Oraylis kritisiert Vergleich zweier Analytik-Tools

MS Power BI ist teurer als Tableau, behauptet eine Studie des International Institute of IT Economics. Oraylis kritisiert Zahlen und Messmethode und regt stattdessen einen Vergleich auf Basis der Funktionalitäten an.

Kostenvergleich: Tableau hat eine Studie des International Institute of IT Economics veröffentlicht, welche die Gesamtbetriebskosten der Analysewerkzeuge Tableau und Microsoft Power BI vergleicht. Demnach sei das Self-Service-Tool von Tableau um 29 Prozent günstiger als das Konkurrenzprodukt von Microsoft. Damit wäre ein wichtiges Argument für MS Power BI widerlegt. Laut einem Blog-Beitrag von Jens Kröhnert, Principal Consultant bei der Oraylis GmbH wirft die Studie allerdings bei genauerer Betrachtung viele Fragen auf. „Offenkundig wurden bei der Bewertung unterschiedliche Voraussetzungen zu Grunde gelegt, damit die Zahlen zugunsten von Tableau ausfallen.“

Installationskosten zu hoch angesetzt

„Die berechneten Werte entsprechen in vielerlei Hinsicht nicht den Erfahrungen, die wir mit beiden Anwendungen gemacht haben“, erläutert der Consultant. Konkret unterscheide die Studie zwischen den Kosten für die Plattform sowie dem Personalaufwand im Kontext von Installation, Support, Training und Anwendung. Bei den reinen Software-Kosten zeige sich das bekannte Bild: MS Power BI sei 76 Prozent günstiger. Insgesamt liege Microsoft rund 60 Prozent unter den Platform Costs von Tableau.

Plattformkosten vergleicht die Studie ‚Tableau Total Cost of Ownership‘ laut Oraylis mit dem angenommenen Personalaufwand bei MS Power BI. Quelle: Oraylis

Plattformkosten vergleicht die Studie ‚Tableau Total Cost of Ownership‘ laut Oraylis mit dem angenommenen Personalaufwand bei MS Power BI. Quelle: Oraylis

Als „überraschend“ bezeichnet Kröhnert allerdings enormen Employee Labor Costs, welche die Studie für MS Power BI errechnet: „Für Installation, Setup und Support werden bei MS Power BI über 20.000 US Dollar veranschlagt. Das entspricht etwa 20 Manntagen. Oraylis hat allerdings bei einer Vielzahl von MS Power BI-Projekten für die vollständige Inbetriebnahme nie länger als zwei Tage benötigt.“ Der Grund für diese Diskrepanz sei in einer unzutreffenden Prämisse zu suchen: „Die Studie behauptet, dass für den Betrieb von MS Power BI prinzipiell Vorsysteme notwendig sind. Tatsächlich handelt es sich lediglich um ein ´Kann´, aber niemals um ein ´Muss´.“ Zudem müssten auch bei Tableau Datenquellen eingerichtet werden, wenn der Kunde danach verlangt.“

 Vorteile werden ins Gegenteil verkehrt

Bei den anderen Punkten argumentiere die Studie ähnlich, kritisiert Kröhnert. „Die Verantwortlichen verweisen auf einen hohen Schulungsaufwand, da MDX als Programmiersprache erlernt werden müsse. Allerdings benötigt Tableau in entsprechenden Anwendungssituationen ebenfalls MDX. Zudem wird der Einsatz von DAX kritisiert, obwohl MS Power BI dadurch Möglichkeiten eröffnet, die Tableau gar nicht bietet.“ Auch beim Thema Datenanalyse und -exploration lasse sich die Liste der Widersprüche weiterführen. „Laut Studie soll der Aufwand in komplexen Projekten bei MS Power BI um 86 Prozent höher liegen. Unsere Projekterfahrungen zeugen auch hier vom Gegenteil, da spezifische Komponenten von MS PowerBI eher für eine Arbeitserleichterung gegenüber Tableau sorgen.“

„Die Studie vom International Institute of IT Economics erweckt den Eindruck, dass mit fraglichen Zahlen der unbestreitbare Kostenvorteil von MS Power BI ins Gegenteil verkehrt werden soll“, kritisiert Jens Kröhnert, Principal Consultant bei der Oraylis GmbH. Quelle: Oraylis

„Die Studie vom International Institute of IT Economics erweckt den Eindruck, dass mit fraglichen Zahlen der unbestreitbare Kostenvorteil von MS Power BI ins Gegenteil verkehrt werden soll“, kritisiert Jens Kröhnert, Principal Consultant bei der Oraylis GmbH. Quelle: Oraylis

Zusammenfassend erwecke die Studie laut Kröhnert den Eindruck, dass mit fraglichen Zahlen der unbestreitbare Kostenvorteil von MS Power BI ins Gegenteil verkehrt werden solle. „Den harten Fakten in Form konkreter Anschaffungskosten werden diverse weichere Werte gegenübergestellt, die wir aus unseren Praxiserfahrungen nicht bestätigen lassen“. Statt des beschriebenen Kostenvergleichs plädiert der Oraylis-Consulter für eine Versachlichung der Diskussion: „Beide Werkzeuge zeichnen sich in unterschiedlichen Anwendungssituationen durch besondere Stärken aus. Auf dieser Ebene sollten Argumente ausgetauscht werden, um dem Kunden eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen.“ Jürgen Frisch

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