Lünendonk: Deutsche Unternehmen hadern mit der Digitalisierung

Lange Entscheidungszyklen, geringe Fehlertoleranz und ein enger Blick bei der Partnerwahl – das behindert Lünendonk hierzulande die Digitalisierung. Zudem hätten nur wenige Manager eine konkrete Vorstellung von Innovation.

In den meisten Branchen, wie Industrieproduktion, Handel, Chemie/Pharma und Logistik, herrscht ein langsames Tempo im Hinblick auf Entwicklung und Vermarktung digitaler Geschäftsmodelle und Innovationen. Das zeigt die Lünendonk-Trendstudie ‚Wie digitalisieren Sie Ihr Business? – Mehrwerte schaffen durch Digitale Transformation‘. bei der die IT-Dienstleister Cognizant und Lünendonk mehr als 120 CIOs, Chief Digital Officer und Fachbereichsentscheider aus dem gehobenen Mittelstand mit mehr als 2.500 Mitarbeitern sowie aus Großunternehmen und Konzernen befragt haben.Die wissenschaftliche Begleitung der Studie übernahm Prof. Dr.Peter Buxmann, Inhaber des LehrstuhlsWirtschaftsinformatik der TU Darmstadt.

Hierarchie verzögert Entscheidungen

Viele Unternehmen sind demnach geprägt durch hierarchische Organisationen, lange Entwicklungszyklen und einen hohen Qualitätsanspruch bei gleichzeitig geringer Fehlertoleranz. Die Perspektive bei der Strategieentwicklung und Innovationsentwicklungsei häufig sehr stark auf die eigene Branche bzw. das engere Wettbewerbsumfeld gerichtet. All das stelle genau das Gegenteil dar vom Konzept erfolgreicher Vertreter der Digitalisierung wie Amazon, Zalando, Google, und Alibaba.

Innovationspartner nur fern von eigenen Geschäft

Allerdings zeigt die Lünendonk-Studie, dass die Unternehmen zweigleisig fahren und sich neben den klassischen moderne Innovationsmethoden etabliert haben. So entwickeln 92 Prozent der befragten Betriebe ihre Innovationen zwar innerhalb der eigenen Organisation. 98 Prozent setzen jedoch auch auf die Kooperationen mit Partnern, um Innovationen zu entwickeln und auf ihre Marktreife vorzubereiten. „Gerade bei Themen, die fern vom bisherigen Geschäftsmodell sind, öffnen sich Unternehmen“, beobachtet Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk. „Anders haben sie auch keine Chance, an Kreativität und neuen Ideen zu kommen.“

Mit Start-Ups kooperieren nur Konzerne

Auffallend ist laut Studie allerdings, dass Start-ups bei den meisten Unternehmen bei der Wahl zum Kooperationspartner eine untergeordnete Rolle spielen. Nur etwa ein Viertel der Studienteilnehmer nutzt diese jungen Unternehmen als externen Innovationspartner. „In der Regel sind es die großen Konzerne, die Start-ups in die Innovationsentwicklung einbinden“, so Zillmann weiter. Im Gegensatz zum Mittelstand hätten die großen Konzerne die finanziellen Mittel, um Innovationszentren aufzubauen und ohne großen wirtschaftlichen Druck zu betreiben. Jedoch sollten alle Unternehmen sich den Start-ups und branchenfremden Unternehmen öffnen, denn nur dadurch könnten sie das Potenzial an Kreativität und frischen Ideen für Veränderung, Anpassung und Wachstum nutzen.

Luenendonk-Grafik

Wenn es um Innovation geht, kooperieren deutsche Unternehmen laut Lünendonk-Trendstudie am liebsten mit Kunden, Zulieferern und Hochschulen. Mit Start-Ups schließen sie allerdings nur selten eine Partnerschaft. Quelle: Lünendonk.

 Von Innovationen haben Manager kaum konkrete Vorstellungen

„Den Unternehmen fällt es schwer zu erkennen, welche Innovationen dabei helfen, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu generieren“, folgert Prof. Dr. Buxmann. „Die Resultate der Studie zeigen, dass die befragten Unternehmen eher auf Nummer sicher gehen, als neue, vielleicht auch unsichere Wege zu beschreiten.“ Vor allem in sogenannten Verteidigungszielen, wie etwa Bindung von Kunden oder Prozessverbesserungen, sähen die Studienteilnehmer derzeit Digitalisierungschancen. Im Gegensatz dazu rechneten sich die Manager für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder für die Erschließung neuer Märkte im Moment eher geringere Chancen aus.

Dieses Vorgehen kann laut Buxmann gefährlich werden: „Es entsteht ein Spannungsfeld, wenn Unternehmen wachstumsorientierten Themen nur geringe Chancen zuschreiben und gleichzeitig das Investitionsrisiko bei der Entwicklung digitaler Innovationen und Geschäftsmodelle als hoch einstufen. Auf lange Sicht gefährdet das Überlebensfähigkeit, denn am Ende des Tages selektiert der Kunde diejenigen Unternehmen, die kein digitales Erlebnis bieten, einfach aus.“

Die Studie kann kostenfrei unter www.luenendonk-shop.de oder unter www.digital.cognizant.de/drivingdigitalchange/ heruntergeladen werden. Jürgen Frisch

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