Exklusiv-Interview: Der Markt verlangt nach spezialisierten Analysesystemen

Aaron Auld ist seit Juli 2013 CEO von Exasol und war zuvor seit 2009 Mitglied des Vorstands des Unternehmens.

Aaron Auld ist seit Juli 2013 CEO von Exasol und war zuvor seit 2009 Mitglied des Vorstands des Unternehmens.

Die Spezialisierung auf einen dezidierten Anwendungsfall betrachtet der neugewählte Exasol-CEO Aaron Auld als ideale Systemarchitektur. An universelle Datenbanken für Transaktionen und Analysen glaubt er nicht.

Wie lässt sich Ihre In-Memory-Datenbank EXASolution mit SAP HANA vergleichen? Was ist ähnlich, was machen Sie anders?

Beide Datenbanken arbeiten mit der In-Memory-Technologie, aber sie lassen sich dennoch nicht in einen Topf werfen. EXASolution wurde ausschließlich als Plattform für Analysen auf sehr großen Datenmengen entwickelt. Die Datenbank arbeitet massiv parallel. Wird der Hauptspeicher des ersten Servers zu klein, kann man einen neuen dazustellen. Das ist kostengünstiger, als einen Server mit mehreren Terabyte Hauptspeicher anzuschaffen. Im Gegensatz zu einer klassischen Datenbank sind bei uns sämtliche Algorithmen so ausgelegt, dass sie alle Daten im Hauptspeicher halten. Wegen der spaltenbasierten Verarbeitung müssen wir von einer Tabelle mit 100 Spalten lediglich die ein bis zwei Spalten in den Speicher laden, die für die Analyse interessant sind. Das ist sehr effizient.

SAP HANA kann laut SAP sowohl spalten- als auch zeilenbasiert arbeiten. Kann EXASolution das auch?

Nein, EXASolution arbeitet ausschließlich spaltenbasiert. Diese Datenhaltung eignet sich ideal für Analysen.

 SAP nutzt SAP HANA nicht nur als Analyse-Engine, sondern auch für Transaktionen. Da Transaktionen und Analysen in derselben Datenbank stattfinden, sollen Extraktion, Transformation und Laden (ETL) entfallen. Planen Sie so etwas mit Exasol auch?

Nein. Wir glauben, dass der Markt in Zukunft spezialisierte Systeme fordert, die für einen dezidierten Anwendungsfall hin optimiert sind. EXASolution ist ein solches System, und es spezialisiert sich auf die Analyse. Wir haben nicht den Anspruch, damit alle Probleme der Datenbankwelt zu lösen, denn wir glauben nicht, dass so etwas möglich ist.

Wie würden denn Exasol und SAP HANA zusammenarbeiten? Die Transaktionen in SAP HANA, und dann die Daten zur Analyse in Exasol extrahieren?

Genau so. Wobei sich dieses Szenario nicht auf SAP HANA beschränkt, sondern jedes operationale System umfasst. Mit ETL assoziieren viele Unternehmen einen Prozess, der sehr lange dauert und auch nur einmal pro Woche oder einmal am Tag läuft. Wir sind da mit einigen Kunden erheblich schneller und stoßen diesen Prozess halbstündlich oder gar einmal pro Minute an. Dann werden praktisch Daten in Echtzeit analysiert.

Haben Sie Kunden, die sowohl SAP HANA als auch Exasol einsetzen?

Nein, wir sehen SAP HANA praktisch gar nicht bei unseren Kunden. Wenn wir mit einem SAP-System zusammenarbeiten, ziehen wir die Daten typischerweise direkt aus den Transaktionsmodulen.

Auf welche Anwendungsfälle zielt die Analyse-Engine EXAGene?

EXAGene ist in einer Kooperation mit der Universität Augsburg entstanden und setzt auf EXASolution auf. Man kann sich EXAGene als Navigator für Unternehmensentscheidungen vorstellen. Eine typische Fragestellung wäre: Welches Produkt befriedigt die Erwartungen meiner Kunden und bringt dem Unternehmen gleichzeitig den höchsten Gewinn? Oder: Mit welcher Maschine fertige ich ein bestimmtes Produkt am günstigsten und bekomme die höchste Qualität? Die Spannungsfelder sind hierbei die Erwartungen der Kunden und der Gewinn beziehungsweise Kosten und Qualität. Eine Maschine, die ein Produkt sehr günstig produziert, ist oft in der Qualität nicht ganz so gut. Bei einer solchen Entscheidung gibt es keine generell richtige Antwort, sondern immer nur eine Abwägung verschiedener Möglichkeiten. Genau dabei soll EXAGene helfen.

Wie viele Installationen von EXASolution haben Sie im Markt?

Etwas mehr als 100 Installationen, die sich auf knapp über 50 Unternehmen verteilen.

Welche Markttrends sehen Sie in diesem Jahr bei analytischen Plattformen?

Neben der erwähnten Fokussierung auf spezialisierte Anwendungen beobachten wir die verstärkte Integration verschiedener Systeme zu einer Komplettlösung. Unternehmen nutzen beispielsweise Hadoop oder eine andere NoSQL-Datenbank im Backend und schalten EXASolution davor, um Rechenpower zu bekommen. Es wächst der Wunsch nach komplexen Auswertungen auf sehr großen Datenmengen. Das Management will sich nicht mehr auf klassisches Reporting beschränken, sondern prädiktiv Aussagen über die Zukunft treffen. Manche Unternehmen fahren Statistiken über mehrere Jahre, um das Verhalten und die Präferenzen ihrer Kunden kennen zu lernen und zu prognostizieren.

Was beobachten Sie bei der Integration von Business Intelligence in Geschäftsprozesse?

Analysen, die teilweise automatisch das operative Geschäft steuern, halten wir für einen sehr starken Trend. Das geht bis hinein in die Produktion, wo die Unternehmen entscheiden, auf welcher Maschine sie welches Produkt wann fertigen. Die Vision lautet, dass sich künftig jede Maschine die für sie optimalen Produkte zur Fertigung abholt. Alle Maschinen arbeiten für sich alleine, haben aber das gemeinsame Ziel, möglichst viel Umsatz für das Unternehmen zu erzielen. Wie bei einem Fußballspiel braucht es hier eine übergeordnete Instanz, die alle Informationen zusammenfasst, um Entscheidungen zu treffen die für das Gesamtsystem optimal sind. Beim Fußball ist das der Trainer, der bessere Entscheidungen trifft als jeder Spieler aus einem Blickwinkel. In der Fertigung könnte EXAGene bessere Entscheidungen treffen, als jede Maschine für sich. jf

 

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