen Anwendung, die ein Unternehmen im Rahmen des Rollouts der SAP Busines Suite implementiert hat. Hier haben Unternehmen eine Wahlmöglichkeit: Entweder sie zahlen eine achtprozentige Lizenzgebühr auf den Software Mainternance Base Value der mit SAP HANA integrierten Business-Suite-Anwendungen, und das ohne Größenbegrenzung bei SAP BW. Oder aber die Unternehmen bezahlen  60 000 Euro. „Der Kunde kann die Rechnung aufmachen und die Variante nehmen, die für ihn billiger kommt“, erläutert Rodatus. Diese Wahlmöglichkeit bestehe allerdings nur, solange ausschließlich SAP-Applikationen mit dem SAP BW interagieren.
Will ein Unternehmen auch Nicht-SAP-Anwendungen einbinden und Daten in andere Systeme verteilen, findet die Full Use Enterprise License Anwendung. „Diese Lizenz umfasst Datenverteilungsrechte“, erläutert Rodatus. „Die vorwiegenden Anwendungsfälle sind komplexere Data Marts und kundenspezifische Data-Warehouse-Lösungen.“ Enthalten darin ist die beliebige Verwendung der SAP-HANA-Datenbank. Das Pricing für die Full Use Enterprise License orientiert sich laut Wall Street Journal ausschließlich an der Größe der Datenbank.
Auf kleine Unternehmen und Partner zielt die kostengünstige Version SAP HANA Edge. Zudem kann SAP HANA als Cloud-Service genutzt werden. Hierfür müssen Anwender eine Lizenz kaufen. Ein reines Mietmodell ist derzeit nicht verfügbar.

Wechsel des Lizenzmodells wird für Unternehmen teuer

Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der SAP-Anwendergruppe DSAG und Leiter des Vorstandsressorts Operations/Service und Support findet die Lizenzbedingungen für SAP HANA nur auf den ersten Blick einfach. Im Detail könnten Unternehmen über Fußangeln stolpern: „Ein Unternehmen kauft beispielsweise SAP HANA für 15 Prozent Aufschlag auf den Lizenzwert des zugrundeliegenden SAP-Systems, um SAP ERP darauf zu betreiben. Nun kann es passieren – und das sind nicht einfach erkennbare Gründe, auch teilweise nicht abwendbar – dass durch den Kauf eines Add-ons plötzlich die volumenbasierte Lizenzierung zur Anwendung kommt. Damit kann sich das Pricing verzehnfachen oder sogar verzwanzigfachen.“ Ein konkretes Beispiel für ein Add-on, das eine solche Preiserhöhung auslöst, kann Oczko nicht nennen. „Die Gründe für einen solchen Wechsel des Lizenzmodells sind schwer zu identifizieren. Auch ein SAP Account Executive hat unter Umständen gar keine Möglichkeit, festzustellen, welches Pricing konkret zur Anwendung kommt.“
Um der Schreckensvision einer Verzehnfachung der Datenbankgebühren die Spitze zu nehmen, hat die DSAG mit der SAP Gespräche aufgenommen. Resultate liegen zwar noch nicht auf dem Tisch, aber Oczko ist guter Dinge: „Die SAP hat das Problem erkannt und versucht, gemeinsam mit uns das Pricing zu präzisieren und den Kunden Planungssicherheit zu geben. Wir entwickeln Szenarien, wann welches Preismodell gilt und was dabei zu beachten ist.“

SAP-Konsolidierung erfordert eine HANA-Enterprise-Lizenz

Spannend wird für Unternehmen der Wachstumspfad, beispielsweise der Start mit SAP ERP on HANA, im zweiten Schritt die Erweiterung mit SAP BW on HANA und schließlich das Anbinden von Dritthersteller-Systemen. Klassischerweise hieße das im ersten Schritt 15 Prozent, im zweiten Schritt weitere acht Prozent oder 60 000 Euro und schließlich eine Migration auf die Full Use Enterprise Lizenz. Den letztgenannten Schritt betrachtet Rodatus vorrangig als Architekturstrategie. Unternehmen planten, wie sie ihre SAP-Landschaft über die nächsten Jahre konsolidieren. Es ginge dabei um die Frage, was sich physisch oder semantisch auf einer Plattform integrieren lässt.  „Viele Kunden kaufen die Full Use Enterprise Edition, weil sie Pläne im Applikations-Rollout und im Rahmen der Systemkonsolidierung haben. SAP verzeichnet in einer sogenannte White List Anwendungen, die entweder physisch oder semantisch auf einer Datenbankplattform laufen.“

Solid State Disks sparen bei der Volumen-Lizenz

Oczko betrachtet die Konsolidierung von SAP-Systemen als eine sehr große Chance. Schließlich beschäftigt sich die DSAG bereits seit Jahren damit, die Komplexität und auch die Kosten von SAP-Landschaften in den Griff zu bekommen: „Was die Lizenz für SAP HANA angeht, kann die Datenbankkonsolidierung und die Anbindung von Drittsystemen recht teuer werden. Auf der anderen Seite liegen in einer Vereinheitlichung der SAP-Landschaft enorme Potenziale.“ Befürchtungen, dass die hohen Kosten für SAP-HANA-Lizenzen eine Konsolidierungsrechnung erschweren, erteilt Oczko eine klare Absage: „Für die Konsolidierung gibt es ein klar vordefiniertes Lizenzmodell. Die Parameter, die Sie hier spielen können, lauten, ob Sie sämtliche in den Hauptspeicher schieben oder nur ein Subset, und den Rest auf konventionellen Festplatten oder auf Solid State Disks lagern.“ SAP bietet hier eine Architekturvariante, bei der die wichtigsten Daten in SAP HANA lagern und der Rest in Sybase IQ: „Hier können Unternehmen die Lizenzkosten für das volumenbasierte Pricing reduzieren“, erläutert Oczko. „Die Rechnung, welche Variante am besten passt, muss jedes Unternehmen für sich selbst anstellen. Eine generelle Empfehlung ist hier nicht möglich.“ jf

Die Experten

„Wenn durch den Kauf eines Add-ons plötzlich die volumenbasierte Lizenzierung zur Anwendung kommt, kann sich das SAP-HANA-Pricing verzehnfachen“, warnt Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der SAP-Anwendergruppe DSAG.

„Wenn durch den Kauf eines Add-ons plötzlich die volumenbasierte Lizenzierung zur Anwendung kommt, kann sich das SAP-HANA-Pricing verzehnfachen“, warnt Andreas Oczko, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der SAP-Anwendergruppe DSAG.

„Der Anwendungsfall bestimmt den Betrag, den die Unternehmen für SAP HANA bezahlen“, erklärt Christian Rodatus, Senior Vice President SAP HANA Sales bei SAP. „Die Preismodelle, die wir anwenden, sind auch bei anderen Marktteilnehmern in ähnlicher Form durchaus üblich.“

„Der Anwendungsfall bestimmt den Betrag, den die Unternehmen für SAP HANA bezahlen“, erklärt Christian Rodatus, Senior Vice President SAP HANA Sales bei SAP. „Die Preismodelle, die wir anwenden, sind auch bei anderen Marktteilnehmern in ähnlicher Form durchaus üblich.“

 

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