IT bremst die Digitalisierung im Mittelstand

Mittelständische Unternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Mit dem Zukunftsthema Digitalisierung beschäftigen sie sich aber kaum. Eine Studie der Dualen Hochschule Baden Württemberg geht der Frage nach, inwieweit die betriebswirtschaftlichen Systeme (ERP) für diese Anforderungen taugen.

Die Digitalisierung gilt als das Top-Thema der Wirtschaft für die nächsten Jahrzehnte. Expertenbetrachten den Mittelstandes als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschlands und verweisen auf zahllose Hidden Champions, die mit Innovationskraft, Flexibilität und Zuverlässigkeit glänzen. Die eigentlich logische Konsequenz, dass nämlich kleine und mittlere Unternehmen in der Digitalisierung eine führende Rolle einnehmen, scheint allerdings in weiter Ferne. Zahlreiche Studien, die sich mit dem Entwicklungsstand des Mittelstands in Sachen Industrie 4.0 beschäftigen, stellen deutliche Zurückhaltung, wenn nicht gar Ablehnung und Rückständigkeit fest.

Dir Gründe sind vielfältig: ein diffuses Begriffsverständnis, unzureichende Strategien – oder es fehlt schlicht das passende Handwerkszeug. Auch in kleineren Unternehmen haben sich Enterprise Resource Planning Systeme (ERP) als Fundament funktionsübergreifender Prozesse durchgesetzt. Für eine moderne Auslegung im Sinne der Digitalisierung (vernetzt, intelligent und in Echtzeit agierend) sind diese Systeme allerdings nur selten ausgelegt. Es stellt sich daher die Frage, wie Unternehmen die Herausforderung der Digitalisierung erfolgreich bewältigen sollen, wenn ihre IT-Basis hierfür nicht ausreicht.

„Vielen mittelständischen Unternehmen fehlen die IT-Systeme, um die Digitalisierung zu bewältigen“, berichten Prof. Dr. Florian C. Kleemann von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (links) und Tatjana Becker, Absolventin der DHBW im Bereich Industrielles Service Management und Mitarbeiterin der Protema Unternehmensberatung GmbH. Quelle: Duale Hochschule Baden-Württemberg

Leitfaden hilft bei der Auswahl des ERP-Systems

Genau dieser Frage hat sich die Duale Hochschule Baden Württemberg in einer kürzlich abgeschlossenen Untersuchung gewidmet. Zunächst haben die Forscher die wesentliche Elemente und Ausprägungen definiert, die ein ERP-System 4.0 annehmen kann. Im nächsten Schritt wurden diese Elemente mit den Charakteristika mittelständischer Unternehmen abgeglichen. Das Ergebnis dieses Abgleichs wurde dann in eine sogenannte Morphologische Toolbox überführt, aus der Mittelständler die für sich passenden Funktionalitäten und Aufwände auswählen können. Ein Leitfaden erleichtert die Anwendung und ermöglicht es, die Systemanforderungen strukturiert zu definieren. „So werden mittelständische Unternehmen beim ersten Schritt in die digitale „Readiness“ begleitet – und behalten dennoch die ihnen eigene Flexibilität“, berichtet Prof. Dr. Florian C. Kleemann von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, der sich mit Operations Management beschäftigt und nebenberuflich Unternehmen bei der Digitalisierung berät.

Einen ausführlichen Bericht über die Studie „ERP und Industrie 4.0“ der Duale Hochschule Baden Württemberg lesen Sie im is report 1/2018. Jürgen Frisch

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