Die Digitale Führungskultur in Europa ist von Land zu Land verschieden

40 Prozent der deutschen Unternehmen beschäftigen sich aktuell mit dem digitalen Wandel. In Großbritannien sind es gerade 1 Prozent. Wie sich das auf den Führungsstil auswirkt, variiert von Land zu Land erheblich. Dies zeigt eine von SAP gesponserte Studie von Oxford Economics.

Mehr als 4.100 Mitarbeiter und Führungskräfte aus 21 Ländern hat das Analystenhaus Oxford Economics für die Studie Leaders 2020 im zweiten Quartal 2016 befragt. Zu den befragen Führungskräften gehörten sowohl Vorstandsmitglieder als auch ihnen direkt unterstellte Manager. Für die Analyse wurden die Merkmale von Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und Spanien herangezogen, die in der digitalen Wirtschaft erfolgreich sind.

16 Prozent aller Unternehmen profitieren stark vom digitalen Wandel

Oxford Economics untersuchte verschiedene gemeinsame Erfolgsfaktoren von umsatzstarken Firmen und ermittelte so eine Gruppe von Unternehmen, die von der digitalen Wirtschaft in besonderem Maße profitieren: die sogenannten ‚Digital Winners‘. Global zählen zu dieser Gruppe 16 Prozent der befragten Unternehmen. In Europa unterscheiden sich laut Studie die Führungsstile der ‚Digital Winners‘ von Land zu Land erheblich: Deutschland (41 Prozent) und Spanien (22 Prozent) lagen über dem globalen Durchschnitt, gefolgt von Frankreich (15 Prozent), Russland (3 Prozent) und Großbritannien (1 Prozent).

„Der digitale Wandel wirkt sich massiv auf Arbeit und Arbeitsverhältnisse aus“, berichtet Mike Ettling, President von SAP SuccessFactors. „Die Studie zeigt, dass viele Führungskräfte nicht nur in Europa auf die sich verändernden Anforderungen noch nicht vorbereitet sind. Dabei ist jetzt die Zeit gekommen, um die Weichen für eine erfolgreiche digitale Zukunft zu stellen. Manager müssen sich besser auf ihre Belegschaft einstellen oder laufen sonst Gefahr, auf globaler Ebene ihre Spitzenposition einzubüßen.“

Die Gewinner der Digitalisierung haben vier Gemeinsamkeiten

Die von der Studie identifizierten ‚Digital Winners‘ weisen folgende Gemeinsamkeiten auf:

  • Vielfalt und Inklusion leben: Weltweit zeichnet digitale Vorreiter eine größere Vielfalt im mittleren Management und ein höherer Frauenanteil in der Belegschaft aus. Viele europäische Unternehmen haben in Sachen Diversity noch Nachholbedarf. Besser sieht es hier bei wirtschaftlich erfolgreichen Firmen mit höherem Management aus. Im Durchschnitt berichteten 39 Prozent der internationalen Unternehmen von wirkungsvollen Programmen zur Förderung von Vielfalt. Im Gegensatz dazu sind es in Großbritannien 38 Prozent, in Deutschland 36 Prozent, in Frankreich 34 Prozent und in Spanien und Russland jeweils 32 Prozent.
  • Führungskräfte der Generation Y aufbauen: Nahezu alle europäischen Unternehmen berichten, dass der Anteil von Millennials in Führungspositionen im Vergleich zum globalen Durchschnitt geringer ausfällt. Lediglich Russland liegt mit 31 Prozent über dem weltweiten Durchschnitt (17 Prozent). Firmen in Deutschland (16 Prozent), Spanien (6 Prozent), Großbritannien (5 Prozent) und Frankreich (1 Prozent) müssen hingegen die Generation Y noch besser integrieren, um den digitalen Wandel zu beschleunigen. Weltweit betrachten Millennials in Führungspositionen die digitale Reife ihres Unternehmens eher pessimistisch. Sie bewerten die in ihrem Unternehmen vorhandenen Führungskompetenzen um 15 bis 23 Prozentpunkte schlechter als Nicht-Millennials. Dies gilt für Faktoren wie das Erleichtern der Zusammenarbeit, der Umgang mit Vielfalt, das Geben von Feedback und das Vermeiden von Bürokratie.
  • Mitarbeiter einbinden und fördern: Laut der Studie sind Mitarbeiter in Unternehmen mit fortschrittlichem Führungsstil zufriedener und zeigen zudem ein größeres Engagement. Außerdem suchen sie mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit nach einer neue Stelle. Großbritannien (91 Prozent) und Deutschland (87 Prozent) schneiden mit 87 Prozent zufriedenen oder sehr zufriedenen Mitarbeitern im weltweiten Vergleich der digitalen Vorreiter gut ab. Frankreich mit 76 Prozent, Spanien mit 64 Prozent und Russland mit 32 Prozent sind dagegen weit abgeschlagen. Auch bei der Frage, ob Mitarbeiter das Unternehmen nicht verlassen würden, wenn man ihnen eine andere Stelle anbietet, liegen Großbritannien (80 Prozent) und Deutschland (77 Prozent) über dem globalen Durchschnitt. Frankreich (72 Prozent), Spanien (56 Prozent) und Russland (32 Prozent) könnten allerdings von einer besseren digitalen Führungskultur profitieren.
  • Digitale Technologien für bessere Entscheidungen nutzen: Weltweit treffen digitale Vorreiterunternehmen 80 Prozent ihrer Entscheidungen auf der Grundlage von Daten. Bei allen Führungskräften sind dies nur 62 Prozent. Während sich einige europäische Länder wie Großbritannien (81 Prozent) und Spanien (65 Prozent) abheben, gibt die Mehrheit an, dass das Management zentrale digitale Kompetenzen entwickeln muss.

Eine detaillierte Aufschlüsselung der Studienergebnisse sowie Tipps für den Weg zum digitalen Vorreiterunternehmen finden sich hier. Jürgen Frisch

Kommentare sind deaktiviert